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SCHWEINFURT: Vortrag Dieter Schorn: Neue Erkenntnisse zum Luftkrieg

SCHWEINFURT

Vortrag Dieter Schorn: Neue Erkenntnisse zum Luftkrieg

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    Überaus großes Interesse fand ein Vortrag im Begleitprogramm der derzeit in der Halle Altes Rathaus gezeigten Ausstellung „Schweinfurt im Luftkrieg 1943-45“. Diese vom Historischen Verein, dem Stadtarchiv und der VHS gemeinsam getragene Veranstaltung sprach vornehmlich Zuhörer der Kriegsgeneration an.

    Dieter Schorn hatte für seine Forschungen neue Quellen gesichtet und ausgewertet. Zum einen waren dies Kriegstagebücher, sogenannte War Diaries der Royal Air Force und der 8. US-Luftflotte. Hinzu kamen Luftaufnahmen der Alliierten aus den Jahren 1942-45, die Luftschutzakten der Firma VKF, das Tagebuch des Bayreuther Luftwaffenhelfers Bernhard Merk und schließlich die Wochenberichte des Sicherheitsdienstes. Aus diesem Material ergab sich ein detailliertes Bild der für die Stadt und deren Bewohner verheerenden Angriffe.

    Schorn erläuterte, dass die Luftangriffe auf Schweinfurt in mehrfacher Hinsicht bedeutend waren. Der erste Angriff am 17. August 1943 richtete sich neben Schweinfurt auf weitere Ziele, Regensburg und Ziele in Nordafrika wurden mit diesen Shuttle-Flügen angesteuert.

    Der Anflug auf Schweinfurt ging aus Sicht der Angreifer „grandios daneben“. Der Navigator war während des Fluges verletzt worden, der Ersatzmann steuerte den Jagdbomber nicht auf der Ideallinie, was zu einem Verfehlen des Hauptziels, der Kugellager-Industrieanlagen, führte. Stattdessen wurde ein Gebiet vom Willy-Sachs-Stadion über das Kasernengelände und das jetzige Gelände der Stadtwerke empfindlich getroffen. Dafür war der zweite Angriff am 14. Oktober 1943 erfolgreicher insoweit, als die Ziele der Industrie getroffen wurden. Gleichwohl ging dieser Flugtag als „Black Thursday“ in die Geschichte ein, da 60 Bomber über dem Kontinent von der deutschen Flugabwehr abgeschossen wurden. Nach viermonatiger Angriffspause war dann das Jagdflugzeug P 51 „Mustang“ so ausgereift, dass es die Bomber begleiten konnte und am 24./25. Februar 1944 ein Dreifachangriff geflogen wurde.

    Besonders aufschlussreich waren die von Schorn zitierten Auszüge aus den in den Würzburger Akten des Sicherheitsdienstes, den Stimmungsberichten, da diese keine offiziellen Verlautbarungen waren, sondern von Spitzeln kolportierte „Volksmeinung“ darstellten. War im März 1941 noch von einer „entspannten Lage“ in Schweinfurt die Rede, hieß es im April 1943, sie sei „generell mies“, schon bald sprach man von einer „niedergeschlagenen Stimmung voller Nervosität und Angst“. Bezeichnend der Eintrag vom Juni 1944: „Der Krieg ist verloren, unsere Erfolge sind jämmerlich klein.“

    Aufgrund der neuen Quellenlage musste die bislang angenommene Opferzahl korrigiert werden. Einschließlich der Angreifer, der Zivilbevölkerung, der militärischen deutschen Kräfte sowie der ausländischen Zwangsarbeiter erhöhte sie sich von 1079 auf 1191. Mit dem tröstlichen Aspekt der Verständigung und Freundschaft zwischen Siegern und Besiegten endete Schorns sehr informativer Vortrag: mit dem je zur Hälfte von amerikanischen Veteranen und deutschen Luftwaffenhelfern initiierten Mahnmal am Spitalseebunker, das an den großen Angriff vom 14. Oktober 1943 erinnert, wird aller Opfer des Luftkriegs über Schweinfurt gedacht.

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