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SCHWEINFURT: Von der Wolle bis zur Wallemähne: Natur erleben im Waldorfkiga

SCHWEINFURT

Von der Wolle bis zur Wallemähne: Natur erleben im Waldorfkiga

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    Von der frisch geschorenen Wolle zur Mähne für die Steckenpferde der Vorschulkinder: Bei der kleinen Wollproduktion im Waldorfkindergarten haben die Kinder jeden Schritt mitgemacht. Angefangen vom Waschen der Wolle über das Verfeinern mit der Kadierbürste, das Spinnen der Wolle bis hin zum Anknüpfen der fertigen Fäden an die Köpfe der Steckenpferde, mit denen die Vorschulkinder beim Schulkinderabschiedsfest in ihren neuen Lebensabschnitt reiten.
    Von der frisch geschorenen Wolle zur Mähne für die Steckenpferde der Vorschulkinder: Bei der kleinen Wollproduktion im Waldorfkindergarten haben die Kinder jeden Schritt mitgemacht. Angefangen vom Waschen der Wolle über das Verfeinern mit der Kadierbürste, das Spinnen der Wolle bis hin zum Anknüpfen der fertigen Fäden an die Köpfe der Steckenpferde, mit denen die Vorschulkinder beim Schulkinderabschiedsfest in ihren neuen Lebensabschnitt reiten. Foto: Foto: Waldorfkindergarten

    Ganz schön braun war die Brühe, nachdem viele kleine Hände die Wolle, die frisch vom Schäfer kam, in der großen Badewanne im Garten des Waldorfkindergartens gewaschen hatten. Warum sind Schafe bloß so dreckig? Gute Frage, auf die ihre Erzieherin natürlich eine Antwort hatte. Ein schönes Beispiel für das, was die Pädagogik und Herangehensweise des Waldorfkindergartens ausmacht, sagt Juliane Hack, Leiterin der Schweinfurter Einrichtung. Es geht nicht darum, den Kindern Vorträge zu halten, das funktioniere bei Drei- bis Sechsjährigen nicht. Die Kinder entwickeln ihre eigenen Fragen während sie dabei mitmachen, was ihre Erzieher angefangen haben.

    Wolle zu waschen, zum Beispiel. Ein Kind in dem Alter, sagt Hack, lernt vor allem durch Nachahmen und Ausprobieren. Die Erzieherinnen machen Dinge vor, die Kinder gehen mit. Auch das gehört zur Waldorfpädagogik. Keine starren Programme, sondern viel Freiraum. Mitmachen darf beim Wollewaschen und auch bei den nächsten Schritten der kleinen Wollproduktion jeder – ob Dreijähriger oder Vorschulkind, das am Ende die selbst gesponnene Wolle an sein Steckenpferd knüpfen wird, mit dem es aus dem Kindergarten reitet – in einen neuen Lebensabschnitt.

    Was Kinder fit macht für die Schule

    Die Fertigkeiten, die sie im Waldorfkiga lernen, bereiten sie auf diesen neuen Abschnitt als Schulkind vor. Auch das ist das Ziel, wie in jedem Regelkindergarten, sagt Leiterin Juliane Hack. „Nur der Weg ist ein anderer.“ Die Arbeit an dem Steckenpferd, das Aufnähen der Augen, das Häkeln des Zaumzeugs – all das verlangt den Kindern Dinge ab, die sie in der Schule brauchen werden. Die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, an einer Sache dran zu bleiben, sich die Zeit einzuteilen. Damit am Ende, sagt Hack lächelnd, das Steckenpferd statt einer Wallemähne nicht nur ein paar Wollfäden hat.

    Geklappt hat das auch diesmal. Nur, dass Kinder und Erzieherinnen die Wolle für einen Teil der Pferdemähnen selbst gemacht haben. Das fing mit dem Waschen an, ging mit dem Kämmen mit der Kardierbürste weiter bis zum Spinnen der Wolle mit Erzieherin Barbara Koch.

    Vormachen zum Mittun

    Nicht nur von den Erwachsenen lernen die Kinder, sondern auch voneinander. Zum Beispiel, wie man ein gutes Lager baut. In einem der beiden Gruppenräumen entsteht gerade ein solches. Einige Kinder tragen geschäftig Holzbänke und Bretter dorthin, wo das Lager stehen soll, während am Frühstückstisch ein paar Nachzügler sitzen und eine Mitarbeiterin Wäsche bügelt. Im Waldorfkindergarten keine Ausnahme, sondern die Regel. Auch das ist eines der Prinzipien. Das Vormachen zum Mittun, zum Lernen. Oft kommt ein Kind dazu, stellt sich nebendran und bügelt mit einem Holzbügeleisen. Eine geschäftige Atmosphäre, die die Kinder anregt, selbst etwas zu tun, erklärt Hack den Sinn. Bei all dem haben die Erzieher die Kinder immer im Blick, geben Impulse.

    Zwei Gruppen hat der Kindergarten, darin jeweils 27 Kinder, in der Krippe sind es zwölf. Träger der Einrichtung ist der Förderverein Waldorfpädagogik. Zehn Mitarbeiter gibt es im Team, in der Kernzeit sind es drei in jeder Gruppe, davon mindestens eine Waldorferzieherin. Die Kindergärtenbeiträge entsprechen denen der Regelkindergärten, sagt Hack. Gefördert wird der Kindergarten wie jeder andere. Auch wenn er sich manches leistet, das es nicht überall gibt: eine eigene Köchin zum Beispiel. Oder auch eine externe Fachkraft für Eurythmie, eine für Waldorf typische Bewegungskunst.

    Alles im Rhythmus

    Typisch für Waldorf ist auch das Thema Rhythmus. Das Leben im Kindergarten soll von den Jahreszeiten geprägt sein. Vier Wochen geht es jeweils darum, was für die jeweilige Zeit typisch ist, jetzt zum Beispiel liegen auf dem Jahreszeitentisch Symbole für den Sommer. Die Kinder haben blaue Wolle für den Badesee hingelegt, darauf kleine Boote, andere haben Muscheln mitgebracht. Am Ende jeder Zeit wird ein Fest gefeiert. Nicht nur, aber auch christliche Feste, obwohl man ein konfessionsoffene Einrichtung sei, wie Hack sagt. Trotzdem: Ostern, Weihnachten, Erntedank und so weiter werden hier gefeiert. Aber auch ein Puppenfest im Frühling.

    Auch die Wochentage haben ihren Rhythmus, ihre Struktur. Das fängt beim Essen an und hört bei den Angeboten wie Aquarellmalen oder Bienenwachskneten auf. Das, sagt Hack, gibt den Kindern Sicherheit. Und was es sonst noch gibt? Viel Zeit für freies Spiel im Waldorfkindergarten, der mitten in der Stadt und doch mitten im Grünen liegt.

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