Das erste Oktoberwochenende ist von alters her nicht nur bei den „gesetzteren“ Euerbachern ein fester Termin: Auch bei den Jüngeren ist das Kirchweihdatum seit einigen Jahren wieder fest eingebucht. Gemeinsam feiern und Freude am Tanzen verbindet eben, elf Kirchweihpaare haben sich deshalb auch dieses Jahr zusammen gefunden.
Die 22 jungen Burschen und Mädchen haben sich seit Juli immer wieder getroffen, um für die Kirchweih vom 1. bis 3. Oktober die fränkischen Rundtänze zu proben. Walzer, Rheinländer, Schottisch und Zipferle, eine Plantour eben, dazu der „Schecher“ oder der „Krüzkönig“ mussten geübt werden. Neu einstudiert haben die Tanzpaare heuer den „Hammerschmied“. „Vier Leute bilden dabei Figuren, ähnlich wie beim Krüzkönig“, erklärt Andreas Hofmann, Vortänzer und Organisator, mit Wurzeln im Euerbacher Heimat- und Trachtenverein.
„Weil es bei uns recht locker zugeht“, wie Andreas Hofmann zugibt, „weil es kein wochenlanger Stress ist“, findet sich seit nunmehr sechs Jahren die Dorfjugend zu Kirchweihpaaren zusammen. Nicht als Verein mit festen Vorgaben, eher als loser Kreis. Denn eine alte Kirchweih-Tradition mit Planpaaren wie in Sennfeld oder Gochsheim gibt es in Euerbach nicht. Aber seit 2005 auf Initiative von Andreas Hofmann und Jasmin Brändlein den Willen unter der Jugend, die Kirchweih gemeinsam mitzufeiern, statt HipHop auch mal Volksmusik zu hören und die Kirchweih mit alt-neuen Ritualen für die Jugend attraktiver zu gestalten.
Dazu gehört schon am Freitagabend das gemeinsame Ausfahren und Aufstellen der Kirchweihbäumchen mit Traktor und Anhänger. Während die Kirchweihmädchen die Birkenzweige an ihren Häusern mit Schleifen verzieren, dürfen die anderen schon die Gastgetränke der Eltern oder eine Brotzeit versuchen. „Das Bäumles-Ausfahren ist das Highlight“, steht für Verena Wehner fest, die seit sechs Jahren bei den Kirchweihpaaren dabei ist. „Weil die Leute passen und es halt eine Gaudi ist.“
Die setzt sich am Samstagmittag beim Kirchweihumzug durchs Dorf fort. Am ehemaligen Zimmermannsplatz stellt die Feuerwehr den Kirchweihbaum auf, der Heimat- und Trachtenverein zeigt in historischen Gewändern fränkische Rundtänze. Danach sind die Kirchweihpaare an der Reihe zu beweisen, dass auch sie die alten Schritte beherrschen.
„Wenn man einen guten Tanzpartner hat, klappt es auch“, weiß Julia Luff, mit 19 Jahren jüngstes Kirchweihmädchen mit ausgesprochenem Faible fürs Tanzen. Sie hat in diesem Jahr das „Zipferle“ gelernt, einen schnellen Rundtanz.
Das gemeinsame Drehen und Hüpfen macht nicht an Dorfgrenzen Halt: Tanzpartner aus der Umgebung, aus Geldersheim und sogar aus Österreich mischen bei den „Erwicher“ Kirchweihpaaren mit. „Ich hab schon in Österreich gern getanzt, aber hier alles neu lernen müssen“, freut sich der zugereiste Alpenländler Johannes Hulatsch. Er hat über die Kirchweih neue Freunde gefunden. „Letztes Mal hab' ich nach der Kirchweih gesagt: Jetzt bin ich hier daheim.“
Kirchweih-Programm: Ausrichter ist 2011 der VfL Euerbach.
Samstag, 2.10.: 14 Uhr Umzug, Baumaufstellen, Tänze, 14.30 Uhr Festbetrieb im Zelt an der Schäferswiese mit der Heimatkapelle Sömmersdorf, 19.30 Uhr Stimmungskapelle „Obacht“
Sonntag, 3.10.: 10 Uhr ökumenischer Gottesdienst im Zelt, 14 Uhr Festbetrieb, 14.30 Uhr Bambinilauf, 17 Uhr „Die kleine Blasmusik“ mit Tänzen der Kirchweihpaare
Montag, 3.10.: 15 Uhr Festbetrieb, 17 Uhr Kesselfleischessen, 19 Uhr „Die zwei Schweinfurter“