schweinfurt (uf) Zahlreiche Zuhörer waren gekommen, um der bekannten Schriftstellerin Gabriele Wohmann zu lauschen. Hier saßen sie nicht in der 2. Klasse, wie das Buch forderte, aus dem die Autorin las ("Fahr ruhig einmal 2. Klasse"), sondern in einer Klasse des Bayernkollegs und zwar erstklassig nah am Geschehen.
Wohmann, die von Schulleiterin Johanna Bonengel als "Konstante der deutschen Literatur" vorgestellt wurde, präsentierte sich ganz in Schwarz. Passend zu ihrer dunklen, sonoren Stimme. Eine feste Stimme, die für eine 72-Jährige eher untypisch ist. Untypisch auch ihr Schreibstil. Etwas zynisch, ein bisschen sarkastisch und mit jugendlichem Touch. Dieser gemischte Stil beeindruckte auch das altersmäßig gemischte Publikum, das an vielen Stellen aus "Fahr ruhig einmal 2. Klasse" in Gelächter ausbrach.
Ganz natürlich, niemals gestelzt, schreibt die Autorin aus dem Leben. Beschreibt Szenen einer Ehe, in denen sich der Einzelne wiedererkennt. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, zeichnet die Zwischentöne des Alltags auf, die Anfeindungen und Aggressionen im kleinbürgerlichen Dasein. All das kommt hier ans Licht, und das Publikum hat seinen Spaß dabei.
Aber nicht nur dabei. Zwischendurch sprach die vielfach Ausgezeichnete zu ihrem Publikum - und das ebenso ungekünstelt wie ihren Büchern: "Ich trockne aus. Das ist kein Durst, aber das interessiert Sie wohl nicht wirklich." Sympathisch auch das Augenzwinkern, ihre Selbstironie, mit der sie ihre Lesung kommentierte.
Mit "Da ich's jetzt geschrieben hab', muss ich's auch verantworten", las sie spontan noch ein paar Seiten aus einem noch unveröffentlichten Band. Ob diese die acht obligatorischen waren, die die bekennende "Graphomanin" vorgibt, jeden Tag zu schreiben, sagte sie nicht.