Nach Kriegsende führte ein hoher amerikanischer Offizier eine Delegation durch die zerbombten Straßenzüge von Würzburg. Ruinen über Ruinen. Beim Klettern über die Ruinen hörte die Delegation im Kellergewölbe eines zerbombten Hauses plötzlich Stimmen. Der Offizier suchte einen Weg zu der jämmerlichen Behausung, die sich Menschen zum Überleben gesucht hatten. Nach einiger Zeit kam er wieder heraus und meinte: „Ich sage euch, diese Menschen da unten werden bald wieder auferstehen und wieder ganz oben sein.“

„Woher nimmst du diesen Glauben?“, wurde der Offizier gefragt. „Die Menschen dort unten haben Schrecken und Angst mitgemacht. Ihnen wurde alles genommen. Sie haben nichts mehr, sitzen auf Kisten und Kästen. Auch ihr Tisch ist eine alte Kiste. Aber sie haben ein weißes Tischtuch darübergelegt, das ist wie ein Zeichen eines neuen Anfangs. Und sie sitzen gemeinsam um diesen Tisch und nehmen ihr Mahl ein. Die stehen zusammen. Die werden wieder aufstehn.“
Ich weiß nicht, ob und wie Familien in diesem Jahr Ostern feiern. Ob am Morgen einer nach dem anderen je nach Lust und Laune aufsteht, den Tag in Jogginghose verbringt? Oder ob Ihnen gerade jetzt in Corona-Zeiten der tiefe Symbolgehalt und der Wert eines gemeinsamen Mahles um eine festlich gedeckten Oster-Tisch bewusst wird?
Die Würzburger Kriegsfamilie im Kellerloch, versammelt um einen festlich gedeckten Tisch: Von diesem Bild geht eine ungeheure Kraft aus. Das ist für mich ein profaner Auferstehungsgottesdienst. Von Herzen wünsche ich Ihnen heute an diesem besonderen Osterfest in Corona-Zeiten dieses Hoffnungspotenzial eines festlich gedeckten Tisches.
Von Herzen wünsche ich Ihnen, vor allem denen, die schwer unter der Corona-Krise leiden, diese Erfahrung, die ein neueres Osterlied zum Ausdruck bringt:
1. Manchmal feiern wir mitten am Tag ein Fest der Auferstehung.
Stunden werden eingeschmolzen und ein Glück ist da.
2. Manchmal feiern wir mitten im Wort ein Fest der Auferstehung.
Sätzen werden aufgebrochen und ein Lied ist da.
3. Manchmal feiern wir mitten in Streit ein Fest der Auferstehung.
Waffen werden umgeschmiedet und ein Friede ist da.
4. Manchmal feiern wir mitten im Tun ein Fest der Auferstehung.
Sperren werden übersprungen und ein Geist ist da.
Von Herzen wünsche ich Ihnen allen „Frohe Ostern!“