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SCHWEINFURT: Stephan Bauer in der Disharmonie: Ackern in der Hautfurche

SCHWEINFURT

Stephan Bauer in der Disharmonie: Ackern in der Hautfurche

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    Stephan Bauer denkt praktisch: „Am besten, man pflanzt sich erst mit 65 fort: Da muss man nachts ohnehin zehnmal raus.“
    Stephan Bauer denkt praktisch: „Am besten, man pflanzt sich erst mit 65 fort: Da muss man nachts ohnehin zehnmal raus.“ Foto: Foto: Uwe Eichler

    „Warum darf man keine Tiere essen, wenn die doch aus Fleisch bestehen?“ Stephan Bauer versteht die Welt nicht mehr, nicht erst seit der Scheidung: ein eher melancholischer, zerknautschter Ego, der Vegetariern fleischfressende Pflanzen schenkt, aus Gehässigkeit. Sollen die ruhig weiter vor sich hin vegetieren. In Sozial- und Liebesdingen steht da eher ein neurotischer Monk als ein Macho auf der Bühne der Disharmonie. Ein Mann voller Komplexe.

    Die Neue ist 25, Traumfigur, und ziemlich selbstständig. Er ist das alles (nicht mehr) so ganz, darf dafür den gemeinsamen Mops Gassi führen. Wenn der nicht gerade am Kaugummi klebenbleibt, eignet er sich ganz gut gegen Einbrecher: als Wurfgeschoss. „Warum heiraten? Leasing tut's auch“, heißt die neueste Lebensbeichte des Comedians („7 Tage, 7 Köpfe“ „Quatsch Comedy Club“) – der Name ist Programm.

    Der junggebliebene Mittdreißiger, Jahrgang '68, ist eigentlich schüchtern, war vor Kummer und Einsamkeit lange selber ziemlich mopsig: „Es gab Zeiten, da hat es, wenn ich mich in die Badewanne gesetzt habe, das Wasser im Klo hochgedrückt.“ Da hilft auch kein Besuch in der Schönheitsfarm, von wegen Ackern in der Hautfurche. Und bei Liebeshelferchen wie Nashornpulver geht ein Mann wie er höchstens auf Landrover los. Eifersüchtig ist er auf seine neue Flamme, kontrolliert akribisch die Unterwäsche: Wer zum Beispiel ist H&M? Dann das Thema Nachwuchs: „Ich möchte, dass du die Mutter meiner Kinder wirst“, lässt er seine neue Eroberung wissen. Doch da kommt nur ein lapidares: „Wie viele hast du denn schon?“ Nein, jetzt will er selber das Video vom Freund nicht mehr sehen, von der Geburt des Sohnemanns. Andererseits, wenn's ein Video von der Zeugung gäbe. . . Am besten, man pflanzt sich erst mit 65 fort: „Da muss man nachts ohnehin zehnmal raus.“ Viel Frust mit der Lust beim Wahlbonner also, dem Mann ohne Requisiten, der bei Tübingen aufgewachsen ist. Zielsicher, knallhart und mit Verblüffungseffekt bringt er seine Pointen, nicht immer allzu tiefschürfend und funkelnd, aber das Publikum leidet gerne mit: Selbstachtung kann sich kein Mann mehr leisten. Mit Mitte 40 bleibt nicht mal das nahende Ende als Trost: „Da oben sitzt Gott im Paradies und glotzt auch nur Bauer sucht Frau.“ Uwe Eichler

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