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Löffelsterz: Vom Couch-Potato zum einmal-mehr- Weltmeister

Löffelsterz

Vom Couch-Potato zum einmal-mehr- Weltmeister

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    Weltmeisterliche Rede: Norbert Höchner beim SpeakerSlam im Stuttgart.
    Weltmeisterliche Rede: Norbert Höchner beim SpeakerSlam im Stuttgart. Foto: Foto: Ronny Barthel

    Tief und durchdringend hallt der Gong durch das Haus in der Löffelsterzer Hauptstraße. "Es aktiviert die Körperzellen", sagt Norbert Höchner, der gerade den Schlägel geschwungen hat. Man fühlt sich hellwach im Meditationsraum des vierfachen Kickbox-Weltmeisters. Der Kampfsportler hat seiner Sammlung von Titeln und Pokalen gerade eine weitere Auszeichnung hinzugefügt. Mitte Juni errang das aus Aidhausen stammende Multi-Talent einen ersten Platz beim "1. Internationalen Stuttgarter SpeakerSlam".

    In der Kategorie "beste Story" trat er beim Rede-Wettstreit gegen 65 Mitbewerber aus 14 Ländern an. Es ging, ähnlich wie bei einem Poetry Slam, um die Kunst der freien, mitreißenden Vortragsrede. Zum Slam hatte Hermann Scherer eingeladen, Szene-Ikone, Unternehmensberater und Spitzensprecher ("Topspeaker") aus Mastershausen im Hunsrück. Fünf Minuten durfte Höchner reden, über seine persönliche Erfolgsgeschichte "Vom Couch-Potato zum Weltmeister".

    Der Beifall des Publikums war ihm sicher: Norbert Höchner boxte sich auch beim SpeakerSlam in Stuttgart durch.
    Der Beifall des Publikums war ihm sicher: Norbert Höchner boxte sich auch beim SpeakerSlam in Stuttgart durch. Foto: Foto: Christina Pörsch

    Eine Ermunterung, übers eigene Leben nachzudenken, sich vom Sofa hochzustemmen, um seine Ziele und Träume zu verwirklichen. Am Ende überzeugte Höchner eine Fach-Jury und sein Publikum, ohne die knappe Zeit zu überziehen. Es gab stehende Ovationen, außerdem einen Exzellenz- und einen Sieger-Award, nun winkt ein Auftritt beim Regionalsender "Hamburg 1". In einem eigenen "Silent Speaker Battle" hatte sich Höchner qualifiziert, gegen hundert Redner, die in Serie antraten: ein Weltrekord, ebenso wie das live ins Internet gestreamte Finale.

    Was tun, wenn das Normalo-Leben festgefahren ist?

    Was nach der Glimmerwelt bestens gelaunter Motivationgurus klingen könnte, hat bei näherem Hinsehen schon Alltagsrelevanz. Was tun, wenn das "Normalo-Leben" in ermüdender Routine festgefahren ist? Es bei allen anderen besser zu laufen scheint, die Träume der Jugend verflogen sind? "Ich weiß, wie man etwas anpackt, um etwas zu erreichen – und mehr als nur ein bisschen zu erreichen", sagt Höchner, Jahrgang 1966, der in der Logistiksparte der Schweinfurter Großindustrie arbeitet.  Kettenraucher sei er gewesen, einer, der mit der Chipstüte vorm Fernseher saß. Im Jahr 2003 ("am 8. März, 14.30 Uhr") habe er sein Leben verändert. Zunächst beschloss er, die Fluppen beiseitezulegen. Dann kamen die Pfunde an die Reihe. Bei einer Körpergröße von 1,76 Metern habe er knapp 100 Kilo gewogen, erzählt der gelernte Tischler und zeigt Vorher-Nachher-Fotos. In einem halben Jahr wurde der Löffelsterzer 25 Kilo los, heute ist er unter 70 Kilo: "das Kampfgewicht".

    "Wenn ich irgendwo hingehe, will ich Erster werden."

    Dabei sein ist dem vierfachen Weltmeister im Kickboxen nicht genug.

    Höchner gab Nordic Walking-Kurse, fuhr Fahrrad und stellte die Ernährung um. Der "grüne Smoothie" gehört seitdem dazu, Brenneseln, Girsch und anderes Grün aus dem Garten: "Wir essen unsere Wildkräuter", sagt Ehefrau Sabine schmunzelnd.  2006 fing Höchner wieder mit dem Kickboxen an, dem Sport seiner Jugend: Nationaltrainer Harald Rögner aus Ebern machte ihn fit für die Matte. 2009 nahm sein Schüler an der ersten WM teil, drei Jahre später holte er sich den ersten Weltmeister-Titel, da war er 46. Mittlerweile sind es hundert Titel, darunter allein 19 Deutsche Meisterschaften. "Wenn ich irgendwo hingehe, will ich Erster werden", fasst der Schonunger "Sportler des Jahres 2017" seine Lebenseinstellung zusammen.

    "Es ist Kopfsache", sagt der Hobby-Coach, der oft zu Vorträgen bei Sportvereinen eingeladen wird. Höchner hat ehrenamtlich Selbstverteidigungskurse gehalten und beschäftigt sich mit "NLP": Neuro-Linguistisches Programmieren, also Methoden, das Denken und die Verhaltensweisen von Menschen zu verbessern. "Du entscheidest, ob du mit dem Rauchen aufhören willst. Du entscheidest, ob du deine Ernährung umstellen willst." Es mache ihm Spaß, Leute dort hinzubringen, wo sie hinwollen, auch ohne kommerziellen Anspruch. "Ein Kämpferherz wieder erblühen lassen", nennt Höchner es, der für sich eine 4G-Strategie entwickelt hat. Das positive Hinterfragen bisheriger Gedanken, Glaubenssätze und Gewohnheiten, darauf komme es an, und natürlich auf Gesundheit.

    Beachtliche Sammlung: Kickbox-Weltmeister Norbert Höchner aus Löffelsterz wurde auch noch Sieger des Internationalen SpeakerSlam in Stuttgart.
    Beachtliche Sammlung: Kickbox-Weltmeister Norbert Höchner aus Löffelsterz wurde auch noch Sieger des Internationalen SpeakerSlam in Stuttgart. Foto: Foto: Uwe Eichler

    Lampenfieber vor Wettkämpfen in den Griff zu bekommen, auch das ist für Höchner ein großes Thema. "Ich bin ein Franke, den nichts aufhalten kann": den Satz hätte er gerne noch in seine Stuttgarter Rede eingebaut. Vielleicht sei es die fränkische Herkunft, die ihn motiviere, der Kampf gegen die Mentalität des "Bassd scho" und "Nicht geschimpft ist gelobt genug." Die fränkische Erdung hilft vermutlich auch, scheinbar Unmögliches möglich zu machen, dank Nervenstärke und Ausgeglichenheit. Im November will Norbert Höchner in der Liga der "Topspeaker" antreten, und den "Speaker Excellence" in Stuttgart gewinnen, im Oktober ein letztes Mal um die Weltmeisterschaft im Kickboxen kämpfen. Gesagt, getan?

    Goldprämierung: Norbert Höchner beim Siegerfoto mit Hermann Scherer.
    Goldprämierung: Norbert Höchner beim Siegerfoto mit Hermann Scherer. Foto: Foto: Christina Pörsch
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