Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

SCHWEINFURT: US-Armee hilft Zivilbeschäftigten

SCHWEINFURT

US-Armee hilft Zivilbeschäftigten

    • |
    • |
    Arbeiten für die US Armee: Mit dem Weggang der Amerikaner entfallen auch über 600 zivile Arbeitsplätze.
    Arbeiten für die US Armee: Mit dem Weggang der Amerikaner entfallen auch über 600 zivile Arbeitsplätze. Foto: Foto: Josef Lamber

    Mit dem Abzug der US-Army im September verlieren 150 bleibewillige Zivil-Amerikaner und 483 bei verschiedenen Arbeitgebern der US-Army beschäftigte Deutsche ihren Job in Schweinfurt. Um möglichst viele wieder in Arbeit zu bringen, haben sich am Donnerstag Vertreter der US-Garnison, der Arbeitnehmervertretung des Arbeitsamtes sowie von Stadt und Landkreis mit Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Landrat Florian Töpper an der Spitze zu einem ersten „Arbeitsmarktgipfel“ getroffen. Wichtigste Nachricht: Der Großteil der deutschen Zivilmitarbeiter wird ab Oktober in einer Transfergesellschaft beschäftigt, wo sie ein halbes Jahr in etwa dasselbe Einkommen bekommen wie heute.

    Bei dem Treffen im Rathaus lagen erstmals konkrete Zahlen vor, betonte Gastgeber Remelé nach dem Termin gegenüber den Medien. Der Gipfel wird keine Eintagsfliege sein. Schon in einem halben Jahr wird die Runde erneut zusammenkommen, dabei die erhofften ersten Erfolge analysieren und weitere Schritte besprechen.

    Laut dem zivilen „Executive Officer“ der US-Garnison, Klaus Mauder, konnten bisher 35 Zivilbeschäftigte an andere bundesdeutsche US-Standorte vermittelt werden. Mit den weiterhin bestehenden US-Standorten ist vereinbart, jede frei werdende Stelle nach Schweinfurt zu melden. 74 Mitarbeiter zeigen sich flexibel und haben ihre Wechselbereitschaft erklärt.

    Die Transfergesellschaft steht freilich nur deutschen Zivilbeschäftigten offen, aber auch nicht allen. Für die 66 Mitarbeiter, die unter der Flagge der Army Air Force Exchange Services, kurz AFFES, fahren, entfällt diese Möglichkeit.

    Bei der AFFES handelt es sich laut Betriebsratsvorsitzendem Michael Dörfer um ein halbstaatliches Wirtschaftsunternehmen. Die dort Beschäftigten arbeiten beispielsweise in den Supermärkten auf US-Gelände. Die AFFES will im Gegensatz zur Army keine Transfergesellschaft einrichten.

    Höhere Abfindungen möglich

    In der zum 1. Oktober gegründeten Transfergesellschaft werden Bewerbungstrainings und Nachschulungen jeder Art stattfinden. Mauder bestätigte, dass der Sozialtarifvertrag auch die Möglichkeit der Abfindung beinhaltet und die US-Army als Anreiz „erhöhte Abfindungen genehmigt hat“.

    Das wiederum kann wegen des Alters eines Großteils der bisherigen US-Beschäftigten eine wichtige Rolle spielen. Der Durchschnitt liegt bei knapp über 50 Jahren.

    Dörfer wies daraufhin, dass die Army-Beschäftigten jahrzehntelang innerhalb des NATO-Bündnisses für die Allgemeinheit tätig gewesen, was ihn hoffen lässt, dass sie „so weit möglich im öffentlich Dienst“ auch wieder unterkommen. Darüber hinaus drückte er wie zuvor Remelé seine Hoffnung aus, dass sich die freie Wirtschaft für die qualifizierten Arbeitskräfte interessiert.

    Der Chef der Schweinfurter Arbeitsagentur Thomas Stelzer ist in dieser Hinsicht zuversichtlich, weil der „Arbeitsmarkt ja nicht so schlecht ist“. Die Arbeitslosenquote liegt in der Region bei nur knapp über drei Prozent. Es würden Arbeitskräfte gesucht, andererseits sei die Wirtschaft „auch nicht so brillant, dass jeder genommen wird“, schränkte er ein.

    Landrat Töpper sah wie Remelé die öffentlichen Arbeitgeber in einer „besonderen Verantwortung“. Er habe deshalb zugesagt, freie Stellen in Landkreisverantwortung zu melden. An die autarken Bürgermeister im Landkreis richtete er die Bitte, „gleichermaßen zu verfahren“. Für Stellen bei der Stadt hat das der OB ebenso verfügt. Zwei Ex-US-Beschäftigte sind schon untergekommen, das sei freilich ein „Tropfen auf den heißen Strein“.

    Von den US-Zivilbeschäftigten haben sich laut Stelzer bei seiner Agentur für Arbeit bisher erst 21 arbeitssuchend gemeldet. Die (anonymisierten) Profile der wohl großteils in der Transfergesellschaft landenden Mitarbeiter werden von potenziellen Arbeitgebern zu gegebener Zeit bei der Arbeitsagentur abzufragen sein.

    Gewerkschaft nicht eingeladen

    Übrigens: Von den über 600 Zivilbeschäftigten haben 140 Arbeitnehmer ihren Wohnsitz im Landkreis und 80 in der Stadt. Viele andere pendelten seit den Schließungen anderer Standorte aus Regionen über die Rhön hinaus und aus dem Raum Würzburg und Kitzingen nach Schweinfurt. Wegen der vergleichsweise großen Fläche sieht Dörfer die Chancen deshalb als höher an.

    Gewerkschaftssekretär Sinan Öztürk begrüßte in einer Mitteilung die Transfergesellschaft als Alternative zu der von ver.di geforderten Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft. Dass ver.di nicht eingeladen war, nennt er verwunderlich. Laut Öztürk hätten Stadt und Landkreis die Aufgabe, nicht untergebrachte Beschäftigte entsprechend der tariflichen Regelungen im öffentlichen Dienst unterzubringen. „Daran müssen sich OB und Landrat messen lassen“.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden