Was passiert eigentlich bei einem Bundesleistungswettbewerb im Estrichlegen? Die Landessieger aus ganz Deutschland – also Auszubildende mit besonders guten Abschlussergebnissen – messen dort ihre Kräfte in einer Art „Betondreikampf“. Der besteht aus der Herstellung einer Wärme- und Trittschalldämmung mit Ausgleichsschicht, der Herstellung des Estrichs auf der Dämmschicht sowie dem Legen des Bodenbelags. Wer das am besten kann, der wird zum Bundessieger gekürt und darf sich sogar offiziell „Deutscher Meister“ nennen – im Estrichlegen.
Timo Melber vom Hesselbacher Fußbodenbau-Betrieb Leo Schmitt GmbH hätte es fast geschafft. Er war beim jüngsten Leistungswettbewerb in Feuchtwangen ganz vorne dabei, musste sich am Ende nur dem Mosbacher Eugen Rauleder geschlagen geben. Der hatte nach eigenem Bekunden „einen guten Lauf“, ganz so also, wie beispielsweise ein Top-Biathlet bei der Olympiade. Ein bisschen hatte er deswegen schon mit der Goldmedaille gerechnet, für den 18-jährigen Estrichleger aus dem Landkreis Schweinfurt aber blieb immerhin Silber. „Nach dem Estrichgießen war ich noch vorne gelegen“, erzählt Timo Melber; doch beim Verlegen der PVC-Designpaneelen auf dem Boden sei der 20-jährige Konkurrent aus dem Württembergischen an ihm vorbeigezogen.
Melber ist – um bei einem Bild aus der Sportwelt zu bleiben – ein Shootingstar der Estrichszene. Mit 15 Jahren trat er seine Lehre an, in einem Betrieb, der konsequentes Qualitätsmanagement in der Ausbildung betreibt und schon im letzten Jahr mit Markus Schmitt einen dritten Landessieger bei den Parkettlegern stellte. Estrichleger war für den jungen Mann aus Ballingshausen wenn nicht ein Traum-, dann doch in jedem Fall sein Wunschberuf. „Als ich mit der Schule fertig war, hatten wir zuhause eine Baustelle. Dort haben mich die Arbeiten am Boden im Dachgeschoss fasziniert. Und ein Bekannter aus dem Ort, der bei meiner jetzigen Firma arbeitete, motivierte mich zusätzlich.“
So bewarb er sich also bei der Leo Schmitt GmbH und bestand nach drei Jahren die Gesellenprüfung mit der bayernweiten Top-Note 2,1. In anderen Berufen können die Medaillenträger der deutschen Meisterschaft ihre Kräfte bei den „Euro-skills“ noch mit der ausländischen Konkurrenz messen. „Aber die Ausbildung zum Estrichleger ist eine deutsche Spezialität“, weiß Timos Chef, Volker Hummel. Deshalb ist nach dem nationalen Finale auch Schluss mit der „sportlichen Karriere“ des talentierten Handwerkers. Beruflich möchte er nach einer Übergangszeit („Jetzt will ich das Erlernte erst mal in der Praxis anwenden.“) natürlich den Meisterbrief anpeilen. Unbefristet übernommen wurde er selbstverständlich auch.
Estrich spielt in Timo Melbers Leben zwar eine wichtige Rolle, aber der junge Mann hat auch noch andere „Hobbys“. So spielt er in Ballingshausen Fußball mit der A-Jugend-Mannschaft und gelegentlich auch in der „Zweiten“ bei den Herren. Ehrgeizig ist der Mittelfeldmann auch dort, aber zu den ganz herausragenden Ergebnissen hat es noch nicht gereicht.