Vorsicht, Doppelsprosse: Es geht steil die Schiebeleiter hinauf, aufs Dach des Schwebheimer Tierheims, das derzeit saniert wird. Die Fachfirma Handschuh verlegt oben EPS-Platten zur Dämmung, darüber wird Kunststoff-Folie ausgerollt. Geschäftsführer Frank Schindelmann weiß, wie es noch vor kurzem ausgesehen hat, über den Dächern und Bäumen des Gewerbegebiets: "Die Holzspanplatten waren teilweise durchmorscht, es hat reingeregnet". Wer durchs Jahrzehnte alte Dach gebrochen wäre, hätte das den Hunden erklären müssen, die darunter untergebracht sind, in 19 Zwingern. Auf 610 Quadratmetern wird nun saniert, über momentan leeren Gehegen: ein Herzensanliegen für Josef Horna als zweiter Vorsitzender im Tierschutzverein und Hausmeister Siegfried Pöhlmann, der zugleich Vizeheimleiter ist. 135 000 Euro kostet es, das "Ach" aus dem Dach zu bekommen.
Die Hälfte muss der Verein aufbringen: "Wir brauchen unbedingt Spender"
Etwas mehr als die Hälfte übernehmen Stadt, Landkreis und Deutscher Tierschutzbund. Die andere Hälfte muss der Verein aufbringen: "Wir brauchen unbedingt Spender", sagen die Verantwortlichen. Derzeit habe man noch Fördermittel in der Hand, wie es in Zukunft ausschaut, ist fraglich. "Das geht nach dem Windhundprinzip", sagt Horna, ehemals Chef einer Grafenrheinfelder Verpackungsfirma.
Im nächsten Jahr steht der Bau einer Quarantänestation für die Hunde ins Haus, nach einer Aufforderung durchs Veterinäramt: gemäß neuesten Vorschriften ("wie im OP-Saal"), mit fünf Abteilungen, separaten Waschmaschinen und modernen Schutzanzügen für die Mitarbeiter. Die Tiere müssen dann auch nicht mehr durchs Haus transportiert werden. Die Isolierzwinger im Nebengang haben noch den rustikalen Charme von Zellen im Sheriffbüro. Der frischoperierte Mischling Sammy sitzt dort im "Lockdown" und guckt etwas traurig aus seinem Hundetrichter, ebenso wie ein einsamer Nachbar.

Die Schwebheimer Tierfreunde nehmen regelmäßig verwahrloste Hunde mit Krankheitsverdacht auf. Pöhlmann erinnert an den Fall von "Animal Hoarding" in Königsmoos 2018, der deutschlandweit durch die Medien gegangen ist. Sechs der hundert von einem "Sammler" zusammengepferchten Tiere kamen damals zum Aufpäppeln nach Schwebheim, darunter auch Hoomer, der noch immer auf ein Zuhause wartet, gleich nebenan.
Regelmäßige Tierheimförderung durch den Freistaat wird vermisst
260 000 Euro wird die Station kosten, bei Aussicht auf 100 000 Euro Förderung. Im Dezember wurde der Zuschussantrag gestellt, im Frühjahr soll gebaut werden. Auch wenn die Tierschützer dankbar sind für jeden Cent und es von oben reichlich Lob für die Versorgung von Fundtieren gibt: Josef Horna vermisst schon eine regelmäßige Tierheimförderung durch den Freistaat. "Ein kleines Land wie Mecklenburg-Vorpommern zahlt dafür 1,5 Millionen Euro" sagt der ehemalige Vereinsvorsitzende, mit Blick auf die Jahre 2016 und 2017.
Die regelmäßigen Flohmärkte, Vereinsmitgliedschaften und die Aufwands-Entschädigungen der Gemeinden sind weitere Einnahmequellen. Dazu kommen die grünen Altkleider-Sammelcontainer in Schweinfurt und Umgebung.
Energieeinsparung dank Dachsanierung
Von der Dachsanierung, die im August abgeschlossen sein soll, erhofft sich der Verein auch eine Energieeinsparung, zu der die vorhandene Hackschnitzelheizung beiträgt. Die habe sich letztlich doch rentiert, schmunzelt Vorstandsmitglied Horna: "Der Ölpreis geht ja jetzt wieder rauf". Spenden fürs Dach sind aufs Tierheimkonto möglich, unter IBAN DE40 7935 0101 0000 0120 88, bei der Sparkasse Schweinfurt, ebenso Online-Spenden.
