Der erlösende Anruf kam am 16. Oktober, zum Geburtstag der Tochter: Nach einem halben Jahr Ungewissheit haben die Angehörigen des Ex-GIs Airan Berry (42), die in einem Vorort von Schweinfurt leben, eine Videonachricht erhalten, aus der Haft in Venezuela: "Es ist das erste Lebenszeichen von ihm selbst", freut sich Ehefrau Melanie Berry. Vor allem die Tochter sei natürlich überglücklich. Auch die "Oma" (seiner deutschen Familie) durfte mit Airan sprechen, einem zweifachen Vater, der zuletzt als Installateur im Landkreis gearbeitet hat.
Anfang Mai hatte Melanie Berry aus den Nachrichten erfahren, dass ihr Mann, ein ehemaliger Elitekämpfer der "Green Berets", in einem Boot nahe der Hauptstadt Caracas gefangen genommen worden ist, zusammen mit Luke Denman. Berry und Denman, beides gebürtige Texaner, sollen im Auftrag der US-Sicherheitsfirma Silvercorp versucht haben, bewaffnete Oppositionelle ins Land zu bringen. Die Bilder der Festnahme der "Invasoren" im Küstenort Chuao, in Shorts und T-Shirts, haben vor allem in US- und lateinamerikanischen Medien Wellen geschlagen.
Im Sommer hatte die Familie noch schlechte Nachrichten aus Caracas erhalten. Die vermeintlichen Infiltranten wurden in einem Schnellverfahren zu 20 Jahren Haft verurteilt, ohne Kontakt zu ihren Anwälten.
Positive Signale
Mitte Oktober kamen nun positive Signale aus dem Krisenstaat. Am frühen Abend erhielten Berrys deutsche Ehefrau und seine Schwiegermutter einen Anruf per Zoom, einem weltweiten Anbieter von Videokommunikation. Das etwa 40-minütige Gespräch drehte sich meist um private Dinge.
Den Häftlingen soll es aber, den Umständen entsprechend, ganz gut gehen. Sie teilen sich eine Zelle, sie haben einen kleinen Fernseher, genug zu essen, sie verfügen über sauberes Trinkwasser und versuchen, ein wenig Spanisch zu lernen. "Wir waren alle sehr glücklich", sagt die Familie.
Auch von Luke Denman gab es ein "Hallo", der seine Verwandten in Texas anrufen durfte. Von wo genau der Anruf kam, ist unbekannt. Ein Standbild zeigt eine Art Büro, im Hintergrund ist ein Porträt von Simon Bolivar zu sehen, dem Unabhängigkeitshelden der "Bolivarischen Republik Venezuela".
Über 16 000 Dollar gesammelt
"Wir bedanken uns bei allen, die uns unterstützen", sagt die Familie. Die private Organisation "American Rescue Coalition", die von Luke Denmans Bruder Mark betreut wird, hat über die Spendenplattform "gofundme" bereits über 16 000 Dollar gesammelt.
Politische Unterstützung kommt vor allem von Bill Richardson. Der ehemalige UN-Botschafter und frühere demokratische "Governor" von New Mexico hat im Juli Gespräche in Caracas geführt. Sein "Richardson Center" versucht hinter den Kulissen, humanitäre Lösungen mit der Maduro-Regierung zu erreichen, wie schon vor der Freilassung des US-Bürgers Joshua Holt im Jahr 2018.