Die Gemeinde sieht keine Möglichkeit, dass auf ihrem Gebiet die zwei Konverterhallen für die geplante Stromleitung SuedLink gebaut werden können. Eine entsprechende Stellungnahme hat der Gemeinderat gebilligt. Der Tenor: Aufgrund der vorhanden Windräder, Photovoltaikanlagen, Starkstromleitungen und zwei Autobahnen befinde sich Werneck bereits an der Belastungsgrenze.
Ein Unternehmen aus Potsdam sucht im Radius von zehn Kilometern um den Netzverteilungsknoten Grafenrheinfeld für Tennet, das den SuedLink bauen soll, einen geeigneten Standort. Dazu hat es elf mögliche Flächen bei Werneck ausgemacht, die die Gemeindeverwaltung auf ihre Eignung untersucht und ihre so genannten „Raumwiderstände“ formuliert und belegt hat.
Dass Werneck wegen der bestehenden Belastungen als Standort nicht in Frage komme, war für den Rat schon im Juni klar, als die Anfrage gekommen war.
Geschäftsleiter Erich Göbel lieferte nun die detaillierten Argumente. Festgehalten sind zum einen die topografischen Gegebenheiten. So sei ein Großteil der Flächen zumindest in Teilen hügelig oder in Hanglagen. Als weitere Gegenargumente werden Öko- und Naturschutzflächen sowie Biotope angeführt, Biogas- und Feldphotovoltaikanlagen sowie die dazugehörigen Ausgleichsflächen, Windkraftanlagen sowie Vorbehaltsflächen für die Windkraftnutzung, ein Schweinemaststall sowie ein großer Hühnerstall, eine private Bodendeponie, eine Trafo-Station der ÜZ, streng geschützte Bibervorkommen am Eschenbach sowie der Lebensraum der geschützten Vogelarten Milan und Wiesenweihe.
Verwiesen wird auf Überschwemmungsbereiche am Eschenbach und an der Wern. Westlich des Gewerbegebietes an der A 70 sieht der Flächennutzungsplan weitere Areale für Industrie und Gewerbe vor.
Zu den generellen Einwänden zählt, dass fast das gesamte Marktgebiet als Hamsterschutzgebiet ausgewiesen ist. Deswegen sei dies ein Fall für die Naturschutzbehörde. Aufgrund vieler Bodenfunde und -denkmäler in Zeuzleben und Schnackenwerth sei auch bei den Potenzialflächen mit solchen Funden zu rechnen.
Das Rathaus nennt die gute bis sehr gute Bodenqualität der Äcker auf den möglichen Konverterstandorten als Gegenargument. Große Flächenanteile würden bereits ökologisch bewirtschaftet. Erst vor wenigen Wochen sei die Allianz Oberes Werntal mit dem gesamten Wernecker Gemeindegebiet zur Ökomodellregion ernannt worden. Bei Ettleben müsse die Landwirtschaft zudem wegen des Wasserschutzgebiets bereits großflächig Ackerland zur Verfügung stellen.
Ackerflächen beanspruchten auch die mittlerweile 15 Windkraft- und drei Feldphotovoltaikanlagen ebenso mehrere große Biogasanlagen bei denen der Anbau von Energiemais hinzukomme. Mit den Ökostrom-Anlagen im Markt werde bereits mehr als doppelt so viel Strom produziert wie Bürger und Gewerbe verbrauchen: 222 Prozent. Einen weiteren großflächigen Verbrauch von hochproduktiven Ackerflächen lehnt die Gemeinde daher ab.
Konverter für die Gleichstromtrasse
Die Stromtrasse SuedLink soll über 800 Kilometer Elektrizität von der Nordseeküste nach Süddeutschland transportieren. Am Verteilerknoten des stillgelegten Atomkraftwerk Grafenrheinfeld soll die Leitung angedockt werden. Unter anderem haben sich die SuedLink-Planer für Gleichstrom entschieden, weil die Verluste beim Transport geringer seien als bei einer Wechselstromleitung.
Zwei Konverterstationen sind notwendig, um am Leitungsbeginn in Wilster (Schleswig-Holstein) den Wechsel- in Gleichstrom umzuwandeln und am Ende der Leitung bei Grafenrheinfeld den Prozess umzukehren. Die südliche Station muss nicht zwangsläufig in Grafenrheinfeld stehen, sondern Tennet sucht in den Gemeinden im Zehn-Kilometer-Radius nach einem Standort, wo die Gleichstromtrasse endet. Eine Wechselstromleitung würde die Elektrizität dann von dort nach Grafenrheinfeld führen.
Zwei Hallen sind für die Konverterstation notwendig, je eine für den Plus- und den Minuspol. Jede soll etwa 20 Meter hoch werden. Gebaut werden außerdem Transformatoren, die die unterschiedlichen Spannungsebenen des 380-Kilovolt-Wechselstromnetzes und der 500-Kilovolt-Gleichstromleitung anpassen. Des Weiteren werden Kühlaggregate und Schaltfelder benötigt. Das gesamte Gelände ist etwa sieben Hektar groß – so groß wie etwa neun Fußballfelder. Quelle: tennet; Text: mjs