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SENNFELD/GOCHSHEIM: Unesco-Ehre: Das Friedensfest ist deutsches Kulturerbe

SENNFELD/GOCHSHEIM

Unesco-Ehre: Das Friedensfest ist deutsches Kulturerbe

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    Bei der Kirchweih Gochsheim steht der historische Plantanz im Mittelpunkt. Jetzt ist das Friedensfest der Gemeinden Gochsheim und Sennfeld in das Unesco-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes von Deutschland aufgenommen.Patty Varasano
    Bei der Kirchweih Gochsheim steht der historische Plantanz im Mittelpunkt. Jetzt ist das Friedensfest der Gemeinden Gochsheim und Sennfeld in das Unesco-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes von Deutschland aufgenommen.Patty Varasano Foto: Foto:

    Jetzt ist es amtlich! Das Sennfelder und Gochsheimer Friedensfest zählt zum immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Am Freitag haben die Kultusministerkonferenz und Kulturstaatsministerin Monika Grütters 34 „Kulturformen“ neu in das bundesweite Verzeichnis aufgenommen. Darunter sind das Märchenerzählen, die Ostfriesische Teekultur, die Flussfischerei an der Rheinmündung der Sieg, das Skatspielen – und eben auch das Friedens- und Freudenfest, das die beiden Dörfer aus dem Landkreis Schweinfurt seit der Wiedererlangung der Reichsfreiheit anno 1649.

    18 Jahre lang hatten die Sennfelder und Gochsheimer in unerschütterlichem Glauben an Freiheit und Gerechtigkeit einst dafür gekämpft, die Rechte wiederzubekommen, die ihnen der Kaiser im Dreißigjährigen Krieg genommen hatte. Das wird gefeiert – Jahr für Jahr mit großem Plantanz bei Kirm und Kärm.

    Seit November schon auf der Bayerischen Kulturerbe-Liste

    In diesem November wurden die beiden Friedensfeste bereits in die Bayerische Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Jetzt haben sie auch bundesweite Würdigung erhalten und stehen im nationalen Verzeichnis. Unter den 34 neuen Einträgen in die deutsche Kulturerbe-Liste sind, zur Freude von Bayerns Kunstminister Ludwig Spaenle, zwölf weitere Traditionen, Handwerkstechniken und Bräuche aus dem Freistaat: das Feldgeschworenenwesen, das oberfränkische Flechthandwerk, der Georgiritt und historische Schwerttanz zu Traunstein, die Mal-, Fass- und Vergoldetechniken des Kirchenmalers, das historische Festspiel „Der Meistertrunk“ zu Rothenburg o. d. Tauber, die Osingverlosung im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, das Spitzenklöppeln im Oberpfälzer Wald, die Tölzer Leonhardifahrt, das Wunsiedler Brunnenfest, die bayerisch-böhmische Musikgattung „Zwiefacher“, der Erwerbsgartenbau in Bamberg sowie das historische Festspiel „Die Kinderzeche“ zu Dinkelsbühl.

    Dazu gibt es zwei bayerische Einträge im Register „Guter Praxisbeispiele“: die hochalpine Allgäuer Alpwirtschaft in Bad Hindelang sowie die Erforschung und Dokumentation von Flur- und Hausnamen.

    Blaudruck wird für die internationale Liste vorgeschlagen

    Insgesamt umfasst das deutsche Register des immateriellen Kulturerbes jetzt 68 Einträge. Seit 2003 unterstützt die UN-Kulturorganisation Unesco den Schutz und den Erhalt von Kulturformen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Auf der internationalen Liste stehen mehr als 400 Eintragungen aus aller Welt. Laut der deutschen Unesco-Kommission in Bonn will Deutschland im kommenden Jahr den Blaudruck, eine jahrhundertealte Technik der Stoffveredelung, zusammen mit Österreich, Ungarn, Tschechien und der Slowakei, für die internationale Liste vorschlagen.

