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SCHWEINFURT: Tuba und Harfe: Gewagt, genial

SCHWEINFURT

Tuba und Harfe: Gewagt, genial

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    Erfrischende Kultur bei gefühlten 45 Grad im Foyer des Theaters der Stadt Schweinfurt? Das gelang dem barfüßig auftretenden Professor Andreas Martin Hofmeir und dem Schweinfurter Lokalmatador Professor Andreas Mildner. Tuba und Harfe? Das jüngste und älteste Instrument der Musikgeschichte in Harmonie vereint? „Sie wissen nicht, auf was Sie sich da einlassen“, unkte Hofmeir mit bajuwarischem Charme. Doch die meisten wussten es, denn seit vier Wochen hieß es: „Ausverkauft!“

    Eigentlich hatte Hofmeir die gewagte Besetzung geplant, um eine reizende Harfenistin als Duopartnerin zu ergattern. Pech für ihn, Glück für die Zuhörer, dass er dabei den in schickem, lässigem Zwirn gekleideten Dress-man-Typ Mildner kennenlernte. „Why not?“ – so heißt ihr Programm, in dem sie musikalisch und mit kabarettistischen Anmoderationen restlos überzeugten.

    Eigens komponiert

    Die beiden zeitgenössischen Werke von Jörg Duda (geboren 1968) „Fantasia II in f-Moll op. 29/2“, mit dem sie das Konzert eröffneten, und „Threnodie und Arabesque op. 73/3“ wurden für Hofmeir und Mildner komponiert. Es sind ausdrucksstarke, abwechslungsreiche Stücke, die Raum zur Entfaltung, aber auch Lautmalereien boten.

    Das geht nicht ohne Reibung. Mal klang die Harfe höfisch wie im Minnesang, mal feenhaft, mal war sie Untermalung, mal führte sie selbst an. Die Klangfarbe der Tuba changierte, hatte lyrische Passagen, ungewöhnliche Einwürfe und klang nur in den tiefen, schnellen Klanggebilden wie Bärengebrummel .

    Hofmeirs Solo-Ausflug in Telemanns „Flötenfantasie Nr. 2 a-Moll“ zeigte seine geniale Virtuosität, zeigte aber auch die Grenzen der Transparenz der Tuba in tiefen Lagen auf. Vor allem mit der Akustik des Foyers. Zu kabarettistischer Höchstleistung lief Hofmeir auf bei der Ankündigung von Quinto Maganinis „L?Apres-Midi d‘une Crocodille – Der Nachmittag eines Krokodils“. So belebend die Ansage, so gelöst und ausgeglichen der Tenor des Oeuvres.

    Scheinbar mühelos

    Kongenial ergänzten sich Tuba und Harfe bei Astor Piazzollas adaptierten „Oblivion“ und dem superben „Nightclub 1960 aus: Histoire du Tango“. Es waren vor allem die seelenwunden, lyrischen, fantangoartigen Melodienlinien, die Hofmeir scheinbar mühelos und obertonreich auf seiner Tuba sang, die mitten ins Herz gingen. Keine Anstrengung war in seinem Gesicht zu sehen: Die Lippen entspannt, keine Wange aufgeblasen, nur die Augenbrauen wippten konzentriert auf und ab. Alle Luft und alle Musikalität kommen aus dem Bauch. Wäre nicht der Abdruck, des eigens entwickelten Mundstücks nach dem Spielen zu sehen, glaubte man, er würde Playback nutzen.

    Wie ein spanischer Grand Senor

    Mildner schlug die Harfe im Stile eines spanischen Grand Senors – fantastisch mit welcher Leichtigkeit und Differenziertheit. Das gelang ihm auch als Solist, als er mit Isaac Albeníz‘ „Granada“ und „Asturias“ passend zur lauen Sommernacht im Frühling, die Harfe wie ein facettenreicher, spanischer Gitarrenvirtuose schlug.

    Geniale zeitgenössische Musik bot Gisbert Näthers (1948) „Duo op. 120 für Tuba und Harfe“. Ein intensives kapriziöses Gespräch entspann sich zwischen den beiden Musikern. Experimentelle Tonfolgen, in die bekannte Zitate der Musikliteratur eingewebt waren, ließen aufhorchen. Jules Massenets romantische „Méditation aus der Oper Thais“ in einer Bearbeitung für Tuba und Harfe zu hören, war einzigartig und genial.

    Tosender Beifall und zwei Zugaben aus dem neuen Programm „Lieber ohne Worte“: Bizets „Carmen Fantasie“ und Wagners „Lied an den Abendstern“. Wahrscheinlich – so Hofmeir – ein Programmpunkt in der Spielsaison 2018/19. Dann aber im großen Saal.

    Angelika Silberbach

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