Was vor 120 Jahren in Schwebheim begann, währte exakt 100 Jahre. 1897 bekam die Gemeinde ihre erste Poststelle, 1997 wurde diese im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen aufgelöst. Es gab dann nur noch eine Postagentur in einem Lebensmittelmarkt am Heideweg. Von dort ist die Post 2006 ins Positron, ein Geschäft in der Hauptstraße, umgezogen.
Die Vorgeschichte der Post in Schwebheim beginnt bereits 1860, damals musste die Gemeinde an die „Königliche Eisenbahndirektion“, diese war damals für den Postverkehr zuständig, fünfeinhalb Gulden für die Aufstellung eines Briefkastens zahlen. Vorher brauchte es Boten, die die Post von oder nach Schweinfurt transportierten. Ortschronist Richard Ludwig zitiert in seinem Buch einen Beleg von 1750, in dem zweimal zwei Schilling bezahlt werden mussten „für einen Botten, so einen Brief der Schweinfurter Post hierher gebracht.“
Posthilfsstelle im „Lamm“
37 Jahre später gab es eine erste „Posthilfsstelle“ im Gasthof „Lamm“. Die Briefe musste damals noch der jeweilige Polizeidiener austragen. 1901 wurde aus der Hilfsstelle eine Agentur mit Telegrafendienst. 1921 wird eine erste öffentliche Telefonzelle in einem von der Gemeinde gestellten Raum eröffnet. Ein Ortsgespräch kostete damals zehn Pfennig, Ferngespräche zwischen 18 und 60 Pfennig. Wenn ein Ortsbürger erst zum Telefon geholt werden musste, war eine „Herbeiholungsgebühr“ von 25 Pfennig fällig. Das war damals ein teurer Spaß.

Dieser öffentlichen Fernsprechstelle waren auch nur drei Jahre vergönnt. Schon 1924 wurde sie aufgegeben, „da nun mehrere Ortsbürger Telefon haben“. Wer jetzt telefonieren wollte, musste ins Postamt gehen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen ersten Münzfernsprechautomat in einer Telefonzelle.

Die Gemeinde war mit ihrer eigenen Poststelle sehr modern. An die Elektrizität wurde die Gemeinde beispielsweise erst 1918 angeschlossen und auf eine Wasserleitung warteten die Bürger bis 1935. Mit dem Bau eines Abwasserkanals begann das Dorf erst 1968, aber eine eigene Post gab es bereits seit über 70 Jahren.

1906 zog die Poststelle ins Amtshaus, das hatte Maria Ludwig den Freiherren von Bibra abgekauft. Ihre Familie betrieb die Post, wenn auch an verschiedenen Adressen, bis 1952. Von 1952 bis 1981 betreute die Familie Meder die Poststelle, die während ihrer „Regierungszeit“ in ein Postamt mit Zustellung umgewandelt, quasi befördert wurde.
An Hans Meder, den „Post-Hans“, erinnern sich noch viel Schwebheimer, er war eine Institution im Dorf. Auf seinem Postmoped, das er sich selbst zusammengebaut hatte, fuhr er dereinst seine Briefe und Päckchen aus. Offiziell hatte ihm die Post nur ein Fahrrad zur Verfügung gestellt.
Der „Post-Hans“ war 18 Jahre lang Feuerwehrkommandant, 30 Jahre Kirchenvorsteher und Vertrauensmann und 29 Jahre Postoberschaffner. Eigentlich hatte ja seine Frau die Leitung der Poststelle, Hans Meder selbst war der Zusteller.
Stets gut informiert
Aber „er wusste alles“. Wenn er Urlaubskarten austrug, dann hat er den Empfängern gleich vorgelesen, was auf der Karte stand. „Oh, ihrem Mann geht's gut, der ist auf einem Elefanten geritten“, erzählte er da beispielsweise einer Ehefrau.