Ist das Konzil von Nicäa 325 noch wichtig? Diese Frage wurde behandelt unter dem Titel "Alter Hut – oder Zukunftsmodell? Die Bedeutung für die Ökumene aus orthodoxer Sicht", der vom Geschäftsführer der AcK in Bayern, Georgios Vlantis M. Th., München, gehalten wurde. Rund 50 Anwesende zeigten ihr Interesse für das auf den ersten Blick am Rande liegende Thema.
Zunächst ging man auf die ökum. Veranstaltungen ein, die wegen des Jubiläums weltweit stattfinden – z. B. die Einladung des Ökum. Patriarchen Bartholomaios an Papst Franziskus zur Feier im Sommer 2025 in Nicäa (heute Izniki) oder die 6. Weltkonferenz der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökum. Rates der Kirchen in Ägypten. Danach beleuchtete er das Konzil und dessen geschichtl. Kontext; das Konzil wurde kurz nach dem Ende der Christenverfolgungen von Kaiser Konstantin einberufen, dem es um kirchenpolitische Fragen ging.
Die Lehre des Presbyters Arius, der die Göttlichkeit Christi infrage stellte, hatte viel Unruhe in die damalige Zeit gebracht – das Konzil verurteilte den Arianismus und proklamierte das Glaubensbekenntnis, das später im Konzil von Konstantinopel ergänzt wurde. Heute wird das Konzil von Nicäa von den meisten christl. Kirchen als Erstes Ökumenisches Konzil anerkannt.
Die ökum. Relevanz von Nicäa zeigt sich in der Christologie, wonach Jesus Christus der inkardinierte Logos Gottes und Gott selbst ist – wesensgleich mit dem Vater. Eine weitere Bedeutung liegt in der Synodalität, die sich gezeigt hat, jedoch auf Bischöfe beschränkt war, wie noch heute in den orth. Kirchen üblich.
In den protest. Kirchen sind die Synoden weitaus demokratischer aufgestellt – in der röm.-kath. Kirche wird zurzeit viel über Synodalität gesprochen. Weiterhin ist das Verhältnis von Kirche und Staat näher zu betrachten – bildete sich doch mit der "Konstantinischen Wende" eine enge Verbindung beider Bereiche heraus, die oft viel Negatives hervorbrachte; die orth. Kirchen haben auch heute noch ein recht enges Verhältnis zum Staat, wobei das tragische Beispiel des russischen Patriarchen Kyrill zu erwähnen ist.
Dr. Wahler dankte für die vielfältigen Ausführungen und zeigte sich über die Resonanz sehr erfreut.
Von: Dr. Michael Wahler (Diakon, Kath. Pfarrgemeinde Schonungen)