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Vokalmusik der Spitzenklasse

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Vokalmusik der Spitzenklasse

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    Schweinfurt Die Entscheidung war goldrichtig. Ohne Diskussion, ohne Wenn und Aber. Mit der Verlegung der Rathauskonzerte in das obere Foyer des Theaters endet zwar eine jahrzehntelange Tradition, gleichzeitig ist Theaterleiter Rüdiger R. Nenzel ein absoluter Glücksgriff gelungen. Es ist nicht nur die warme, stimmungsvolle Atmosphäre unter den hell leuchtenden Lichtglastrauben, die diese neue Konzert-Reihe zu einem absoluten Gewinn machen. Es ist die verblüffende glasklare Akustik, die einem beim ersten Ton wie Donnerschlag trifft. Unfaßbar.

    Kein Mensch hatte während der vergangenen 37 Jahre gewusst, was für ein Kleinod sich dort im Theater versteckt. Entdeckt wurde das akustische Juwel durch einen Zufall im vergangenen Jahr, als die Theaterleitung bei einem Kammerkonzert in das Foyer ausweichen musste und plötzlich einen idealen kleinen Konzertraum gefunden hatte.

    Zum ersten Konzert hatte man nun unter dem Schlagwort 1000 Jahre Vokalmusik das blutjunge Calmus-Ensemble aus Leipzig eingeladen, eine Gruppe, die aus der Bundesauswahl junger Künstler stammt. Und was die sechs Solisten an diesem Abend boten, konnte sich nicht nur hören lassen, das war über weite Strecken Vokalmusik der Spitzenklasse. Das streng zwei geteilte Programm bot im ersten Teil einen Streifzug durch die geistliche Vokalmusik, von gregorianischen Chorälen bis hin zu einer Rarität von Giuseppe Verdi, dem selten zu hörenden "Pater Noster". Das Sextett singt als Ensemble (mit einer Sopran-Stimme als vollkommen ungewöhnliche Besetzung), mit fast kristallinen Klangstrukturen, artikuliert jeden Ton überdeutlich, mit exzellenter Intonation. Das gerät dann so stimmungsvoll feierlich, dass man sich gar nicht so recht zu klatschen traut, um die festliche Stimmung nicht zu zerstören. Das Publikum tat es trotzdem, zuerst zögernd unsicher, dann immer fordernder.

    Im zweiten Teil dann viel weltliches, von Volksliedern bis hin zu Beatles-Songs als nostalgischen Ohrwürmern. Die "Vogelhochzeit" ("die Leerche, die Leerche, sie bringt die Braut zur Keeerrchee....") kombiniert das Sextett so originell-brillant mit Versatzstücken aus Webers "Freischütz", dem Hochzeitsmarsch von Mendelssohn-Bartholdy und Swing-Melodien, dass man aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt.

    Die nachfolgenden Beatles-Songs in das Programm zu heben, war ein mutiges, aber auch ein gefährliches Unterfangen, weil sich hier immer der Vergleich mit der legendären Einspielung der Beatles-Collection von den King Singers aufdrängt. Die sechs Sänger übernehmen bei "Yesterday" zudem auch noch das Original-Arrangement der King Singers. Das wirkt als eine fast perfekte Kopie, der Einspielung des berühmten Vorbilds (der Sopran ersetzt dabei den Counter-Tenor). Nur, das bräuchten sie eigentlich nicht nicht - überhaupt nicht! Als zusätzlicher Beweis mag die schräg-kreativ-originelle Eigeninterpretation des "Kleinen Grünen Kaktus" herhalten. Das war mit Witz und Klasse selbst arrangiert! Heftiger Applaus, Bravos, und zwei Zugaben.

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