Bundesweit gibt es sieben Prozent Feuerwehrfrauen. Besonders stark sind Frauen bei der Freiwilligen Feuerwehr Untereuerheim vertreten: 24 Frauen und 44 Männer versehen dort aktiven Dienst. Das entspricht einem Frauenanteil von 35 Prozent. Die Untereuerheimer Wehr liegt damit nicht nur im Landkreis an der Spitze, sondern belegt auch in Bayern einen Spitzenplatz beim Frauen-Ranking.
Die Untereuerheimer Feuerwehrfrauen sind mittendrin, nicht nur dabei, stehen ihren Mann. Und wir gingen der Frage nach, wie diese Ausnahmestellung zustande gekommen ist. Vor 25 Jahren, am 1. Januar 1984, kamen die ersten Frauen, sechs an der Zahl, unter dem damaligen Kommandanten Erwin Ott zur Feuerwehr, erzählt Kommandant Michael Jakob. Von diesen sechs sind heute noch Katharina Greulich und Karoline Kell dabei. Anette Bohn und Diana Peterlik stießen zwei Jahre später dazu. Diese vier gehören heute zu den dienstältesten aktiven Frauen der Wehr, haben als Schriftführerin oder Vertrauensleute seit langer Zeit Verantwortung übernommen.
Katharina Greulich, die seit acht Jahren ausgebildete Maschinistin ist, erinnert sich, wie alles begann: „Es war Silvester 1983. Ich war ein junges Mädchen mit 17 Jahren. Beim Silvesterfeuerwerk schlug eine Rakete in die Scheune unseres Nachbarn ein und verursachte einen Scheunenbrand. Dieses Erlebnis und die schnelle Hilfe durch die Feuerwehr ließ noch in derselben Nacht den Entschluss reifen: Ich gehe auch zur Feuerwehr.“
Begeisterung und Faszination
Auch fünf anderen jungen Frauen ist es so gegangen. Das Sehen, das Lernen, das Helfen-können, all das weckte die Begeisterung und die Faszination für das ehrenamtliche Engagement. Noch am Neujahrstag meldeten sie sich bei der Feuerwehr an. Dabei, so Karoline Kell und Katharina Greulich (ihr Vater war damals Kommandant) sei von Anfang an klar gewesen: Wir wollen nicht nur repräsentieren, wie die Frauen benachbarter Wehren. Die absolvierten zwar die volle Ausbildung, übten in reinen Frauen-Gruppen, kamen aber nicht zu Einsätzen. Sie übernahmen bei Festlichkeiten und Feiern repräsentative Aufgaben. „Das war damals eigentlich die Regel“, erinnern sich die beiden. „Wir sechs Mädels wurden aber von Anfang an integriert, auch wenn es in den Anfangszeiten immer wieder kritische Stimmen gab.“ Und „bei den Feuerwehrfesten“, blickt Anette Bohn zurück, „waren wir aktive Feuerwehrfrauen die Sensation.“
Gerne erinnern sich die Frauen an die zahlreichen Gemeinschaftserlebnisse, an das Üben für die Leistungsabzeichen, an Zeltlager in der Fränkischen Schweiz oder an andere zahlreiche Aktivitäten. Ein nicht nur für die Frauen unvergessliches Erlebnis erzählt Katharina Greulich. Denn Uwe Hau, der damaliger Gruppenführer und jetziger Bundeswehrreservist, meinte vor einigen Jahren: „Wir müssen richtiges Marschieren lernen.“ Mit voller Montur, mit Schutzanzug und Helm sind dann alle Feuerwehrler durch den Ort marschiert, bis das Marschieren in Reih und Glied auch um die Kurven klappte. Ein schweißtreibendes, anstrengendes, aber auch lustiges Erlebnis für alle.
Nicht einfach sei der Maschinistenlehrgang gewesen, berichtet Greulich. Als einzige Frau unter 13 Männern habe sie die Ausbildung an etlichen Wochenenden und Abenden absolviert, erzählt sie stolz.
Die Frauen der ersten Stunde haben zahlreiche Nachahmer in Untereuerheim gefunden. Von Jahr zu Jahr kamen mehr Frauen zur Feuerwehr. Heute sind 24 Frauen in Untereuerheim als Feurlöscherinnen aktiv. Larissa Schmitt bekam Spaß und Motivation durch das Zuschauen bei den regelmäßigen Übungen. Josephine Müller und Andrea Pfrang reizte es, wie viele andere, dabei zu sein in der Gruppe und nebenbei etwas Gutes und Sinnvolles zu tun. Das berichten auch Nadine Treutlein und Daniela Jakob, die erst kürzlich eine Ausbildung als Sanitätshelfer absolviert haben. Carina Oehler hat jüngst als erste der Frauen die neue Truppmannausbildung, die für alle nun verpflichtend ist, mitgemacht. Alle sind schon als Jugendliche zur Feuerwehr gekommen. Mit vielen Freizeitaktivitäten betreibt die Wehr eine aktive Jugendarbeit. Zur Zeit gibt es 14 Jugendliche unter 18 Jahren. Von zehn Jugendlichen bleiben zirka drei, die in den aktiven Dienst wechseln, resümiert Kommandant Michael Jakob. Kommandant Michael Jakob erzählt, dass es von Anfang an keine reinen Frauengruppen in der Wehr gab. Sogar in der Umkleide sind Männlein und Weiblein bis heute gemeinsam. Die Frauen sind gleichberechtigt, werden genauso wie die Männer eingesetzt. Bei Einsätzen besteht die Besatzung meist zur Hälfte aus Frauen. Der größte Einsatz sei das Main-Hochwasser am 3. Januar 2003 gewesen. „Ohne unsere Frauen hätte wir das nicht bewältigen können.“ Die gesamte Wehr war 21 Stunden vor Ort. 250 Sandsäcke mussten gefüllt werden. Drei Tauchpumpen waren in den Gebäuden am Mainufer in Einsatz.
Insgesamt sieht der Kommandant die Frauen als Bereicherung. Frauen denken oft anders als Männer. Es werden Ideen eingebracht, die Männer nicht in Betracht ziehen. Für die Untereuerheimer gilt der leicht provokative Werbefeldzug des Deutschen Feuerwehrverbandes – Frauen an den „Brand-Herd“ – seit Jahren.