Vorsichtig tastend streckte man an diesem Wochenende die Fühler aus ins neue Jahr. Für den Kulturpackt tat dies das Trio „woodlines“ mit Holzbläserklängen in der Alten Reichsvogtei. Mit Klarinetten, Saxophonen und Fagotten präsentierten Teresa Ortner, Jasmin Hirschsteiner und Rebecca Trescher ein wohliges Programm von Eigenkompositionen, einen bunten Stilmix und Crossover zwischen Jazz, Folk, Improvisation und neuen Klängen angesiedelt.
Eigene „Holzlinien“ wollten sie entspinnen und interessanterweise ergab sich die Platzierung eines Teils des Publikums rund um Holzskulpturen von Motron Havelka – die andere Hälfte sah sich umgeben von den emotionsreichen Sportlerinnenportraits von Changhee Nam. So ergänzten sich der intime Rahmen, in diesem Fall die Ausstellung Kunst??, und musikalische Füllung zu einer Symbiose von Farbe, Klang, Spannung und Assoziation.
Letzteres gaben die Komponistinnen Hirschsteiner und Trescher bei ihren kurzen Zwischenmoderationen auch den Zuhörern mit auf den Weg. Verbunden mit Informationen über mitunter alltägliche Anlässe, die zur Entstehung der Werke führten, tragen diese Assoziationen wesentlich zur Substanz der meist kurzen Kompositionen bei. Vor dem geistigen Auge entsteht nach monotonem Dahinrattern das „Abstellgleis“ der Bahn. Ein paar moderne Spieltechniken mischen sich ein und erzeugen Windklänge. Bei manchen melodischen Motiven meint man sich an Bekanntem festhalten zu können. Flüchtig, unverbindlich und schwebend kann die Musik sein, mal sonor, dann wieder hell leuchtend. Wie aus dem Augenblick heraus entstehen Linien, vollzieht sich Tänzerisches, packen rhythmisch wiederkehrende Ostinati und gleitet unregelmäßige, von der Musik des Balkan und des Orients inspirierte Metrik auf endlosen Flächen.
Die drei Musikerinnen können auf ihr beachtliches instrumentales Spielvermögen und fantasiereiche Einfälle bauen. Sie haben einen interessanten und individuellen Weg eingeschlagen, gehen frei von klassischen Formen neue Pfade. Musik zum Träumen und Nachdenken, mit einigen Ansätzen zur Ekstase, doch mehr auf der besinnlichen Seite. Elke Tober-Vogt