Dass seine Franken-Krimis auch auf Hochsitzen gelesen werden, wusste der Rattelsdorfer Schriftsteller Helmut Vorndran noch nicht. Doch genau durch diese Tatsache hat der ehemalige Münnerstädter Volker Conrad überhaupt davon erfahren, dass er in Vorndrans neuestem Werk zur Romanfigur geworden ist.
Der Münnerstädter Alfred Emes hatte sich die Wartezeit auf dem Hochsitz mit einer E-Book-Ausgabe des neuen Vorndran-Krimis „Das fünfte Glas“ verkürzt, als ihm beim Lesen der Name Volker Conrad ins Auge springt. Alfred Emes und der wirkliche Volker Conrad kennen sich gut. Die Jagd ist ein gemeinsames Hobby. Am nächsten Tag ruft Emes sofort bei Volker Conrad an. Da erst erfährt der ehemalige Münnerstädter, dass er in Vorndrans Roman vorkommt – unverkennbar, auch wenn der Jäger und Forstmann im Buch Biologe und Biberbeauftragter ist. Volker Conrad hat eine sympathische kleine Rolle im Krimi bekommen. Er ist einer der Guten, der einen wesentlichen Tipp zur Aufklärung eines eines ebenso skurrilen wie blutigen und sehr fränkischen Falles gibt.
Mittlerweile ist Volker Conrad schon einige Male auf seinen Namenskollegen im Buch angesprochen worden. Er hat keine Probleme mit dem fremden Ich. „Ich bin nicht sauer“, sagt er, will aber Helmut Vorndran in nächster Zeit einmal darauf ansprechen. Der Krimi-Autor bestätigt, dass er Conrad bislang nichts davon erzählt hat. Er hatte gehofft, ihn mal zu treffen, es hat sich aber noch nicht ergeben. „Es freut mich aber , dass es den Volker so kalt erwischt hat“, fügt er verschmitzt hinzu.
„Volker Conrad ist nur der Name“, meint Helmut Vorndran auf Anfrage. „Ich bediene mich gern mal im Bekanntenkreis, bevor ich wild im Telefonbuch herum suche“, meint her. Wer Conrad kennt, merkt aber sofort, dass der Buchautor gute Insiderkenntnisse hat und sich nicht nur des Namens bedient hat, sondern seinem alten Bekannten eine Rolle auf den Leib geschneidert hat. Vorndran muss beim Schreiben seine helle Freude gehabt haben, als er sich seinen Krimi-Volker schuf. In seinem Buch geht es dieses Mal auch um Bienen und Tierkunde im weitesten Sinne und „irgendwie ist mir da der Volker eingefallen“, meint Helmut Vorndran zu seiner Wahl. Das ist irgendwie nachvollziehbar. Der echte Volker Conrad war früher Stadtförster in Münnerstadt, arbeitet seit 1996 als Förster in Gerolzhofen und hat ein Jagdrevier in Münnerstadt gepachtet.
Im Roman allerdings wird der fiktive Conrad dann so beschrieben: „Eigentlich hatte er ja Förster werden wollen, dann aber gemerkt, dass er es nicht so mit dem Holzhandel hatte und auch nicht gut schießen konnte. Also hatte er seine beruflichen Pläne lieber mal begraben. Ein Förster, der dauernd daneben ballert, wäre ja auch ziemlich peinlich gewesen.“ Deshalb kümmert sich der Biologe Conrad im Krimi lieber um das Paarungsverhalten der Biber.
Der echte Conrad kann mit seinem fiktiven Ich derzeit gut leben, obwohl er den Krimi noch gar nicht kennt. Er will aber demnächst das Buch lesen, damit er endlich weiß, wovon die anderen reden. Mittlerweile, so Conrad, habe er tatsächlich gelegentlich mit Bibern zu tun. Ein Biberfan ist er zwar nicht. „Ich sehe sie aber relativ gelassen.“ Volker Conrad und Helmut Vorndran kennen sich seit Mitte der 1980er Jahre – aus vergangenen sportlichen Zeiten – und haben seitdem immer wieder Kontakt. Der Steigerwald ist ein Thema, über das sich beide in aller Freundschaft zoffen können, verrät Conrad. Er, der Forstmann, der die Nationalparkpläne mit Sorge sieht, und Helmut Vorndran, der nach eigenen Angaben nicht gegen diese Pläne, aber auch nicht komplett für sie ist. Er glaubt, dass ein Nationalpark oder ähnliches kommen wird. Deshalb sollte man sich zusammensetzen, findet er. Er sei ein „Verfechter des Konsens“ meint Vorndran. Und darüber gebe es bei beiden schon mal fetzige Diskussionen, bestätigt auch er.
„Wir sind beide Streithähne, doch menschlich und in unserer Weltsicht sind wir uns einig“, betont Vorndran. Beide teilen nach Ansicht Vorndrans die Verbundenheit zur alten Rhöner Heimat. Conrad kommt aus Münnerstadt, hat dort Verwandtschaft, Freunde und Bekannte; Vorndran ist in Bad Neustadt geboren, seine Mutter und sein Bruder leben in der Rhön. Deshalb, so Vorndran, gebe es in seinen Franken-Krimis gerne auch einmal einen Abstecher dorthin. Einen seiner Kommissare hat er bereits auf den Kreuzberg geschickt. Dieses Mal wird Münnerstadt genannt – dank Volker Conrad. Es könne gut sein, dass in seinem nächsten Krimi wieder die Rhön vorkommt, erklärt er. „Vielleicht wird Münnerstadt ja von einer Lawine verschüttet“, orakelt er. Dass wäre wohl seine späte Rache für ein Ina-Deter-Konzert auf dem Anger Mitte der 1980er Jahre, als die Sängerin durch Lustlosigkeit die Besucher und bis heute Helmut Vorndran gegen sich aufgebracht hat.
Einen Namen fürs neue Buch gibt es auf jeden Fall schon. „Habakuk“ wird es heißen, nach dem biblischen Propheten – so viel verrät der Schriftsteller schon einmal. Ob wieder gute Bekannte auftauchen werden? Man darf gespannt sein.
Vorndrans Franken-Krimis
Der Autor: Helmut Vorndran, geboren 1961 in Bad Neustadt an der Saale, lernte zunächst Schreiner und begann Sozialpädagogik zu studieren. Mit dem Totalen Bamberger Cabaret, das er 1984 mitbegründete, begann die Karriere Vorndrans, vielen auch als „Stöcker“ bekannt. Daneben arbeitete Vorndran als Autor unter anderem für Antenne Bayern und das Bayerische Fernsehen. Er lebt in einer alten Mühle an der Itz in Rattelsdorf. Dort betreibt er einen Kanuverleih und vermietet Ferienwohnungen. Das Buch: Helmut Vorndran: Das fünfte Glas. Franken Krimi. Emons-Verlag Köln, ISBN 978-3-95451-311-6, 300 Seiten, 10,90 Euro. Der Rekord: 2009 erschien beim Emons-Verlag in Köln Helmut Vorndrans erster Frankenkrimi „Das Alabastergrab“. Innerhalb von neun Monaten wurden über 10 000 Exemplare verkauft, damals Rekord für einen fränkischen Lokalkrimi. Mittlerweile haben sich die Bücher Vorndrans nach dessen Angaben bereits hunderttausend Mal verkauft. „Das fünfte Glas“ ist Vorndrans fünfter Franken-Krimi und die direkte Fortsetzung seines Kriminalromans „Drei Eichen“. Dieses Buch hat sich im vergangenen Jahr 30 000 Mal verkauft.