Er selbst hatte den Verein 1965 mitgegründet, doch aus gesundheitlichen Gründen konnte der heute 70-Jährige nicht nochmal in die Bresche springen. Lange hatte man Interessenten für den Vorstand gesucht, da der bisherige um Reiner Iberl und Rüdiger Orschel nach acht Jahren aufhörte. Es wurde niemand gefunden, die Rettung blieb aus und den Freunden der stachligen Gewächse nur eine Möglichkeit – das Kapitel Kakteenfreunde e.V. beenden. In einer außerordentlichen Versammlung beschlossen die 45 Mitglieder, den Verein nach 42 Jahren zu liquidieren. Anfangs seien viele dagegen gewesen, erinnert sich Iberl, „doch es blieb uns nichts anderes übrig“.
Der scheidende Vorsitzende, selbst seit 18 Jahren im Verein aktiv, besitzt schon seit Jahren keine einzige Pflanze mehr, nachdem er sein Gewächshaus mitsamt 3000 Exemplaren verkauft hatte. „Was wollt ihr mit einem Vorstand ohne Kaktus“, antwortete er immer wieder enttäuschten Mitgliedern.
Zwei weitere Probleme hatte der Verein: Die Zahl der Mitglieder sinkt immer weiter, „und die Treuesten sind alle über 50“, so Iberl. Zusätzlich bereiteten die vorgeschriebenen Formalien eines eingetragenen Vereins der Führung immer mehr Kummer und Arbeit. Iberl verweist auf die Haftung durch die Führung. Das Vereinsvermögen, das nach Angaben Iberls keine 1000 Euro beträgt, geht gemäß der Satzung an die Deutsche Kakteen-Gesellschaft. Doch ganz müssen die treuesten Mitglieder nicht auf ihre Zusammenkünfte verzichten. Unter der Führung von Günther Stoll, der in den 80er Jahren auch einmal Vereinsvorsitzender war, wird es eine kleine Ortsgruppe unter dem Dach der Kakteen-Gesellschaft geben – jedoch ohne den Zusatz e.V. und die damit verbundenen formalen Vorschriften.
So werden sich einige Kakteen-Liebhaber wie gewohnt jeden zweiten Freitag im Monat um 19.30 Uhr im Nebenzimmer der TG 1848 treffen, zu Diaschauen, Informationsveranstaltungen oder einfach nur der Geselligkeit wegen. Reiner Iberl sieht das positiv: „Letztlich war die Auflösung eine mehr oder minder formale Sache. Das Leben der Kakteenfreunde wird also weitergehen.“
Dort wird man, trotz der Enttäuschung über den Verlust „seines Kindes“, gelegentlich auch Gründungsmitglied Heinz Lutz antreffen. „Hin und wieder werde ich mal einen Vortrag besuchen.“