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OBBACH: Vorher Bruchbude, nachher Kleinod

OBBACH

Vorher Bruchbude, nachher Kleinod

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    Nur der Giebel und der Himmel: Bauherr Dilbert Kolb im freigelegten Dach mit zurückgebautem, fränkisch-steilem Giebel.
    Nur der Giebel und der Himmel: Bauherr Dilbert Kolb im freigelegten Dach mit zurückgebautem, fränkisch-steilem Giebel. Foto: Fotos: Manfred Dütschke

    Ein Ziel vor Augen, ein langer Atem, Geschick und gute Handwerker: Das sind die Zutaten, mit denen der Neu-Obbacher Dilbert Kolb das alte Bauernhaus am Modellgelände „Bauhütte“ in ein fränkisches Kleinod verwandelt hat. Zwei Jahre lang. Seine Arbeit wurde von einem Fotografen begleitet, die Power Point-Präsentation gibt einen Einblick in die Sanierung eines sehr alten Hauses. Ab Samstag, 3. September, ist sie in der Bauhütte zu sehen.

    Die Fotos laufen nacheinander ab, untermalt von Musik der Hergolshäuser Musikanten. Dem Bauherrn Dilbert Kolb wandert ein Lächeln aufs Gesicht. „Das sind ja meine geänderten Tekturpläne“, erkennt er seine handgezeichneten Skizzen vom Sommer 2009. Der ursprüngliche Bauplan, vom Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken (ALE) für die modellhafte Sanierung des alten Bauernhauses am Obbacher Bauhütten-Gelände gefertigt, war für Kolbs Wohn-Bedürfnisse leicht modifiziert worden. „Vor allem die Fenster: Die waren ja völlig unterschiedlich“, denkt der Hausbesitzer zurück.

    Dilbert Kolb hat sich auf das „mittlere Abenteuer“ der Sanierung eines alten Hauses eingelassen, wie Euerbachs Bürgermeister Arthur Arnold anerkennt. Auch dank öffentlicher Zuschüsse war es möglich, vorbildhaft zu zeigen, „dass es geht“. Zwar nicht für jedermann machbar, aber als gutes Beispiel, „im Maßstab eins zu eins“. „Die Leute wollen mit eigenen Augen sehen, wie man an ein altes Haus 'rangeht, wie es schließlich aussehen kann“, hat Arnold, Sprecher der Gemeindeallianz Oberes Werntal, erfahren. Der Verbund engagiert sich in besonderer Weise für die Wiederbelebung der Dorfkerne.

    Die Foto-Dokumentation läuft weiter, Kolb beim Entkernen der Räume, beim Freilegen der Mauern, zwischen alten Lehmgefachen, Kolb mit Mundschutz. „Da waren schon einige Highlights dabei“, grinst der 52-Jährige, der beim Tiefbauamt Schweinfurt arbeitet. Die Erinnerung an 24 Container Bauschutt ist noch präsent, auch seine Probleme beim Entsorgen. „Ich kann ja nicht zehn verschiedene Container zum Sortieren des Materials aufstellen“, sagt er.

    Dann, ein Glücksgefühl für den gebürtigen Rhöner, der fränkische Lebensart und Gemütlichkeit schätzt: Eine dendrochronologische Untersuchung ergibt für einen Balken im Dachstuhl das Jahr 1644. Damit wäre das immer wieder umgebaute Haus älter als der Obbacher Aschenbau von 1698. Dass sein äußerlich auf 50er Jahre getrimmtes Gebäude so viele Jahre auf dem Buckel hat, war neu, nicht nur für Kolb. Und damit verbunden waren immer neue Entdeckungen.

    Etwa die Ziegelsteine aus dem 17. Jahrhundert, die teilweise in den Gefachen des Fachwerks steckten und die er für den großen Grundofen im Wohnzimmer wieder verwenden konnte. Oder die Steinmauer in der einstigen Küche, die sich als so schlecht erwies, dass Kolb sie nach dem Abklopfen des Putzes doch komplett entfernen und neu aufmauern musste. Oder das Dach, das glücklicherweise „komplett dicht war“, was Bauherr Kolb dankbar registrierte.

    „Oje, das war im November, beim Aufrichten des Giebels.“ Dilbert Kolb deutet auf eine Fotostrecke. Das Dach hing zum Nachbarn hin und musste gerade gerückt werden. Und der ehemals fränkisch-steile Giebel, im Laufe der Zeit modern verbreitert, musste zurückgebaut werden. „Da hat's so geregnet und wir mussten den Ringanker setzen“, denkt Kolb an dunkle Stunden. „Da bin ich wirklich an meine Grenzen gekommen“, überlegt er. Aber es gab glücklicherweise seinen Zimmermann, „der hat mich wieder aufgerichtet“.

    Mitgelitten hat auch Fotograf Manfred Dütschke, der an die 40-mal in den beiden Baujahren vor Ort war und mehrere tausend Fotos geschossen hat. Im Auftrag des Amtes für Ländliche Entwicklung Unterfranken, die mit dieser Dokumentation eine exemplarische Sanierung zeigen will. Damit bei Veranstaltungen und Fortbildungen anschaulich wird, was möglich ist.

    Vom Ergebnis begeistert ist nicht nur der Fotograf. Begeistert zeigt sich auch Dilbert Kolb, der Heimwerker, von seinen Handwerkern. „Wichtig ist, dass sie in der Nähe sind“, weiß er. Wenn ein Problem auftauche, seien kurzfristige Entscheidungen nötig, um zügig weiterbauen zu können.

    Weil sein Haus so alt war, gab es mehr Überraschungen als bei „normalen“ Sanierungen. Die veranschlagten 200 000 Euro hat er – allerdings inklusive Möbel – auch tatsächlich gebraucht. Aber wie jeder Bauherr wollte auch Kolb seine Vorstellungen verwirklichen – etwa die vom großen Grundofen oder von der Fotovoltaik auf dem Dach. Er hat es geschafft.

    Bauhütte Obbach

    Das Projekt: Auf dem Gelände eines ehemaligen fränkischen Doppelhofes wurde die Bauhütte als Anschauungs- und Informationsobjekt errichtet, wurde das ehemalige Bauernhaus durch den Neubesitzer Dilbert Kolb im fränkischen Stil saniert. Im hinteren Grundstücksteil soll ein modernes Haus entstehen. Die Angebote: Jeden ersten Samstag im Monat, das nächste Mal am 3. September, ist die Bauhütte von 14 bis 15 Uhr geöffnet. Zahlreiche Fachvorträge, der nächste am 14. September um 19 Uhr zum Thema „Kontrollierter Rückbau“, werden organisiert. Die Mitgliedsgemeinden der Allianz Oberes Werntal bieten zudem für Bauinteressierte eine kostenlose Erst-Bauberatung für den Altortbereich an.

    Kontakt: Allianzmanagerin Eva Braksiek, Tel. (0 97 26) 90 74 86, Internet: www.bauhuette-obbach.de

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