Etwa eine Stunde pro Woche lesen sie mit den Schulkindern, helfen bei Leseschwächen und versuchen, ihnen den Spaß an Büchern zu vermitteln. Die Mentoren der Schillerschule – viele sind im dritten Lebensalter – haben Spaß daran und mit der Zeit entwickelt sich eine persönliche Beziehung zum Kind.
Wolfgang Günther ist schon seit den Anfängen im Jahr 2010 dabei. Derzeit trifft er sich regelmäßig mit einem Jungen der Schillerschule zum Lesen. „Ich bringe immer das neueste Geo-Heft mit, das er dann auch behalten darf“, so Günther. Manchmal wird sich auch einfach abgewechselt, „mal lese ich einen Abschnitt, dann er“. Sein Schützling hat sich seitdem sehr im Lesen verbessert. „Am Anfang klang es etwas holprig und mechanisch. Jetzt liest er flüssiger und kann sich dabei auch auf den Inhalt konzentrieren.“
Auch Elisabeth Phillip ist von Anfang an dabei und kümmert sich mit um die Koordination des Teams von insgesamt 21 Mentoren. „Es ist schön, wenn man merkt, dass die Kinder Fortschritte machen“, sagt sie. Besonders Lob sei ein positiver Verstärker.
„Unsere Kinder bekommen oft nur wenig Förderung von zu Hause“, erklärt Konrektorin Gerlinde Förster. Oftmals liege das an sprachlichen Hürden, denn viele der Schüler haben einen Migrationshintergrund, kommen zum Beispiel aus Russland, Irak oder Iran. Seit es das Projekt gibt, haben sich viele Kinder im Lesen verbessert. „Die schulischen Leistungen sind gestiegen. Das spricht für die Einrichtung der Leselernhelfer.“
Manchmal nutzen die Kinder ihren Vertrauensmentor auch, um zu reden. Da könne es durchaus sein, dass Probleme in der Schule, mit der Familie oder Freunden ans Licht kommen, spricht die Konrektorin aus Erfahrung. Um bestmögliche Hilfe leisten zu können, sei es wichtig, dass auch die Mentoren einen kompetenten Ansprechpartner haben.
So freut sich Förster über die Verstärkung an der Schillerschule: Denn die Stadt Schweinfurt hat eine Stelle für Jugendsozialarbeit eingerichtet. Seit 19. Mai ist die Sozialpädagogin Tatjana Werner hier tätig, möchte Unterstützung bei Problemen und Krisen junger Menschen im schulischen sowie im familiären Alltag anbieten und Lösungswege finden. Gerne berät Werner auch die Eltern der Schiller-Schüler in Erziehungsfragen.
„Um für die Kinder das Bestmögliche zu erreichen, bin ich auf enge partnerschaftliche Zusammenarbeit angewiesen“, sagt sie bei einer Vorstellungsrunde mit den Lesementoren. Diese freuen sich über das Angebot, hat doch der ein oder andere schon mal Auffälligkeiten festgestellt, mit denen er nicht so recht umzugehen wusste. Das solle sich jetzt ändern, sagt Werner.
Wichtig ist den Mentoren auch – trotz aller Zuneigung zum Kind – eine pädagogische Distanz zu wahren. Auch wenn mal ein Eis spendiert wird, ein Kino- oder Büchereibesuch geplant wird: „Wir sind nicht Oma und Opa. Und das ist wichtig“, sagt Günther. Den Kindern jedenfalls tut der Kontakt gut, und sie sehen ihre Mentoren als etwas Besonderes, bestätigt die Konrektorin.
Der Bundesverband Mentor wurde 2003 in Hannover gegründet. Inzwischen gibt es in 127 Städten bundesweit Mentorgruppen. Mehr Informationen über Mentor in Schweinfurt: www.mentor-schweinfurt.de