Vor knapp drei Jahren stellte sich der Neue dem Verein der Freunde und Förderer des Leopoldina Krankenhauses vor. Einer der respektablen Senioren aus diesem Kreis wollte wissen, wann er wegen seines Knies unter das Messer müsse. Chefarzt Dr. Matthias Blanke fragte genau nach und empfahl bei der noch guten und zumeist schmerzlosen Beweglichkeit des Mannes abzuwarten, denn keine Operation sei ohne Risiko, eine OP oft nur eine von mehreren Behandlungsmöglichkeiten.
Der Einstellung, wonach eine Operation eher das letzte als das erste Mittel zur Besserung ist, ist der Chefarzt treu geblieben, unter dessen Leitung sich die ehemalige Unfallchirurgie am Leopoldina Krankenhaus zur Klinik für Orthopädie, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie (beispielsweise Einsatz von Prothesen) gewandelt hat. Die Klinik zählt heute zu den großen orthopädischen Kliniken in Nordbayern und mit 18 Ärzten auch zu den großen Abteilungen am Leopoldina Krankenhaus.
Zwei Zertifikate
Rückblickend spricht Blanke von einer damals guten Unfallchirurgie und einem guten Team, das den Ausbau erst ermöglicht habe. Der neue Chef kam damals von der Universitätsklinik Erlangen, wo er auch in der Forschung tätig war, wo er im Team an der Entwicklung eines künstlichen Gelenks aus Keramik beteiligt war, das in Kürze auf den Markt kommt.
Gleich zwei Zertifikate bestätigen aktuell, dass die Weiterentwicklung der Klinik gelungen ist. Die Orthopädie darf sich jetzt Zentrum für künstlichen Gelenkersatz nennen. Positiv fallen die guten Bewertungen (Blanke: „Bestnoten“) in allen Bereichen des Abschlussberichtes auf, der sich mit der Patientenzufriedenheit, mit den Ärzten und dem Pflegepersonal sowie mit der Organisation beschäftigt.
Der Einsatz von künstlichen Gelenken gehört im Leopoldina Krankenhaus mit über 300 Operationen im Jahr zum Alltag. Die Zertifizierung (dahinter stehen alle führenden Organisationen der Endoprothetik) hat als qualitätssichernde Maßnahme alle Beteiligten kräftig aus diesem Alltag geholt.
Beispielsweise waren Fallzahlen zu melden, die Ausstattung aufzuzeigen, das Qualitätsmanagement zu erläutern, Kooperationen und Kommunikationswege vorzustellen, Fortbildungen zu nennen, über die Operationen und Kernprozesse zu informieren, auf Diagnostik, Anästhesie und die gefäßchirurgische Versorgung einzugehen, Implantate zu bewerten, Komplikationen aufzuzeigen und das Risikomanagement darzulegen.
Die Zertifizierung (jedes Jahr folgt eine Überprüfung) sei Ansporn, noch besser zu werden, sagt Blanke, der seine Klinik auch bei der Knorpelersatzchirurgie, die vielfach einen Gelenkaustausch ersetzen kann, auf dem Stand der Zeit sieht. Gelenkersatz gibt es im Leopoldina Krankenhaus nicht nur für Hüfte und Knie, sondern bei allen Gelenken (Hand, Schulter, Sprunggelenk). Die Zertifizierung sorgt für Transparenz, lässt Abläufe prüfen und überprüfen.
Während seiner Zeit in Erlangen war Blanke Mannschaftsarzt bei zwei Bundesligaklubs: dem FCN und Greuther Fürth. Jetzt betreuen er und Kollegen aus der Klinik die Mighty Dogs – ebenfalls ehrenamtlich. „Wir wollen vom Kleinkind bis zum Sportler und zum Senior jeden versorgen können“, sagt Blanke. Basis für den hohen Anspruch seien das „gute Team“ und der „perfekte Standort“.
Perfekt sei das Leopoldina Krankenhaus mit seinen vielen Fachkliniken, weil mit dem demografischen Wandel die Anzahl der älteren Mehrfacherkrankten steige, weil am „Leo“ institutsübergreifend bei „sehr, sehr angenehmer Atmosphäre“ gearbeitet werde.
Die Kontakte zu den Kollegen seien direkt, die Zusammenarbeit permanent – und tiefer als an einer Universitätsklinik mit der hohen Fluktuation bei der Ärzteschaft.
Ein zweites Zertifikat bestätigt der Orthopädie am „Leo“ jetzt die Qualifikation zum „Regionalen Traumazentrum zur Schwerverletzten-Versorgung“. Hier spielte der Nachweis, genügend Ärzte, Bereitschaften und Räumlichkeiten vorhalten zu können, eine große Rolle. Die meisten der jährlich etwa 100 Schwer- und Schwerstverletzten kommen nach wie vor aus der Industrie, viele aber auch nach einem Unfall auf den Autobahnen ins Leopoldina Krankenhaus.