Die Schließungen der Würzburger Kasernen Leighton und Faulenberg haben erhebliche Konsequenzen für den US-Standort Schweinfurt. Nach Auskunft des stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Mario Roosingh müssen rund ein Drittel aller Zivilbeschäftigten um ihren Arbeitsplatz fürchten.
US-Pressesprecher George Ohl bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung, dass der hiesige Standort zu viele zivile Angestellte und Facharbeiter habe und deshalb bis September 2008 eine Reduzierung angedacht sei. Seit längerem gebe es bereits einen Einstellungsstopp für alle Standorte in Unterfranken, zudem wurden den Betroffenen Abfindungen oder ein Ersatzarbeitsplatz in Schweinfurt, Ansbach beziehungsweise Bamberg angeboten.
80 kamen aus Würzburg
Durch die Auflösung in Würzburg sind in den vergangenen Monaten allein 80 Zivilbeschäftigte, vornehmlich Elektriker, Schlosser, Schreiner und Angestellte, nach Schweinfurt gekommen. Weitere 100 sind vorerst noch dort beschäftigt. Diese gehören mit den 480 Schweinfurtern bereits formal zur „US AG Schweinfurt“ (US-Army Garrison), die aktuell 650 Beschäftigte zählt. Laut Roosingh sind aber nur rund 450 Planstellen für Schweinfurt vorgesehen.
Die Folge: Das Hauptquartier der amerikanischen Streitkräfte in Heidelberg will Stellenstreichungen in größeren Umfang vornehmen. Das wurde dem Betriebsrat mitgeteilt, der dabei kaum Mitsprache hat. „Im schlimmsten Fall werden über 200 Zivilbeschäftigte betriebsbedingt gekündigt, um die Sollzahl wieder zu erreichen“, so Roosingh.
Derzeit wird in Heidelberg eine Sozialauswahl getroffen, die voraussichtlich bis Juli dem Betriebsrat zur Prüfung vorgelegt wird. Die Unsicherheit bei den Zivilbeschäftigten ist deshalb groß, viele fürchten um ihren Job. Die Stimmung sei „sehr schlecht“, zudem wachse der Unmut für den Fall, dass frühere Würzburger Kollegen die Schweinfurter in der Auswahl herausdrängen könnten.
Kämpfen um jede Stelle
Der Betriebsrat hat angekündigt, soziale Härten mit Standortkommandeur Anthony Haager so weit wie möglich abzumildern. Trotzdem werden „einige Leute ab September 2008 sicher auf der Straße stehen“, glaubt Mario Roosingh, kündigt aber an, bis zuletzt um jede Stelle zu kämpfen. So werde man Haager den Vorschlag unterbreiten, Aufträge mit externen Firmen zurückzufahren und diese Arbeiten Zivilbeschäftigten zu übertragen.
Zudem wurden die Betroffenen in Betriebsversammlungen über die Möglichkeit aufgeklärt, sich an anderen US-Basen in Deutschland zu bewerben. Voraussichtlich wird auch eine Transfergesellschaft, wie bereits am Standort Würzburg geschehen, gegründet. In dieser sollen die Entlassenen eine Weiterbildung erhalten, um später wieder in den Arbeitsmarkt integriert zu werden. Die Teilnehmer würden für den Zeitraum von sechs Monaten neben ihrem Gehalt eine staatliche Förderung erhalten. Auf diese Weise hätten laut Roosingh 20 von 26 früheren Zivilbeschäftigten in Würzburg wieder einen neuen Job gefunden.