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SCHWEINFURT: Und ewig lockt die Lok: Modellbörse im Pfarrzentrum

SCHWEINFURT

Und ewig lockt die Lok: Modellbörse im Pfarrzentrum

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    Die Modelleisenbahn hat in der heutigen Spielzeugwelt einen entscheidenden Nachteil: Man kommt mit ihr weder ins Internet, noch kann man mit ihr daddeln, telefonieren oder fotografieren. Entsprechend herrschen Nachwuchssorgen in der Szene, die sich am Samstag zur 58. Schweinfurter Modelleisenbahn- und Modellautobörse im Pfarrzentrum Sankt Kilian getroffen hat. Eingeladen hatte Peter Riegler, ein Niederwerrner: „So was ist besser als Handel im Internet.“ Gerade bei teuren Modellbahnen mit ihren vielen diffizilen Kleinteilen komme es darauf an, vor dem Kauf eine Lok oder einen Waggon auch mal zu sehen, zu hören, zu fühlen, mitunter sogar zu riechen: „Wie liegt die Bahn auf dem Gleis? Wie fährt sie?“ Man trifft sich, kennt sich seit vielen Jahren, kann ausgiebig fachsimpeln, die Atmosphäre stimmt, auch und gerade im kleinen Kreis von geschätzt 200 Besuchern.

    Seit 1984 gibt es die Börse schon, nach bescheidenen Anfängen hatte man zu den Glanzzeiten schon mal zwei Räume in Beschlag. Mittlerweile sind Angebot und Nachfrage wieder etwas geschrumpft. Zweimal im Jahr trifft man sich zum Flohmarkt, mit rund einem Dutzend Anbietern aus der ganzen Region. Einen „Wahnsinnshype“ habe es mal gegeben, erinnert sich Fabrikplaner Riegler: „In fast jedem Dorf gab es mal eine Börse.“ Der Spieltrieb sei leider nicht mehr so ausgeprägt wie früher, die Modelle seien einfach schadensanfälliger als früher.

    Seine eigene Großsammlung hat Riegler längst aufgegeben, konzentriert sich ganz auf den Modellbau. Am Ende entsteht eine kleine Welt für sich, mit Tunneln, Bahnhofs-Durchsagen und eigener Infrastruktur neben den Gleisen. Auch wenn nicht jede Eisenbahnlandschaft so gigantisch daherkommt wie die detailgetreue Mega-Anlage in der Hamburger Speicherstadt, die größte der Welt, die jüngst sogar am Bahnstreik teilgenommen hat.

    Wichtigste Glaubensfrage bei Firmen wie Märklin, Fleischmann, Roco: die Spurbreite, sei es nun Spur N ( Maßstab 1 zu 160), TT (1 zu 120, die hierzulande vor allem aus der ehemaligen DDR reimportiert wurde), die heute meistverbreitete Nenngröße H0 (1 zu 87), S (1 zu 64), 0 (1 zu 43,5 oder 1 zu 45) oder die „großspurige“ Größe 1 (1 zu 32). Es gäbe weitere Varianten: „Die Schweinfurter Szene hat sich auf die kleinen Spuren spezialisiert.“

    Auf rund 300 Loks und 1000 Waggons schätzt der Lohrer Günther Siegler seine Sammlung, der Karlstädter Dietmar Metzger hat alte Fachmagazine Marke MIBA und ein paar Automodelle dabei. Hier ist der Markt noch riesiger: 15 000 Miniatur-Pkw und -Bikes nennt zum Beispiel Uwe Geyer sein Eigen, ein Sammler aus der Würzburger Gegend. Bei „Autoli“ sind der Sammellust keine Grenzen mehr gesetzt, vom Matchboxauto über den Bierlaster bis hin zum Burago-Luxusschlitten 1:18 mit aufklappbaren Türen.

    Es gibt historische Kleinstwägen, Modelleisenbahn-Zubehör, detailgetreue Nachbauten großer Marken. Seltene Stücke haben schon mal die 10 000 Euro-Marke geknackt, die Szene kennt Wertsteigerungen von 24 Euro auf 980 Euro, mit rasantem Fall wie an der echten Börse. Heute gebe es oft ein Überangebot, wird geklagt. Dann sind da noch die Momente, wo nach wie vor die Augen leuchten: etwa bei der kleinen Weihnachtseisenbahn, die in schneeweißer Winterlandschaft ihre Runden dreht.

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