Es war als Versuch gedacht, was Heide Wunder von der Gleichstellungsstelle und Pia Jost vom Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt da im Rahmen der Frauenwochen starteten. Und Wunder hatte im Vorfeld einige Bauchschmerzen, ob diese Veranstaltung gelingt. Aber der Abend im Cafe der Chocolatrie Molina am Zeughaus, mit dem Titel "Unternehmen in Frauenhand", wurde ein voller Erfolg.
Auch nach zwei Stunden regem Austausch wollten die über 20 Frauen noch nicht nach Hause und jede bat, so ein "Salongespräch" auf alle Fälle zu wiederholen. Vieles hat zum Erfolg des Abends beigetragen, da waren die gemütliche Atmosphäre in der Chocolatrie, aufgeschlossene und diskussionsfreudige Besucherinnen und nicht zuletzt die drei Podiumsteilnehmerinnen, die jede auf ihre Art bewiesen, dass Frauen durchaus erfolgreiche Unternehmerinnen sind.
Lehrstühle hatten nur die Männer
Dabei ist keine der drei Frauen einen geradlinigen Weg in die Selbstständigkeit gegangen. Silvia Pfaff arbeitete als Helferin bei einem Tierarzt, bis der ihr Potential erkannte und sie aufforderte, doch selbst Tiermedizin zu studieren. Wesentlich mehr Frauen als Männer studierten mit ihr zusammen, die Lehrstühle allerdings hatten nur die Männer inne. Nach zehn Jahren als Assistenzärztin machte sie sich mit einer mobilen Tierarztpraxis selbständig, ein Wagnis, das gelang.
Britta Maier-Brunnhuber bekam schon in ihrer Ausbildung von vielen eine erfolgreiche Zukunft bescheinigt, dennoch erlebte sie, wie immer mehr Männer an ihr vorbeizogen. An ihrer Professionalität oder Kompetenz lag das nicht. Sie stieß an die berühmte gläserne Decke, die die Karriere von Frauen behindert. Bis es ihr genügte und sie sich als Betriebswirtin und Immobilienmaklerin selbstständig machte. Professionell und selbstbewusst bewies sie an diesem Abend, was viele Frauen erst mühsam lernen müssen, nämlich den eigenen Wert zu kennen und ihn auch zu kommunizieren, sich zu gut zu verkaufen.
Ein Film war der Auslöser
Einen völlig anderen Auslöser für die Selbständigkeit gab es bei Linda Gahn-Becker. Sie hat den Film "Chocolat" gesehen und beschlossen, "das machst du auch". Und so begann ihre Karriere als Ladeninhaberin in Wetzlar, als Schokoladenherstellerin in Gießen und seit einem Jahr mit der Schokoladenmanufaktur und dem Laden in Schweinfurt. Immer wieder alles hinter sich lassen und neu aufbrechen prägt ihren unternehmerischen Weg. Hartnäckig am Ziel festhalten, das mussten alle drei Frauen.
Im Gespräch wurde schnell klar, was Frauen im Buisness von Männern unterscheidet: Die Frauen bilden Netzwerke, die Männer Seilschaften. Unbenommen ist dabei, dass man am Seil besser und schneller nach oben kommt, ein Netz einen aber auch besser auffängt. Die Besucherinnen beteiligten sich an den gemeinsamen Diskussionen, stellten ihre Fragen und bekamen sogar "Unternehmensberatung".
Dabei erinnerte vor allem Gahn-Becker, bei aller Aufbruchsstimmung, immer wieder daran, dass trotz guter Ausbildung und Selbstbewusstsein die Selbstständigkeit auch immer mit viel Arbeit Unsicherheit und finanziellem Risiko verbunden sei. Dennoch würde keine der drei Frauen mehr darauf verzichten wollen, ihre eigene Chefin zu sein.