Ehrenamt ist manchmal mühsam: Etwa wenn man an einem Samstag um 5 Uhr morgens zum Frühstücksdienst antritt. 1400 ehrenamtliche Helfer - die große Mehrheit aus Schweinfurter Vereinen - sorgen hinter den Kulissen dafür, dass die Turner ihr Fest in der Stadt feiern und genießen können. Sie selbst können das Ereignis nur am Rande wahrnehmen, zum Beispiel weil sie an einer der zehn Schulen eingesetzt werden, in denen die Gäste ihr Quartier bezogen haben.
15 Übernachtungsäste im Klassenzimmer
"Das ist wie Wandertag", sagt Thomas Mehn, der der Schulleitung des Rathenau-Gymnasiums angehört. Die Schüler sind am Freitag außerhalb des Schulgeländes bei Veranstaltungen des Turnfestes beschäftigt worden. Denn die Gebäude sind restlos belegt. Die Klassenzimmer haben sich in eine Art Matratzenlager verwandelt: Die Tische sind zur Seite geschoben oder dienen als Raumteiler. Auf Isomatten und Luftmatratzen nächtigen bis zu 15 Jugendliche im Zimmer. Petra Breitkopf schmunzelt: Wer weiß, ob die Möbel sich nicht plötzlich in einem anderen Klassenzimmer wiederfinden, traut sie den jungen Übernachtungsgästen große Kreativität zu. Breitkopf schiebt mit 27 weiteren Helfern von der Antöner-Tanzgarde Dienst in der Sattler-Realschule.
In den Rathenauschulen beispielsweise ist die große Turnhalle zusätzlich für die Frühstücksausgabe für 1000 Personen umfunktioniert worden. Dann herrscht auch für die Helfer Hochbetrieb, denn die Logistik, um allmorgendlich insgesamt 13 000 Frühstücksportionen auszugeben, ist enorm. Schon um fünf Uhr bereiten sie die Mahlzeiten vor, damit eine Stunde später die ersten Frühaufsteher verköstigt werden. Bis 10 Uhr ist die Turnhallen-Kantine geöffnet. Danach hängen die Helfer noch eine Stunde dran, um aufzuräumen.
Vier Schichten rund um die Uhr
Die Freiwilligen sind rund um die Uhr im Einsatz. Vier Sechs-Stunden-Schichten sorgen dafür, dass in den Quartieren alles funktioniert. Zu den Aufgaben des Antöner-Teams um Petra Breitkopf in der Sattler-Realschule gehört unter anderem die Einlasskontrolle, damit niemand ins Haus kommt, der dort nichts zu suchen hat. Das ist gerade in den Nächten wichtig. Denn die Türen dürfen aus Brandschutzgründen nicht abgeschlossen werden. Und die Helfer schauen auch darauf, dass alle ruhig schlafen können und lebenslustige Teenager keine lauten Spontan-Partys organisieren.
Gerade der 24-Stunden-Einsatz und die Verantwortung, so ist aus Vereinskreisen zu hören, hätten dafür gesorgt, dass nicht alle Vereine mitgemacht haben. "Schwierig", nennt denn auch Pressesprecher Thomas Schall das Unterfangen des Organisationskomitees, genügend Helfer zu akquirieren. "Es könnten mehr sein", sagt Schall. Bei bei den Aufbauarbeiten am Mittwoch etwa sei der eine oder andere plötzlich verschwunden. Es sei eben nicht alles reibungslos gelaufen.
Ein Lächeln als Lohn
Doch die dabei sind, tun dies aus Überzeugung. Wie Manuela Spengler und Susanne Hepp von den christlichen Pfadfindern "Royal Rangers", die mit 15 Helfern an den Start gegangen sind. Ihr Einsatzgebiet ist die Eingangshalle der Rathenau-Schulen. Dort haben sie einen Kiosk eingerichtet, an dem besonders Eis, Schokoriegel und Getränke nachgefragt werden. Sie seien positiv überrascht, wie dankbar viele Gruppen für den Einsatz der Helfer sind, sagt das Duo. Ein Lächeln und freundliche Worte als Lohn Gerade bei den Betreuern seien einige dabei, die schon selbst als Helfer im Einsatz waren: "Die wissen, welche Arbeit das ist."
Sie sind auch dann noch gefragt, wenn am Sonntagnachmittag die Turner auf der Rückreise sein werden. Dann gilt es nicht nur, Bühnen und Zelte in der Stadt abzubauen, sondern auch die Helfer in den Übernachtungsquartieren sind gefordert. Etwa um die Dutzenden von Tisch- und Bankgarnituren aus dem Frühstücks-Turnhallen abzutransportieren. Denn am Montag um 8 Uhr steht in den Klassenzimmern nicht mehr das Ausruhen müder Beine auf dem Stundenplan, sondern Mathematik und Englisch.
Wir sind positiv überrascht, wie dankbar die Gruppen sind."
Manuela Spengler und Susanne Hepp, Helferinnen