Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Gerolzhofen
Icon Pfeil nach unten

GEROLZHOFEN: Von Orff beeindruckt und geprägt

GEROLZHOFEN

Von Orff beeindruckt und geprägt

    • |
    • |
    Erinnerungen an Carl Orff: Dagmar Waskiewicz war als junge Dozentin dabei, als es 1961 in Salzburg zur Wiedergründung des im Krieg in München zerstörten und geschlossenen Orff-Instituts kam. 1965 schickte sie der vor 30 Jahren gestorbene Komponist und Museumspädagoge an die Musikhochschule in Würzburg, um dort die erste Planstelle für elementare Musik und Bewegungserziehung in Deutschland einzunehmen.
    Erinnerungen an Carl Orff: Dagmar Waskiewicz war als junge Dozentin dabei, als es 1961 in Salzburg zur Wiedergründung des im Krieg in München zerstörten und geschlossenen Orff-Instituts kam. 1965 schickte sie der vor 30 Jahren gestorbene Komponist und Museumspädagoge an die Musikhochschule in Würzburg, um dort die erste Planstelle für elementare Musik und Bewegungserziehung in Deutschland einzunehmen. Foto: Foto: Norbert Vollmann

    Wenn Dagmar Waskiewicz von der damaligen Zeit erzählt, kann man förmlich spüren, wie Carl Orff sie, seine spätere „Multiplikatorin“ und „in gewisser Weise Enkelschülerin“, wie sie sich selbst gerne bezeichnet, durch seine Persönlichkeit, seine Arbeit und sein Werk begeistert und geprägt hat.

    Fast 20 Jahre nach der völligen Zerstörung der berühmten Günther-Schule durch einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg in München und damit jener Ausbildungsstätte für Gymnastik, Rhythmik, Musik und Tanz, die Carl Orff zusammen mit Dorothee Günther 1924 gegründet hatte, war es 1961 zur Neugründung des Orff-Instituts in Salzburg gekommen. Mit dabei als junge Dozentin für elementare Musik- und Bewegungserziehung sowie elementaren Tanz war die 23 Jahre alte Dagmar Bauz, die bald darauf nach ihrer Heirat Waskiewicz heißen sollte.

    30. Todestag Carl Orffs

    Anlässlich des 30. Todestags von Carl Orff (10. Juli 1895 - 29. März 1982) will Dagmar Waskiewicz zusammen mit ihrem Mann, dem Dirigenten Marian Waskiewicz, am Ewigkeitssonntag, 25. November, in der evangelischen Erlöserkirche in Gerolzhofen Orffs eher unbekannte, aber nicht minder fantastische Welt etwas abseits der berühmten „Carmina Burana“ entführen.

    Zufällig waren Dagmar Waskiewicz kürzlich wieder Noten und eine alte Schallplatte mit „wunderbaren Stücken“ für Sprechchor des von ihr so hoch verehrten Komponisten und Lehrmeisters in die Hände gefallen. Das blieb einem guten Freund der Familie, dem evangelischen Pfarrer Jean-Pierre Barraud, nicht verborgen. „Das passt haargenau zum Ewigkeitssonntag“, stellte er sofort fest und schon war die Idee für einen ungewöhnlichen, aber hoch interessanten Gottesdienst geboren. Zur Umsetzung des Vorhabens wurde schließlich der Kantor des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Castell, Reiner Gaar, mit ins Boot geholt.

    So werden mit diesem Gottesdienst am Ewigkeitssonntag praktisch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zum einen wird so das Wirken Carl Orffs, er gilt als einer der bedeutendsten Musikpädagogen des 20. Jahrhunderts, anlässlich seines 30. Todestags lebendig. Zum anderen wird zum Ausdruck gebracht, dass die Kirchenmusik im Rahmen der so genannten Luther-Dekade durch das unter das Thema „Reformation und Musik“ gestellte Jahr 2012 einen besonderen Schwerpunkt einnimmt.

    Musik übernimmt den Sprachpart

    Konkret soll an diesem Tag im November die Musik buchstäblich anstelle von Lektoren und Pfarrer das übernehmen, was sonst in Form von Lesung und Predigt geschieht, und so auf musikalische Art und Weise Trost und Zuversicht spenden. An zwei Stellen kommt dabei unter der Leitung von Dagmar Waskiewicz Carl Orff zum Einsatz.

    Das erste Mal, wenn der um musikbegeisterte, interessierte Menschen erweiterte Projektchor der Kirchengemeinde statt der Lesung den Sprechchor „Omnia tempus habent“ (Alles hat seine Zeit) anstimmt.

    Zum zweiten Mal, wenn zur Erinnerung an jedes im vergangenen Jahr aus dem Leben geschiedene Gemeindemitglied schwimmende Kerzen ins Taufbecken eingesetzt werden und hierzu Orffs Requiem „Seele, vergiss nicht die Toten“ erklingt. Der Text zu dem Requiem stammt übrigens von dem Dichter Friedrich Hebbel.

