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SCHWEINFURT: "Trödeltrupp"-Teilnehmer: Im Fernsehen sieht alles anders aus

SCHWEINFURT

"Trödeltrupp"-Teilnehmer: Im Fernsehen sieht alles anders aus

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    Es herrscht Stimmung wie bei einem Fußballspiel – wobei das Filmteam ungefähr so populär ist wie die gegnerische Mannschaft. Wenn Elisabeth Weber, Jens Webers Mutter, sich hartnäckig und erfolgreich dagegen wehrt, dass ªükrü Pehlivan, Moderator und Entrümpler, ihren Gartentisch zum Müllcontainer trägt, bricht auf der Couch Jubel aus. Mit Todesmiene verkündet sie: „Der Tisch bleibt.“ Als Pehlivan behauptet, endlich „Elisabeths Vertrauen zu haben“, kann Kremer nur lachen. Ihre Schwiegermutter in spe hat dem Trödelteam kein bisschen vertraut.

    Zu Beginn des Drehs waren die Leute vom Fernsehen für Jens Weber und seine Lebensgefährtin noch Verbündete gewesen. Weber hat das Umzugsunternehmen seines Vaters übernommen und will ins elterliche Haus ziehen. Dort waren aber Keller und Lkw-Werkstatt vollgestellt mit Gerümpel aus Haushaltsauflösungen, von dem sich Elisabeth Weber nicht so einfach trennen wollte.

    Die Reality-Show sollte Abhilfe schaffen. Das zumindest hat funktioniert: Heute ist die Werkstatt zu Dreiviertel leer, und im Keller ist auch wieder Platz. Das Fernsehteam hat sich indes während der Dreharbeiten unbeliebt gemacht. Und das Ergebnis, ausgebreitet auf eine Stunde Sendezeit bei RTL II, macht es auch nicht besser.

    Die Sendung zeigt einen Konflikt, zwei Pole: Auf der einen Seite Elisabeth Weber, die am Trödel hängt und ihn, aus Pehlivans Sicht, zu teuer verkaufen will – wenn überhaupt. Auf der anderen Seite Jens Weber und Diana Kremer, die unter der Sammelwut leiden und Klarschiff machen wollen. Damit auch wirklich jeder diesen Gegensatz versteht, wird heftig dramatisiert.

    Elisabeth Weber kommt dabei besonders schlecht weg. Sie ist die böse Hexe. Wenn sie auftaucht, zoomt die Kamera ruckartig auf sie zu, im Hintergrund singt düster ein Männerchor, ihr ernstes Gesicht flimmert für lange Sekunden fast bewegungslos über den Bildschirm. Und selbst wenn sie lächelt, dann tut sie das laut Sprecher nur, um zu überspielen, dass sie innerlich kocht. Die Truppe in Jens Webers Wohnzimmer ist entrüstet. Das Filmteam wird ausgebuht. „Die arbeiten mit allen Mitteln“, sagt einer. Jens Webers Handy klingelt, ein Freund, der ihn gerade im Fernsehen sieht. „Jetzt weißt du, dass meine Mama die absolut böseste ist“, sagt Weber sarkastisch.

    Die Fronten haben sich seit dem Dreh verändert, jetzt heißt es: Familie Weber und Diana Kremer zusammen gegen den Trödeltrupp. „Meine Mutter hat in allem Recht!“ Jens Weber regt sich richtig auf, als er sieht, wie Pehlivan den Wert zweier alter Bierkrüge auf acht Euro schätzt und Elisabeth Webers Preis als lächerlich hoch darstellt. Der Trödelhändler, bei dem sie später waren, habe 35 Euro dafür bekommen, erzählt Weber.

    Kremer macht eine Szene zu schaffen, in der sie weint. Das war am zweiten Tag. In der Nacht zuvor hatten sie bis in Nacht aufgeräumt. Das Fernsehteam hatte sich um 21 Uhr verabschiedet. „Ich hab noch gesagt, dass sie das nicht zeigen sollen“, sagt sie. Aber keine Chance. Ausgerechnet diese Szene kommt sogar in der Vorschau und nach jeder Werbepause. „Teaser“ nennt man das bei den Fernsehmachern. Weinende Kandidaten eignen sich dafür anscheinend besonders gut.

    Trotz allem hat es sich gelohnt beim Trödeltrupp mitzumachen, finden Jens Weber und Diana Kremer. Sie kennen jetzt die richtigen Anlaufstellen, um künftig Trödel loszuwerden. Und bei Elisabeth Weber ist der Bann gebrochen. Seit dem Besuch des Filmteams packt sie Kisten mit dem restlichen Kleinkram: für bedürftige Kinder.

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