Wenn die Bewohner des Neubaus nahe der Straße nach Gerolzhofen im Dingolshäuser Baugebiet „Mönchstockheimer Weg III“ in Zukunft aus den Fenstern im Erdgeschoss schauen, dann werden sie fast auf Augenhöhe mit der neuen Straße sein, die momentan an der Nordseite entsteht. Oder aber mit der Grasnarbe im Garten des Nachbarn, wenn der sein Grundstück mit der Straßenhöhe nivellieren sollte.
So war das nicht gedacht, als Rainer Möslein als Erster in diesem Neubaugebiet zu bauen anfing. Möslein ging davon aus, dass die Straße auf dem Niveau seines Grundstücks verlaufen wird. Doch nun liegt sein Baugrund rund einen Meter tiefer als die Erschließungsstraße und Möslein hat Angst, dass – abgesehen von der negativen Optik – auch Wasser auf sein Grundstück laufen könnte.
Dem Dingolshäuser Bürgermeister Lothar Zachmann wirft Möslein vor, ihm falsche mündliche Angaben zu diesem Grundstück gemacht zu haben. Das gelte auch für Wasser unter der Oberfläche. Als die Bauarbeiten begannen, sei entgegen der Aussage Zachmanns doch eine wasserführende Schicht aufgetreten. „Der Bauträger hätte nicht weitergemacht, wenn ich keine Wanne eingezogen hätte“, sagt Möslein. Die Wanne kostete ihm zusätzliche 12 000 Euro.
Nun wisse der Bürgermeister plötzlich nichts mehr von seinen mündlichen Auskünften, ärgert sich Möslein. Die Einzigen, die Verständnis für seine Lage hätten, seien die Straßenbauarbeiter – doch die müssten sich an ihre Vorgaben halten und die Straße nun mal so hoch legen.
Ganz anderer Ansicht ist Bürgermeister Lothar Zachmann. Der Beschwerdeführer habe sehr genau über die Änderungen in der Planung Bescheid gewusst, denn Möslein habe die Gemeinderatssitzungen, in denen es um die Umplanung ging, als Zuhörer miterlebt. Trotzdem habe sich der Häuslebauer an das bestehende Gelände orientiert. Möslein habe auch auf eigenen Wunsch so früh gebaut, obwohl bekannt war, dass die Erschließungsstraße erst bis September oder Oktober 2011 fertig sei.
„Ein Bauherr kann nicht erwarten, dass ihm die Gemeinde alle Fragen abnimmt. Es wird niemand von uns kommen und ihm sagen, dass er zu tief baut“, kontert Zachmann die Vorwürfe gegen ihn. Die Bauherren im Gebiet „Mönchstockheimer Straße III“ hätten auch stets Gelegenheit gehabt, sich bei Planer Wolfgang Müller aus Gochsheim zu informieren. Bei der Erschließung gab es außerdem wöchentlich einmal eine Zusammenkunft, wo Möslein ebenfalls sein Anliegen hätte vortragen können.
Und: „Ich kann nicht metertief in die Erde schauen“, sagt der Bürgermeister zum Vorwurf, er hätte wasserführende Schichten im Neubaugebiet verschwiegen. Angesichts der Höhenlage des Baugebiets sei aber nicht zu erwarten gewesen, dass dort Wasser auftritt. Es sei jedoch in keiner Gemeinde so, dass ein Baugebiet vorher auf sein Geologie untersucht wird. Grundsätzlich könne eine Gemeinde einem Bauherrn nicht alle Risiken eines Baugebiets abnehmen.
Möslein kritisiert auch, dass der Bau der Straße sich stark verzögert habe. Bürgermeister Zachmann erklärt nach Rücksprache mit dem Planer hingegen, dass genau derjenige, der sich jetzt beklagt, die Verzögerung selbst herbeigeführt habe, weil er die Baufirma nicht auf sein Grundstück ließ. Die Teerarbeiten würden jetzt in der 41. Kalenderwoche, also der übernächsten Woche, durchgeführt. Zachmann: „Damit sind wir nur eine Woche in Verzug.“ Danach könnten alle Grundstückseigentümer mit dem Hausbau beginnen.
Rechtliche Ansprüche kann Rainer Möslein in den Augen Zachmanns nicht an die Gemeinde stellen, denn die habe dem Bauherrn ja nie etwas schriftlich zugesichert.