    Dritter Schwerpunkt ist anstatt der Predigt als Beispiel für originäre Kirchenmusik die von Reiner Gaar komponierte Kantate „Bei Dir, Jesu, will ich bleiben“ für Chor, Gemeinde, Bläser, Orgel und Soloinstrumente. Den Bläserpart übernimmt der evangelische Posaunenchor, während Marian Waskiewicz dirigiert.

    Info-Meeting für Interessierte

    Im Vorfeld der Proben für die Aufführungen im Gottesdienst am Ewigkeitssonntag findet für die bereits feststehenden Mitwirkenden sowie alle Interessierten, die sich hier zusätzlich einbringen möchten, ein Info-Meeting am Montag, 21. Mai, um 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum statt.

    Dieser Gottesdienst in der „kleinen“ evangelischen Erlöserkirche stellt quasi die Ouvertüre für das am 7./8. Dezember 2013 anstehende, große ökumenische Orff-Projekt in der katholischen Stadtpfarrkirche dar. Dagmar und Marian Waskiewicz werden dann mit zahlreichen Schulkindern aus den Gerolzhöfer und umliegenden Schulen sowie mit Musikschülern Carl Orffs szenische „Weihnachtsgeschichte“ aufführen.

    Uraufführung in Polen

    Zuletzt hatten sie dies mit riesigem Erfolg 2010 in Posen mit Hunderten von Kindern im Alter vom 6. bis zum 15. Lebensjahr bei der Erstaufführung in der polnischen Heimat von Marian Waskiewicz getan.

    Dagmar Waskiewicz

    Geboren 1938 als Dagmar Bauz macht sie nach dem Abitur von 1958 bis 1961 eine Ausbildung an der Sporthochschule in Köln. Parallel dazu arbeitet sie in der Tanzgruppe für elementaren Tanz bei Maja Lex.

    Die Tänzerin und Choreografin kommt von der berühmten Günther-Schule, jener 1924 von Dorothee Günther in München gegründeten modernen Ausbildungsstätte, die die Zweige der Bewegungs- und Musikerziehung in sich vereinte. Lex hatte 1926 die Tanzgruppe der Schule übernommen und zu nationalen und internationalen Erfolgen geführt. 1924 fand der experimentierfreudige Carl Orff an dieser Schule seine Werkstatt. Hier traf er auf die hochbegabte Musikerin und Komponistin Gunhild Keetman und auf Maja Lex. Sie sagte einmal: „Seine Musikalität inspirierte uns alle.“

    Beste Voraussetzungen: In diesem schöpferischen Umfeld kann Orff in Salzburg seine Ideen und deren Umsetzung entwickeln: Die Hinführung von Sprache, Musik und Bewegung zu einer Einheit, deren gemeinsame Wurzel der Rhythmus ist. Daraus geht als Ergebnis seiner elementaren Musik- und Bewegungserziehung das fünfbändige Werk „Musik für Kinder“, bekannt als Orff-Schulwerk, hervor. Dagmar Waskiewicz wird von Dorothee Günther, die oft die Tanzgruppe von Maja Lex in Köln besuchte, an das 1961 gegründete Orff-Institut in Salzburg geholt, als es dort fast 20 Jahre nach der Zerstörung der Günther-Schule in München im Krieg zu einem Neuanfang kommt.

    Dagmar Waskiwiecz unterrichtet hier, von Maja Lex ausgebildet, elementaren Tanz und machte gleichzeitig ihr Diplom für elementare Musik- und Bewegungserziehung. Sie betont: „Die Pionierzeit in Salzburg mitgestalten zu können, Carl Orff und Gunhild Keetman als wunderbare Menschen und geniale Lehrmeister miterleben zu dürfen, haben meinen beruflichen Weg weiterbestimmt und bleiben prägende Erinnerungen."

    Nach dem Diplom 1963 folgen internationale Sommerkurse in Salzburg. Sie lehrt 1963 in Kanada, 1964 und 1965 in den USA und in Frankreich. 1965 wird Dagmar Waskiewicz von Carl Orff an die Musikhochschule Würzburg geschickt, um die erste Planstelle für elementare Musik und Bewegungserziehung in Deutschland einzunehmen. 1966 führt sie zum ersten Mal in Würzburg mit ihrem Mann Marian die Weihnachtsgeschichte von Carl Orff auf. Eine Woche später kommt Tochter Cornelia zur Welt.

    Wechsel: 1970 wechselt Dagmar Waskiewicz an die Universiät Würzburg, wo sie bis 1980 bleibt. Zwei weitere Töchter, Natascha und Danusha, machen die Familie komplett.

    1980 kommt Dagmar Waskiewicz nach Gerolzhofen, wo sie eine Tanzschule eröffnet, die später von der Tochter Cornelia weitergeführt wird. 2010 führt sie mit ihrem Mann zum zweiten Mal die Weihnachtsgeschichte auf: in Posen. Am 25. November plant Dagmar Waskiewicz in der Erlöserkirche Gerolzhofen zwei Stücke für Sprechchöre ihres einstigen Lehrmeisters Carl Orff aufzuführen. Novo

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden