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WIPFELD: Sternstunden der Kulturgeschichte

WIPFELD

Sternstunden der Kulturgeschichte

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    Albrecht Dürer: Selbstporträt als 13-Jähriger.
    Albrecht Dürer: Selbstporträt als 13-Jähriger. Foto: Foto: Albergna Wien

    „Man hat gemerkt, dass den Besuchern ihr Celtis nicht wurscht ist“, vermerkte der Geisteswissenschaftler Thomas Schauerte, der zum Literaturhaus kam, um ein schwergewichtiges historisches Thema zu vermitteln, das auch für heute aufschlussreiche Parallelen aufzeigen kann. Wegen der zahlreichen Gäste zog man zum Vortrag ins benachbarte Rathaus um.

    Conrad Celtis, der Winzersohn aus Wipfeld, war ein berühmter Denker des deutschen Humanismus, der wohl wirkungsmächtiger war, als wir uns heute vorstellen können. Celtis stand an einer Epochenschwelle, die unter anderem durch den Buchdruck ausgelöst wurde. So wie heute die Computertechnik die Welt verändert, so brachte Gutenbergs Erfindung nicht nur Bücher unter die Menschen, sondern auch ein gewandeltes Menschenbild hervor, das sich einerseits auf die Ideale der klassischen Antike bezog und andererseits sich von der hierarchischen Autorität der Kirche emanzipierte.

    Martin Luther reformierte das Verhältnis von Mensch und Kirche, die Geisteswissenschaft emanzipierte sich aus den Klöstern in die Gesellschaft hinein, die Naturwissenschaften etablierten sich als eigenständige Disziplin. Der Mensch als selbstständig denkendes Wesen begann in den Mittelpunkt der Welt zu rücken. In diesen Umbrüchen wirkten Celtis und Dürer.

    Als besonderes Thema habe für Celtis gegolten, wie man Themen der Literatur illustrieren könne, so Schauerte. Der sehr anspruchsvolle Denker sei auf den begabten Albrecht Dürer gestoßen, als Bücher ihren Weg aus den Klöstern in die Stuben bildungshungriger Bürger fanden und den geistig-ethischen Diskurs massiv verbreiteten. Ab 1496 seien die Beziehungen Celtis und Dürers konkret fassbar. Als Sternstunden der Kulturgeschichte dürften sich die Begegnungen der beiden vor allem hinsichtlich der medialen Verbreitung von Gedanken um Menschenrechte, Menschenwürde und Menschenbild erweisen. Celtis vermittelte unter anderem Senecas antike Stoffe an den lateinunkundigen Dürer. Über den Weg des Bildes konnten moralische Haltungen auf neue Weise deutlich gemacht werden.

    Bücher und Bilder können die Welt verändern. Dies zeigte sich vor rund 500 Jahren im Humanismus als der modernsten geistigen Bewegung der Zeit. Die neuen Verbreitungsmöglichkeiten brachten neue Diskussionsfelder für die moralische Erziehung des Menschen mit sich. Eigentlich ein aktuelles Thema im Zeitalter der digitalen Revolution.

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