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GEROLZHOFEN: Turnvater Jahns Jünger feiern 150-Jähriges

GEROLZHOFEN

Turnvater Jahns Jünger feiern 150-Jähriges

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    Ein Bild aus den Gründertagen: Fahnenweihe beim TV Gerolzhofen vor 150 Jahren am 12. Oktober 1862.
    Ein Bild aus den Gründertagen: Fahnenweihe beim TV Gerolzhofen vor 150 Jahren am 12. Oktober 1862. Foto: Foto: Vereinsarchiv TV Gerolzhofen

    Vor etwas mehr als 150 Jahren – es war der 15. April 1862 – trafen sich im Gasthaus „Schwarzer Adler“, dem späteren Modehaus Weigand, 25 „Freunde des Turnwesens“, um ganz im Sinne des knapp zehn Jahre zuvor verstorbenen „Turnvaters“ Friedrich Jahn den TV Gerolzhofen aus der Taufe zu heben. Der Zuspruch, den die Turnerschaft zu dieser Zeit in breiten Bevölkerungsschichten genoss, führte in diesen Tagen zu zahlreichen derartigen Vereinsgründungen. Dabei lag die Zeit, als die Obrigkeit sogar ein Turnverbot erließ, aus der Furcht heraus, die Turnbewegung könnte politische Unruhen vom Zaun brechen, noch gar nicht so lange zurück.

    Die erste Satzung des Turnvereins Gerolzhofen legte fest, dass ausschließlich „Männer und Jünglinge“ jeden Standes aufgenommen werden. Jeder Aufnahmeantrag wurde streng geprüft, vor allem auch hinsichtlich des Lebenswandels des Bewerbers. So hat es der Vereinschronist der Gerolzhöfer Turner, Franz Kraus, notiert. Ein wesentlicher Punkt der Satzung verpflichtete die ordentlichen Vereinsmitglieder dazu, auch in der Feuerwehr und in der Rettungsmannschaft Dienst zu tun. Aus dieser „Turnerfeuerwehr“ ging den Überlieferungen zufolge die heutige „Freiwillige Feuerwehr Gerolzhofen“ hervor.

    Im Winter Turnen in Gasthäusern

    Bereits im Oktober 1862 zählte der junge Verein 82 Mitglieder. Das Turnen mit all seinen Disziplinen rückte in den Mittelpunkt des Vereinslebens. Schnell bemühte man sich seitens der Vorstandschaft um die Anlegung eines festen Turnplatzes. Dieser befand sich zunächst auf dem östlichen Teil des „Klesenmühlwasens“, später dann an der Stelle des heutigen Polizeigebäudes und im Bereich des alten Sportplatzes hinter der Sporthalle. Im Winter wichen die Turner in die Säle verschiedener Gasthäuser aus, geturnt wurde aber auch in einem Raum der alten Molkerei, in einer Maschinenhalle der BayWa oder in der städtischen Post-Autohalle. Doch das Ziel war stets ein eigenes Domizil.

    Bereits 1889 wurde ein Turnhallenfonds eingerichtet. Erste, schon weit gediehene Pläne zur Errichtung einer eigenen Halle scheiterten letztlich am Ausbruch des Ersten Weltkrieges, die folgende Inflation machte den finanziellen Grundstock zunichte. Doch die Turner ließen sich nicht entmutigen. Bis 1928 konnten sie erneut einen beachtlichen Baufonds anlegen, und nachdem die Stadt einen beträchtlichen Zuschuss zugesagt hatte, konnte am 11. November 1928 der Grundstein für die TV-Halle gelegt werden, die 1930 fertiggestellt wurde. Treibende Kraft beim Bau der Halle war der zwischen 1922 und 1934 agierende Vereinsvorsitzende Karl Schmitt, der später Gerolzhofens erster Nachkriegsbürgermeister werden sollte.

    Die folgenden Jahre sollten die Blütezeit des Turnsports in Gerolzhofen werden. Dank dieser nahezu idealen Trainingsbedingungen erreichten die Gerolzhöfer Turner einen Leistungsstand, der sich bei Kreis-, Gau- und Landesturnfesten stets auch in Siegen und guten Platzierungen niederschlug. Vorturner und Riegenführer hatten schon damals die Möglichkeit, an Förderlehrgängen teilzunehmen und sich Wissen anzueignen, das sie wieder in den Sportbetrieb einfließen lassen konnten. Gerolzhofen war auch selbst Gastgeber für namhafte Veranstaltungen.

    Doch der Zweite Weltkrieg bedeutete erneut einen schweren Einschnitt in das Vereinsleben. 1944 musste der Sportbetrieb gänzlich eingestellt werden. Die Halle wurde zweckentfremdet, diente zunächst der Rüstungsindustrie und nach Kriegsende den Belangen der amerikanischen Militärregierung. 1947 wurde der TV von den Amerikanern wieder legitimiert, der Wiederaufbau des Turnbetriebs konnte eingeleitet werden. Doch wegen der Währungsreform 1948 mussten die Turner finanziell quasi wieder bei Null anfangen. Die vereinseigene Halle wurde rund 50 Jahre nach ihrer Erbauung, Mitte der 70er Jahre, zur Stadthalle umgebaut.

    Schließen wir an dieser Stelle den Deckel der Vereinschronik von Franz Kraus und wenden uns dem Hier und Heute zu. Zum 1. Mai zählte der TV Gerolzhofen nach Information des zweiten Vorsitzenden Thomas Linder 801 Mitglieder. Diese können in zehn Abteilungen Sport treiben. Da wären zunächst die diversen Turnabteilungen, die, angefangen vom Eltern- und-Kind-Turnen über das Geräteturnen für Jugendliche bis hin zum Frauen- und Männerturnen, letztlich alle Altersklassen abdecken. Zudem üben noch die Handballer, Korbballer, Volleyballer, Tischtennisspieler und Schwimmer ihren Sport unter dem Dach des TV Gerolzhofen aus.

    Die TV-Sportler haben dabei durchaus große Erfolge vorzuweisen. Die Korbballerinnen gehen in der Bundesliga auf Punktejagd, und die Handballer sind nach einem Jahr Abstinenz in die Landesliga zurückgekehrt. Masters-Schwimmerin Karin Werbinek nimmt in ihrer Altersklasse an Welt- und Europameisterschaften teil und ist dort immer für eine Top-Platzierung gut.

    Festabend, Zug und Präsentation

    150 Jahre TV Gerolzhofen, das ist natürlich auch ein Grund zum Feiern. So ist am heutigen Samstag ab 20 Uhr zum Feiern mit den „Oberspiesheimern“ in den Kleinhenz-Bushallen eingeladen. Morgen steht dann der große Festzug auf dem Programm, zu dem mehrere hundert Teilnehmer aus den eigenen Reihen und von Gastvereinen erwartet werden.

    Der Zug setzt sich um 13 Uhr an der Stadthalle in Bewegung. Durch die Dingolshäuser Straße, die Schuhstraße und die Spitalstraße geht es auf den Marktplatz, von wo aus sich der Tross durch die Marktstraße, die Entengasse und die Dreimühlenstraße zur Dr. Georg-Schäfer-Straße weiter seinen Weg bahnt. Am Ziel, der Dreifachturnhalle, werden sich die einzelnen Abteilungen sportlich präsentieren. Beim gemütlichen Beisammensein vor der Halle soll das Jubiläumswochenende einen schönen Abschluss finden.

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