"Du schiebst, ich schiebe" gibt Fiona Sebald zur Schrittfolge für den Wiener Walzer vor, während aus den Lautsprechern "A thousand years" von Christina Perri erklingt. In der Turnhalle der Schonunger Realschule ist Tanzstunde. Schülerinnen und Schüler aus allen 10. Klassen üben seit einigen Wochen jeden Mittwoch miteinander zu tanzen. Anfang Dezember stehen sie nämlich im Scheinwerferlicht, wenn der große Tanzstundenball im Konferenzzentrum auf der Maininsel steigen wird.
Die Gruppe ist bunt gemischt. Mädchen tanzen mit Mädchen, Jungen mit Jungen und Mädchen mit Jungen, einigen gelingt die Drehung vom Wiener Walzer bereits nahezu perfekt. Die Stimmung ist gut, es wird viel gelacht. Fiona korrigiert die eine oder andere Haltung. "Für euch und später" sagt sie, denn die Haltung wirkt auf das Selbstbewusstsein und die Ausstrahlung.
Spaß macht es allen
Auch die beteiligten Schulen unterstützen das Tanzprojekt gerne. Das Gros der 45 Teilnehmenden der Schonunger Realschule ist übrigens freiwillig im Tanzkurs, erzählen sie. Nur einer der Schüler gibt grinsend zu, dass er mit einer kleinen finanziellen Zuwendung erst "überzeugt" werden musste. Spaß macht es jedenfalls allen; die wenigsten haben Vorkenntnisse, manche waren allerdings schon mal bei "Dancing in the City", der fünfteiligen Tanzveranstaltungsreihe, bei der in diesem Sommer an verschiedenen Orten in der Schweinfurter Innenstadt insgesamt 4000 Tanzfreudige das Tanzbein schwangen.
In Schonungen halten Adtv-Tanzlehrerin Fiona Sebald und Assistentin Annika Peter bereits die neunte Stunde ab, weitere Kurse finden parallel an Schulen in Gerolzhofen, Münsterschwarzach und in der Tanzschule Pelzer in Schweinfurt statt, dort tanzen die Schülerinnen und Schüler des Celtis-Gymnasiums. Das Besondere: Alle Kursteilnehmer gehen auf den gleichen Tanzball und finden zum dortigen Tanzvergnügen ihre Tanzpartnerinnen oder Partner nicht nur im eigenen Kurs, sondern auch in den anderen Kursen, wie ein Schüler begeistert erzählt.
Überhaupt ist das Tanzen inhaltlich flexibler geworden, es gibt kein "One fits all" mehr. Die klassische Paartanzformation, in der "der Herr führt und die Dame folgt" ist heutzutage überholt. Fiona Sebald spricht von Leadern und Followern, gerade in Schonungen ganz wichtig, da im aktuellen Tanzkurs ein absoluter – und eigentlich eher ungewöhnlicher – Jungenüberschuss herrscht und alle Teilnehmenden sowohl den Führungstanzpart, als auch den Folgetanzpart lernen. Es ist also völlig egal, wer mit wem tanzt, da gibt es, bestätigen alle, keine Berührungsängste. Miteinander Tanzen ist Teamwork, erklärt die Tanzlehrerin, bei dem Körpergefühl und wechselnde Partnerkonstellationen die Selbstwahrnehmung und das Gemeinschaftserlebnis beinhalten.
Auch die Playlist ist ein buntes Gemisch aus aktuellen Songs und Klassikern, es finden sich dort Miley Cyrus, genauso wie JLO, Rihanna, Avicci oder Lou Bega, für jeden Geschmack ist da etwas dabei; auch für die Eltern, die im Dezember ihre Kinder auf den Ball begleiten werden. Ob Cha-Cha-Cha oder Discofox bleibt oft den Tanzenden überlassen. "Ihr müsst euch einigen", stellt Fiona Sebald klar, die Musik passt auf beides. Nach jedem Tanz gibt es Applaus von der jugendlichen Tanzrunde – eine Übung für den Ball, denn da spielt natürlich eine echte Live-Band.
Wichtig ist Fiona Sebald das gemeinsame Miteinander, die Feierkultur, der Spaß am Tanzen, das ist nämlich in der Corona-Pandemie abhandengekommen, sagt die Tanzlehrerin. Auch die beteiligten Schulen unterstützen das Tanzprojekt gerne. Am Anfang eines Tanzkurses ist es für alle Jugendlichen ungewohnt, den anderen anzufassen, das nimmt im Fortlauf der Tanzstunden schnell ab. Es geht im Tanzkurs auch weiterhin um Etikette, wie man sich benimmt und was bei den Tanzpartnern und Tanzpartnerinnen gut ankommt.
Weniger hohe Schuhe
Wie das Sträußchen heißt, das man zum Ball mitbringt, wie die Balleröffnung getanzt wird und was eine Dance- und Flirtkarte ist, wird dabei ebenso vermittelt, wie der Dresscode, den Fiona Sebald zum Abschluss der Tanzstunde, die traditionell mit Flashmob-Dance und Line-Dance ausklingt, noch einmal erläutert und dabei ihre eigenen Tanzschuhe in die Höhe hält. Sie empfiehlt den Mädels, weniger hohe Schuhe zu tragen und ein paar flache Wechselschuhe parat zu halten und erklärt den Jungen, dass der neuste Tanzschuhtrends wohl weiße Sneakers sind – wenn möglich ungetragen oder zumindest geputzt, gibt Fiona allen grinsend mit auf den Weg.
Eine letzte Stunde steht vor dem großen Tanzevent noch auf dem Programm, da werden die gelernten Tänze noch einmal geübt, damit dann bei der öffentlichen Premiere auf dem großen Tanzparkett alle den Abend feiern und genießen können.