Hinter den Bergen – nicht bei den sieben Zwergen, aber ziemlich versteckt im Ramsthaler Wald liegt ein Übungsgarten für Führerscheinanwärter und solche, die es werden wollen. Eine kleine Seitenstraße biegt gegenüber des alten Fußballplatzes auf der Anhöhe bei Ebenhausen in den Wald. Seit 1964 gibt es den Verkehrsgarten.
Damals waren es rund 15 000 Quadratmeter, die Stunde kostete vier Mark. Geöffnet war die ganze Woche von 17 bis 22 Uhr, samstags und sonntags sogar von 9 bis 22 Uhr. Das scheint damals der Hit gewesen zu sein. Besitzerin Elisabeth Wettering bestätigt, dass immer etwas los war, besonders am Wochenende. Regelmäßig war die ganze Familie zum Grillen im Verkehrsgarten. Bereits im ersten Jahr wurden der Bauwagen durch ein festes Häuschen ersetzt und das Gelände erweitert auf 30 000 Quadratmeter. Insgesamt führten zirka 2,5 Kilometer Fahrstrecke durch das idyllisch angelegte Waldgelände.
Damals war die Autobegeisterung der Deutschen am Aufblühen, die Motorisierung breitete sich stetig aus, auch Frauen fingen an, ihren Führerschein zu machen. Ehemann Hans Wettering gründete 1966 eine Fahrschule in Schweinfurt, der Verkehrsgarten lag günstig für die Landkreise Schweinfurt, Bad Kissingen und Hammelburg. Eingerichtet nach verkehrspädagogischen Gesichtspunkten, lockt der Verkehrsgarten auch heute noch Fahranfänger nach Ramsthal.
Zwei Ramsthaler Rentner, Waldemar Söder und Otto Kaufmann, pflegen ihn mit viel Idealismus. Sie füllen die Löcher in der Fahrbahn auf, halten die Hütte in Ordnung, schneiden Hecken, pflanzen Bäume und mähen Rasen. Für Insider ist die Bank vor der Hütte ein beliebter Rastplatz.
Abseits seiner Schotterpisten bietet der Verkehrsgarten interessante Naturansichten, Schlehenbüsche, Vogelhäuschen, von Spechten angeklopfte Tannen und jetzt im Herbst das überwältigende Farbspektakel der Laubbäume. Aber dafür dürften die Übenden kein Auge übrig haben. Und Fußgänger verirren sich selten ins Übungsgelände. Schade eigentlich. So könnte gleich der Umgang mit den unmotorisierten Verkehrsteilnehmern geübt werden.
Ansonsten können jegliche Verkehrssituationen trainiert werden, Wenden auf engem Raum, Einparken, Rückwärtsfahren, sogar Anfahrt am Berg. Nur das Geschwindigkeitserleben bleibt außen vor. Bei 30 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit bleibt das Fahren beschaulich, höchstens der geschotterte Straßenbelag vermittelt ein gefühltes schnelleres Tempo.
Flaute seit den 90er Jahren
In dieser Art sei der Verkehrsgarten einmalig in Unterfranken, meint Elisabeth Wettering. Nach einer Flaute seit den 90er Jahren habe der Betrieb wieder zugenommen. Heute kommen Eltern mit ihren Sprösslingen und Jugendliche, die den Retro-Chic genießen. Meistens sind die Übenden im Alter von 16 bis 18 Jahren, aber auch 13-Jährige dürfen hier mal hinters Lenkrad, wenn Papa dabei ist, so Kaufmann. Es gelten zwar die straßenverkehrsrechtlichen Regelungen, aber wenn etwas passieren würde, käme jeder selbst für den Schaden auf. Aber passiert ist noch nichts Gravierendes, jedenfalls nichts, was die Geschichte dieses beschaulichen Übungsgartens trüben würde.
Der Verkehrsgarten ist geöffnet samstags und sonntags 13 bis 17 Uhr.