Vor 75 Jahren schlug die Geburtsstunde des Krankenhauses Markt Werneck am heutigen Balthasar-Neumann-Platz. Es entwickelte sich aus dem Entbindungsheim, das in der Endphase des Zweiten Weltkriegs aus der Not der Zeit heraus im Dezember 1944 eröffnet worden war.
Zu dieser Zeit gab es in Werneck ein Kreiskrankenhaus mit 90 Betten in der Spitalstraße, wo heute das Kreisaltenheim seinen Standort hat. Weil durch die Luftangriffe auf Schweinfurt ein Großteil der Stadt und auch der beiden Krankenhäuser zerstört war, wurden deren Infektionskranken auf Anordnung im Kreiskrankenhaus Werneck untergebracht. Stationäre Entbindungen – viele Mütter aus dem Landkreis und zunehmend aus der Stadt kamen hierher – waren daher dort nicht mehr möglich, schreibt der Vorsitzende des Historischen Vereins Markt Werneck, Bernd Göbel, in einer Dokumentation von 2014.
Der damalige Wernecker Bürgermeister Ludwig Röckelein ließ deshalb unter Mithilfe von Kriegsgefangenen von August bis Dezember 1944 eine alte Zehntscheune neben dem ehemaligen Amtsgerichtsgebäude zum gemeindlichen Entbindungsheim umbauen. Vier Kinder wurden dort noch im Dezember 1944 geboren, 1945 gab es bereits 107 Geburten.
1954 kam ein eigenes Kleinkinderheim dazu
Weil sich etliche Mütter in der Nachkriegszeit nicht im erforderlichen Umfang um ihre Kinder kümmern konnten und eine längere Unterbringung von Kleinkindern erforderlich wurde, kam ab 1950 eine Säuglings- und Kleinkindabteilung hinzu. 1954 wurde ein eigenes Kleinkinderheim für 90 Kinder angegliedert.
Betreut wurden die Einrichtungen zunächst von Ordensschwestern der Kongregation der Töchter des Allerheiligsten Erlösers, ab 1955 bis 1974 von Schwestern von der Kongregation vom Heiligen Kreuz. Die klinische Betreuung übernahmen die Wernecker Ärzte. Neben der Geburtsabteilung eröffneten 1949 die beiden Frauenärzte Dr. Erich und Dr. Otto Leiber eine gynäkologische Abteilung mit zehn Betten. Immer wieder wurde in den folgenden Jahrzehnten das Haus entsprechend den Bedürfnissen und Anforderungen erweitert, um- und neugebaut.

1974 wurde das Säuglingsheim schließlich geschlossen. Der Schweinfurter Kreistag beschloss zu diesem Zeitpunkt, das Kreiskrankenhaus in der Spitalstraße aufzulösen und die Abteilungen Chirurgie und Innere Medizin in die bisherige Frauenklinik zu integrieren.
1980 schlittert die Klinik knapp an der Schließung vorbei
In den Jahren um 1980 war die Gemeindeklinik aufgrund des damaligen Bayerischen Krankenhaus-Bedarfsplanes gefährdet, da kleine Kliniken unter anderem zugunsten des neu gebauten Leopoldina-Krankenhauses in Schweinfurt geschlossen werden sollten. Nach politischen Interventionen wurde der Fortbestand des Belegkrankenhauses zugesichert.
Ein ambulantes Operationszentrum wurde 2001 eröffnet, das damals erste seiner Art im Landkreis Schweinfurt. In ein Kommunalunternehmen wurde das Marktkrankenhaus 2009 umgewandelt. Die Geburtsabteilung musste 2014 mangels ärztlicher Nachfolge geschlossen werden, nach insgesamt 28 763 Geburten.
