(ul) Die Weidenmühle ist ein kleines Paradies, besonders für Kinder. Hier kann man reiten, mit Hunden herumtollen Hasen und Meerschweinchen streicheln. Die alte Mühle liegt mitten in der Natur, und Antje Keidel hat sich mit ihr einen Jugendtraum erfüllt: Vor fünf Jahren hat sie sich mit ihren Erlebnisprogrammen selbstständig gemacht und bietet seitdem Kurse und Freizeiten für Erwachsene und Kinder an. Der Weg dahin war allerdings alles andere als gerade.
Zwar ist sie von Kindesbeinen an eine Tiernärrin, aber Keidel betont: „Ich habe mir jedes Tier hart erkämpft.“ Mit zwölf Jahren bekam sie ihren ersten Hund, mit 14 ein Pferd. Jede freie Minute verbrachte die junge Frau mit ihren Tieren. Mit Leon, ihrem Golden Retriever, machte sie Besuchsdienst im Altenheim, beteiligte sich am Turnierhundesport und trat sogar in einem Film auf. „Der konnte so viele Kunststücke.“Auch ein Tag ohne Pferde war selten, von ihrem ersten Pferd, einer Stute, hat sie sich selbst ein Fohlen groß gezogen.
Ihren größten Wunsch, „einen Hof, auf dem ich alle meine Tiere halten kann“, erfüllte sie sich zusammen mit ihrem Mann. Auch er, auf einem Aussiedlerhof aufgewachsen, suchte eine solche Option. Die beiden entdeckten die Weidenmühle – eine Wildnis, 30 Jahre lang unbewohnt. „Als wir 2000 geheiratet haben“, erinnert sich Antje Keidel, „hatten wir die Mühle schon gekauft und sind mit unseren Hochzeitsgästen hierher gelaufen, um sie zu zeigen.“ Die Reaktionen waren einhellig: „Ihr seid doch total bescheuert.“ Ein Jahr und viele Arbeitsstunden später ist das Paar eingezogen. Im Rückblick wundert sich die Tierpädagogin heute manchmal, wie sie das alles geschafft haben. „Wir haben immerzu gewuselt.“
Als Tochter Zoe zur Welt kommt, wagt Keidel den Schritt in die Selbstständigkeit. Schnell werden ihre Angebote zum Selbstläufer. „Das ging alles durch Mundpropaganda“, sagt sie rückblickend. Heute muss sie Kinder ablehnen, weil die Kurse voll sind. Mehr als sechs Kinder nimmt Antje Keidel nicht zum Reiten, und wenn es bei Kindergeburtstagen wirklich einmal mehr sind, dann holt sie sich Verstärkung. „Ich bin immer eher vorsichtig“, erklärt sie.
Man merkt ihr an, dass sie ihren Weg gefunden hat. Obwohl sie mit den sechs Anfängerinnen alle Hände voll zu tun hat, strahlt sie. „Das sieht alles so einfach aus, aber die Kinder können ja noch nicht einmal ein Pferd führen, wenn sie kommen.“
Das dauert aber nicht lange, dann führen die Kinder die Pferde so gekonnt, dass ein zweites Kind auf dem Pferd einen Löffel mit einem Ei halten kann, ohne dass dieses herunterfällt. Später reiten sie „in Schlangenlinien über die Hütchen“ oder bauen einen Turm aus Bauklötzen auf dem Hinterteil des Tieres.
Vor knapp drei Jahren stieg Keidel auf Islandpferde um. Sie sind robust, und man kann sie im offenen Stall halten, erklärt sie. Sie sind auch nicht so groß, was für die Arbeit mit Kindern ideal ist. Außerdem können diese Tiere außer Schritt, Trab und Galopp noch zwei weitere Gangarten, Tölt und Rennpass.
Die Fußfolge des Tölts entspricht einem klaren Viertakt. Dadurch sitzt der Reiter auf fast erschütterungsfrei; das Reiten ist weniger anstrengend ist, sodass man sehr viel weiter reiten kann.
Diese Pferde begeisterten auch Keidels Mann Daniel, der seitdem auch zu Ross dabei ist. Auch die siebenjährige Zoe reitet bereits größere Strecken mit. Wenn Antje Keidel in der kommenden Woche mit Jugendlichen eine Dreitagestour macht, dann ist sie mit von der Partie. „Sie hilft schon kräftig mit.“
Antje Keidel findet ihre Tätigkeit spannend. Sie arbeitet beispielsweise mit Kindern der Lebenshilfe oder mit trauernden Kindern zusammen mit der Christian-Presl-Stiftung. Ständig muss sie sich auf neue Gruppen und Situationen einstellen. „Immer wieder ändert sich etwas oder entwickelt sich neu, es ist noch nie etwas gleich geblieben.“