Temperamentvoll und lebhaft geht es alle Jahre bei der Bürgerversammlung in Wipfeld zu. Liegt es an der Mentalität der Wipfelder, die kein Blatt vor den Mund nehmen, oder sollte man besser nicht die Bürgerversammlung an gleicher Stelle wie die Büttensitzungen abhalten?
Eingangs gab Bürgermeister Peter Zeißner einen Bericht über seine 24-jährige Amtszeit. 1990 habe er die Gemeinde mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 1400 D-Mark übernommen, jetzt sei sie komplett abgebaut. Wipfeld stehe sogar mit einem rechnerischen Guthaben von 130 Euro pro Person sehr gut da.
Zeißner verwies auf den Ankauf von mehreren Grundstücken, zum Beispiel des Anwesens Bachgasse 1. Das Wohnhaus dort wurde zum Literaturhaus umgebaut. Auch das Anwesen Hornung hat die Gemeinde erworben. Die Gebäude wurden abgerissen und eine Parkfläche geschaffen. Der Garten von Ludwig Zeißner wird jetzt als Bauplatz für die Kinderkrippe genutzt. Mehrere Straßen habe man ausgebaut und den Kirchplatz gepflastert. Vor kurzem erfolgte die energetische Sanierung des Kindergartens und der Conrad-Celtis-Schule.
Neu gestaltet wurde auch die Mainlände. Bei der Festhalteeinrichtung der Fähre habe es sich gelohnt, dass der Gemeinderat längere Zeit nach einer preiswerten Lösung gesucht habe, sagte Zeißner. Gegenüber der ersten Planung seien mindestens 60 000 Euro gespart worden. Ohne jede Beanstandung habe der TÜV diese nun abgenommen.
In der anschließenden Diskussion meldete sich Ernst Kestler als erster zu Wort. Er hielt dem Bürgermeister Versäumnisse vor. Sehr gestört haben ihn die negativen Schlagzeilen über Wipfeld wegen der Mainfähre, den Gänsen am Main und den Weiderechten. Der Bürgermeister habe mit seinen oft leichtfertig dahingesagten Äußerungen dazu beigetragen. Kestler kritisierte auch, dass immer mehr Entscheidungen des Gemeinderates hinter verschlossenen Türen getroffen würden.
Verwaltungsangestellte Rosi Mons kritisierte mit scharfen Worten die Wasserversorgung in Wipfeld. Jahrelang habe es geheißen, diese sei prima, jetzt solle alles marode sein. Sie nannte es paradox, dass nicht jedes Jahr Nachbesserungen an der Anlage vorgenommen worden seien.
Der Bürgermeister wies die Kritik zurück. Die Behörden hätten die Wasserversorgung für nicht mehr ausreichend erklärt. Nachdem Keime im Wasser festgestellt wurden und das Trinkwasser seitdem gechlort werden muss, habe sich der Gemeinderatsbeschluss als richtig erwiesen, an die Uffenheimer Gruppe anzuschließen. Für das Wassernetz innerhalb des Ortes sei nach wie vor die Gemeinde zuständig.
Armin Schneider fragte nach den Kosten. Laut Bürgermeister belaufen sich die Gesamtkosten für den Anschluss auf eine Million Euro. Der Gemeinderat habe bereits beschlossen, die Kosten auf die 380 Anschlüsse umzulegen, was eine Durchschnittsbelastung von 2600 Euro ergibt.
Peter Gleitsmann sprach den Kinderkrippenbau an. 820 000 Euro sind hier veranschlagt, 320 000 Euro Zuschuss werden erwartet. „Wer bezahlt die restlichen 500 000 Euro?“ Zeißner verwies darauf, dass der Kindergarten eine Pflichtaufgabe der Gemeinde sei und diese die Kosten tragen müsse.
Rainer Fritz fragte an, warum Wipfeld nicht am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ teilnimmt. Viele alte Häuser seien in privater Hand, so dass die Gemeinde nur bedingt Einfluss nehmen könne, sagte Zeißner. Allerdings gebe es eine Gestaltungssatzung. Vor allem um den historischen Marktplatz herum bestehe man auf deren Einhaltung.
Rita Mons forderte einen neuen Stellplatz für die Wertstoffcontainer. Bernd Schneider kritisierte die mangelnde Ordnung am Häckselplatz und forderte mehr Kontrolle durch die Gemeinde.