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SCHWEINFURT: Von den Giebeln des Rathauses grüßen 22 Sandsteinfiguren

SCHWEINFURT

Von den Giebeln des Rathauses grüßen 22 Sandsteinfiguren

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    22 Figuren zieren Ost-, Nord- und Westgiebel.
    22 Figuren zieren Ost-, Nord- und Westgiebel. Foto: Foto: Gerd Landgraf

    Auch und gerade in den Details steckt die Pracht des Schweinfurter Rathauses, das bekannteste und schönste Gebäude der Stadt und eines der wichtigsten Renaissance-Bauwerke Süddeutschlands. Auf den Ost-, Nord- und Westgiebeln stehen 22 jeweils rund 300 Kilogramm schwere Sandsteinfiguren aus dem Jahr 1959, geschaffen von zehn Bildhauern aus Unterfranken. Die allegorischen Attribute der 20 Putten und zwei Ritterstatuen sind teils vergoldet, was die plastische und dekorative Wirkung verstärkt. Die Mitglieder der Redaktion dieser Zeitung erzählen in den kommenden Wochen zu jeder Figur eine Geschichte im Rahmen der Sommerserie 2018. In dieser ersten Folge geht es aber erst einmal um den Bau des Rathauses und den Rathausbrand.

    Kriegerfiguren bis 1860

    Bis etwa 1860 zierten Kriegerfiguren die Renaissancegiebel des Rathauses. Nach 100 Jahren ohne Figurenschmuck wurden nach der Instandsetzung des Rathauses in Folge des Brands im April 1959 zehn unterfränkische Bildhauer mit den Anfertigung von 22 Figuren für die Stufengiebel beauftragt. Im Oktober 1959 war die letzte Plastik fertiggestellt. Bezahlt wurden die Künstler mit Spendengeldern in Höhe von 72 000 Mark.

    Das zu den wichtigsten Renaissance-Bauten Süddeutschlands zählende Schweinfurter Rathaus wurde von 1570 bis 1572 nach den Zerstörungen im Zweiten Markgräflerkrieg erbaut. Schweinfurt war einer der letzten Rückzugsorte von Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, der die Vormachtstellung in Franken erringen wollte und an den katholischen Hochstiften scheiterte.

    Zwischen Spätgotik und Renaissance

    Architekt des Rathauses war Nickel Hoffmann, Steinmetz, Bildhauer, Werkmeister, Bauunternehmer – und einer der bedeutenden Baumeister zwischen Spätgotik und Renaissance im mitteldeutschen Raum. Das Rathaus steht noch heute für das neue Lebensgefühl beim Wechsel vom Mittelalter zur Neuzeit. Das Bürgertum begann sich darzustellen. Große Gebäude entstanden nicht mehr nur für die Kirche.

    „Das Türmle brennt“

    Es grenzt fast an ein Wunder, dass das Rathaus die Jahrhunderte bis 1959 unbeschadet überstand. Am Abend des 20. April 1959 ging dann der Schreckensruf „Das Türmle brennt“ durch die Stadt. Nach Schweißarbeiten wurde die Holzkonstruktion des Erkertürmchens und des alten Nordflügeldaches ein Raub der Flammen. Ersatz war anschließend auch deshalb schnell geschaffen, weil Stadtbaurat Hannes Pfister erst ein Jahr zuvor genaue Pläne des Erkertürmchens angefertigt hatte.

    Spendenaktion

    Eine spontane Spendenaktion der Bürgerschaft, die 80 000 Mark erbrachte, war der Anlass, dass noch im Herbst 1959 die von unterfränkischen Bildhauern neu geschaffenen 22 Giebelfiguren aufgestellt werden konnten. Unter der Leitung des Schweinfurter Bildhauers Heinrich Söllner (sieben Figuren) waren Richard Rother (zwei Ritter), Karl Hornung (eine Figur), Herbert Spielmann (2), Oskar Müller (2), Erwin Misch (2), Karl Schneider (2), Otto Sonnleitner (1) Julius Bausewein (1) und Helmut Weber (zwei Figuren) zur Herstellung der Plastiken gewonnen worden.

    Die etwa 300 Kilogramm schweren Giebelfiguren bestehen aus grünem Sandstein, der aus einem Steinbruch bei Obersteinbach (Ebrach) gewonnen wurde. Die Plastiken mit einer Höhe von etwa 130 Zentimeter stehen auf 60 Zentimeter hohen Säulen aus rotem Sandstein. Die allegorischen Attribute der Figuren sind größtenteils vergoldet.

    Die Themen

    Die Figuren mit den dazugehörenden Symbolen am Ostgiebel (Richtung Brückenstraße) von links nach rechts: Wappenfigur für das Handwerk, Mainschifffahrt, Wasser, Feuer, Ritterstatue, Luft, Erde, Landwirtschaft und eine Wappenfigur für die Wissenschaft. Der Nordgiebel ist mit den vier Kardinaltugenden bestückt: Gerechtigkeit, Weisheit, Stärke und Mäßigkeit. Der Westgiebel (am besten vom Rathausinnenhof zu sehen) ist geschmückt mit einer Wappenfigur für die Industrie und mit Figuren und Symbolen für Handwerk, Herbst, Winter, einer Ritterstatue, Sommer, Frühling, Handel und der Wappenfigur für den Weinbau.

    2008 saniert

    Nachdem im Juli 1998 zwei größere Sandsteinbrocken vom Ostgiebel auf die Brückenstraße gefallen war, wurden sämtliche Giebelfiguren begutachtet. Eine weitere Untersuchung im November 2000 führte dann zur Sanierung der Sandsteinfiguren an Ort und Stelle im Jahr 2008. Nur eine Figur (Ritter oder Herold) drohte abzustürzen. Diese wurde abgenommen und durch eine Kopie ersetzt.

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