    Die neuen Einträge ins nationale UNESCO-Verzeichnis aus Bayern Feldgeschworenenwesen in Bayern Gruppen von typischerweise sieben Feldgeschworenen („Siebener“ genannt) wachen bereits seit Jahrhunderten über die Einhaltung von Grundstücksgrenzen und sorgen durch Grenzsteinsetzung für deren Sichtbarkeit. Flechthandwerkstradition Das Flechten zählt zu den ältesten handwerklichen Techniken der Menschheit und ist weltweit verbreitet. Besondere Bedeutung hat diese Handwerkstradition in den oberfränkischen Flechthandwerkszentren Lichtenfels und Michelau. Georgiritt und historischer Schwerttanz zu Traunstein Der Georgiritt in Traunstein findet jeweils am Ostermontag statt. Nach der Rückkehr der Reiterprozession findet am Stadtplatz in Traunstein in spielerischer Form ein historischer Schwerttanz statt. Mal-, Fass- und Vergoldetechniken des Kirchenmalers Die traditionellen Handwerkstechniken des Kirchenmalers sind in ihrer dekorativen Oberflächengestaltung aus Kirchen, Schlössern und anderen repräsentativen Bauten in ganz Bayern nicht wegzudenken. Historisches Festspiel „Der Meistertrunk“ zu Rothenburg ob der Tauber Das Bühnenstück „Der Meistertrunk“ feierte im Jahr 1881 Premiere und erinnert in Rothenburg o.d. Tauber alljährlich an Pfingsten an die Rettung der Stadt vor dem katholischen kaiserlichen Heer im Jahr 1631. Das historische Festspiel besitzt eine starke identitätsstiftende Funktion und ist um größtmögliche Authentizität etwa bei den Kostümen bemüht. Osingverlosung Der Osing ist eine gemeindefreie Hochfläche von 274 ha im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Seit mehr als 550 Jahren existiert die genossenschaftliche Praxis, den gemeinschaftlichen Besitz durch ein genau festgelegtes Losverfahren in festen Abständen neu unter den bäuerlichen Rechteinhabern zu verteilen. Sennfelder und Gochsheimer Friedensfest Das Friedens- und Freudenfest in Sennfeld und Gochsheim geht auf die Wiedererlangung der Reichsfreiheit im Jahre 1649 zurück, die die beiden Dörfer im Dreißigjährigen Krieg verloren hatten. Spitzenklöppeln im Oberpfälzer Wald Die seit dem 16. Jahrhundert belegte textile Technik zur Spitzenerzeugung hat insbesondere in den Gemeinden Schönsee, Stadlern und Tiefenbach – im Oberpfälzer Wald nahe der Grenze zur Tschechischen Republik gelegen – eine wichtige Bedeutung. Tölzer Leonhardifahrt Die Bad Tölzer Leonhardifahrt mit über 80 prächtig geschmückten Vierergespannen hinauf zum Kalvarienberg findet alljährlich am 6. November zu Ehren des Heiligen Leonhard statt. Diese Tradition reicht nachweislich bis 1772 zurück. Wunsiedler Brunnenfest Zum Johannistag (24. Juni) schmücken die Brunnengemeinschaften in Wunsiedel alljährlich die öffentlichen Brunnen der Stadt mit Blumen und Lichtern. Im Rahmen des Stadtfestes wird von Brunnen zu Brunnen gezogen und gemeinsam gefeiert. Zwiefacher Der Zwiefache ist eine überlieferte, typisch bayerisch-böhmische Musikgattung, die sowohl musiziert, getanzt als auch gesungen wird. Seine Besonderheit besteht im unregelmäßigen Wechsel zwischen Dreivierteltakt (Walzer) und Zweivierteltakt (Dreher). Innerstädtischer Erwerbsgartenbau in Bamberg Der urbane Erwerbsgartenbau in der fruchtbaren Bamberger Regnitz-Aue entstand im 14. Jahrhundert und konzentrierte sich bis ins 19. Jahrhundert auf die Produktion von Gemüsesaatgut und Süßholz. Noch heute produzieren die Gärtner nach bewährter Tradition und vermarkten ihre Waren hauptsächlich auf dem Grünen Markt, in Hofläden und Restaurants. Historisches Festspiel „Die Kinderzeche“ zu Dinkelsbühl Die Dinkelsbühler Kinderzeche geht auf ein Schulfest des 16. Jahrhunderts zurück, das im Zeitalter des Historismus im ausgehenden 19. Jahrhundert durch ein Festspiel ergänzt wurde, welches die sagenhafte Aufhebung der Schweden-Belagerung von Dinkelsbühl im 30-jährigen Krieg durch kindliche Friedensdiplomatie zum Thema hat. Neu im nationalen Register Guter-Praxisbeispiele: • Die Tradition der hochalpinen Alpwirtschaft im Allgäu: Im Allgäu werden in den Sommermonaten (hoch-)alpine Weideflächen in Gemeinschaftsbesitz von „Älplerinnen“ und „Älplern“ bewirtschaftet. Diese seit dem Hochmittelalter belegte Wirtschaftsform und viele damit unmittelbar zusammenhängende Ausdrucksformen haben das Kulturlandschaftsbild und auch die Gesellschaft im Laufe der Zeit entscheidend geprägt. Durch die Etablierung ökologischer Landwirtschaft gewann auch das tradierte Wissen der Alpwirtschaft neuerlich an Bedeutung. • Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e.V.: Die tradierten Flur- und Hausnamen in Bayern sind sprachlicher Ausdruck einer Beziehung der Menschen zur Landschaft sowie zur sozialen Struktur ihrer Heimat. Der Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern kümmert sich um die Erforschung, Dokumentation und Bewahrung dieser sprachlichen Orientierungshilfen im ländlichen Raum. Alle in das Bundesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommenen Traditionen und Bräuche sind auch im Bayerischen Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes gelistet. Infos: www.km.bayern.de/kulturerbe

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