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Verehrung für den Querkopf Hans Sachs

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Verehrung für den Querkopf Hans Sachs

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    Schweinfurt "Ohne Torheit wäre die Welt schon stehengeblieben." Ein Wort des Erasmus von Rotterdam, das Hans Driesel nicht zufällig zitiert. Die Torheit, vielleicht auch die Weisheit im Gewand des Törichten, nicht das Herumgekasper hat ihn schon immer interessiert. "Auf der Bühne darf man alles sagen, man muss es nur elegant tun", sagt Driesel mit deutlichem Verweis auf den ob seiner derben Sprüche umstrittenen Moderator von "Fastnacht in Franken", Detlef Wagenthaler.

    Am 4. April 1939, also vor genau 65 Jahren, wurde Hans Driesel, Theatermann, Fastnachtsfreund und -forscher, Moderator und Literaturmensch, am Oberen Wall geboren, einer "Urzelle Schweinfurts", wie er sagt. Bekennender Schweinfurter ist er heute noch, wenn er auch in Werneck lebt. Nach einer kaufmännischen Lehre ging er bei SKF erstmal in die Produktion - die Arbeitszeiten dort ließen sich besser mit seiner Leidenschaft für den Kanusport vereinbaren. Mit dem Faltboot unternahm er wagemutige Fahren, etwa auf dem Balkan oder den Flüssen Euphrat und Tigris, zu einer Zeit als sich dorthin kaum je ein Fremder verirrte.

    Bei SKF wechselte er von der Fertigung in die EDV, dann in die Aus- und Weiterbildung, schließlich in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, wo er bis zu seinem Ausscheiden 1994 unter anderem für die Werks-Zeitung verantwortlich war.

    26 Jahre lang war Hans Driesel Sitzungspräsident bei der Schwarzen Elf. Seit sechs Jahren sitzt er im geschäftsführenden Präsidium des Bundes deutscher Karneval, dessen Deutsches Fastnachtsmuseum in Kitzingen er leitet. Fürs ZDF hat er zwei große Karnevals-Sendungen moderiert, bis er - frustriert von der Hinwendung der Öffentlich-Rechtlichen zum Klamauk - ausstieg: "Geistreiche Beiträge hatten dort keinen Platz mehr."

    Sieben Jahre lang trat er mit den "Siebenschläfern" der Schwarzen Elf und als Hans Sachs bei "Fastnacht in Franken" im Bayerischen Fernsehen auf. Bis es 1990 zum Eklat kam: Der BR verlangte eine Kürzung der vertraglich zugesicherten 20 Minuten um fünf Minuten, also die Verstümmelung eines Auftritts, für dessen Proben die ganze Truppe eine Woche lang Urlaub gemacht hatte. Driesel lehnte ab, und die Schwarze Elf stieg drei Stunden vor Sendebeginn aus. "Die dachten, mit uns fernsehgeilen Amateuren können sie alles machen", erzählt er. Die überzählige Sendezeit füllte der BR damals mit einer ausgiebigen Polonaise durch den Saal.

    Wer mit Fastnacht automatisch Fernsehklamauk assoziiert, tut dieser Unrecht. Und er tut Hans Driesel Unrecht. Das Fastnachtsspiel des späten Mittelalters ist die Keimzelle des deutschsprachigen Theaters, sagt er. Denn nur zur Fastnachtszeit durften Komödien gespielt werden. Vom Knittelvers führt der Weg direkt zu Goethe und dessen Faust. Den nahm sich Hans Driesel 1990 gleich für sein erstes Literatur-Programm vor. Er nennt das "größenwahnsinnig", aber der anhaltende Erfolg seiner rezitierenden, spielenden, lesenden Auftritte in Schulen oder in seinem Schrotturmkeller gibt ihm - in diesem Punkt - Unrecht. 20 solcher Programme hat er mittlerweile drauf, mit Erich Kästner, Oscar Wilde oder zu Themen wie "Liebe" oder "Frauen".

    Hans Driesel ist eine Schlüsselfigur des Schweinfurter wie des fränkischen Kulturlebens wie wenige andere. Er war lange stellvertretender Vorsitzender beim KulturPackt, dessen alljährliche Gala er moderiert, und saß fast zehn Jahre lang im Freundeskreis von Schloss Zeilitzheim. Seit 20 Jahren leitet der die Hans-Sachs-Gruppe. Hans Sachs verehrt er als visionären Querkopf. Bestimmt auch kein Zufall.

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