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Waldi nimmt seinen Hut

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Waldi nimmt seinen Hut

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    Waldi nimmt seinen Hut: Das Weinfest in Frankenwinheim ist das letzte unter seiner Regie als Ober-Oberfestdirektor.
    Waldi nimmt seinen Hut: Das Weinfest in Frankenwinheim ist das letzte unter seiner Regie als Ober-Oberfestdirektor. Foto: Fotos: Norbert Vollmann (1), Stefan Polster (1), Robert Haas (1)

    Seine Sprüche wie „Danke für den Applaus, ich habe ihn verdient“ oder „So einer wie ich ist in Bayern, in Deutschland, in Europa, ja auf der ganzen Welt einmalig“ sind längst legendär. Mit anderen Worten: Waldemar Sperling genießt schon zu Lebzeiten Kult-Status. Genauso wie sein weißer Hut als unverkennbares Markenzeichen oder die Verabschiedung von den Weinfestbesuchern in allen möglichen und unmöglichen Sprachen.

    Wenn der „Waldi“ jetzt nach dem 34. Weinfest in Frankenwinheim (vom 29. Juli bis 1. August) seinen Hut nimmt, darf er neben den obligatorischen Tausenden von Wunderkerzen diesmal gleich reichlich Taschentücher mitverteilen, damit seine Fans ihre Tränen an diesem Abend trocknen können.

    Denn was für viele in seinem Umfeld immer noch unvorstellbar ist, das ist für Waldemar Sperling mittlerweile unumstößlich: Die Entscheidung, im Rahmen einer kleinen Abschiedstournee zu gehen.

    Abschiedstournee deshalb, weil der mittlerweile 70-Jährige, der natürlich „wie 69 aussieht“ (Waldemar Sperling über Waldemar Sperling), nach dem Posten des Weinfestleiters im Januar auch den des SV-Vorsitzenden abgeben wird. Seit 1957 (!) gehört er mittlerweile der SV-Vorstandschaft an.

    „Wer sich nicht selbst befördert . . .“

    Waldi ist selbstverständlich nie ein gewöhnlicher Weinfestleiter und Sportvereinsvorsitzender gewesen, sondern zuletzt gar Ober-Oberfestdirektor und SV-Präsident von eigenen Gnaden, ganz nach der von ihm selbst ausgerufenen Maxime: „Wer sich nicht selbst befördert, hat keine Beförderung verdient“.

    Er habe es stets gern gemacht, sagt er, doch nun sei der richtige Zeitpunkt gekommen, um beide Positionen, die für ihn in eine Hand gehören, zu räumen und Platz für neue Gesichter und neue Ideen zu machen. Er betont: „Die Jungen müssen sich jetzt einmal beweisen und zeigen, dass sie es können.“

    Völlige Langeweile dürfte trotz der Aufgabe der Jobs als Weinfestleiter und Vereinsvorsitzender dennoch nicht bei Waldemar Sperling aufkommen. Schließlich bleiben da etwa noch seine Aufgaben als Präsident, was sonst, beim FC Bayern München-Fanclub in Volkach, seine Auftritte als „Volkacher Ratsherr“ oder die verschiedenen Stammtische, die ohne den Waldi halb so interessant wären.

    Ein Rekord für die halbe Ewigkeit

    So viel steht schon heute fest: der von Weinfest-Waldi aufgestellte Rekord ist ein Rekord für eine halbe Ewigkeit. Wenn Waldemar Sperling von der Bühne abtritt, hat er sage und schreibe 76 Weinfeste geleitet – 34 seit 1977 in seiner Heimatgemeinde Frankenwinheim und 42 als Leiter der Tourist-Information und gleichzeitiger „Volkacher Ratsherr“ von 1964 bis 2005 in Volkach. Er selbst würde sich zu dieser einzigartigen wie grandiosen Leistung wie folgt gratulieren: „Ich bin stolz auf mich.“

    Über sich selbst zu lachen und sich selbst auf den Arm zu nehmen, das hat der charmante Schelm aus Frankenwinheim in der Tat immer gekonnt. Und das hat ihn, der so viele Weinfeste auf dem Buckel hat und längst zum „Ehrenoberfestdirektor“ ernannt worden ist, so sympathisch und so erfolgreich gemacht.

    Viele haben ihn ob seiner Sprüche und Aktionen häufig belächelt, um doch gerade wegen „Waldi“ immer wiederzukommen, wenn der Frankenwinheimer seine Auftritte zelebriert und mit dem Publikum spielt. So manche haben versucht, ihn zu imitieren und sind gescheitert. Ja, der Waldi ist und bleibt einmalig, Sie wissen schon, „in Bayern, in Deutschland, in Europa, ja auf der ganzen Welt“. Denn so etwas hat es zuvor „noch nie, noch nie, noch nie“ gegeben.

    Hoher persönlicher Einsatz

    Hinter allem Erfolg und aller Lockerheit und Leichtigkeit nach außen steckt wie in den meisten Fällen aber trotz der ganzen Routine harte Arbeit und ein hoher persönlicher Einsatz. Waldemar Sperling ist einer, der sich vom Anfang bis zum Ende unters Weinfestvolk mischt, und nicht gleich wieder im Festbüro verschwindet. All die Weinfesttage über ist der Nachtmensch, wie er sich selbst bezeichnet, von wenigen Pausen abgesehen, präsent und immer einer der Letzten, die das Festgelände im Morgengrauen verlassen. Und hat einer die Kraft des Weines unterschätzt und vor lauter Weinseligkeit die Abfahrt des Busses seiner Reisegruppe verpasst, dann nimmt er ihn schon mal mit nach Hause und lässt ihn dort erst seinen Rausch ausschlafen. In so manch anderem Fall hat der Festdirektor persönlich dafür gesorgt, dass die überforderten Zecher mit dem Taxi heil nach Hause kamen.

    Nach dem Fest ist vor dem Fest

    Ist alles vorüber, gilt auch hier schon wieder: „Nach dem Fest ist vor dem Fest“. Mit anderen Worten: Kaum ist das Weinfest gerade vorbei, müssen schon wieder die Kapellen gebucht und all die anderen gewaltigen Vorbereitungen getroffen werden, denn die große Verantwortung lastet trotz aller fleißigen Mitarbeiter und Helfer in erster Linie auf dem „Macher“ an der Spitze. Dieser Druck ist künftig weg. Dabei weiß niemand besser als Waldemar Sperling, dass dies alles ohne die Unterstützung durch seine Frau Anna nicht möglich gewesen wäre. Mit ihr will er nun künftig öfter „mal wegfahren“ und vor allem Tochter Susanne in Griechenland besuchen.

    Waldemar Sperling kann ein gut bestelltes Haus übergeben. Das Frankenwinheimer Weinfest vor den Toren der „kleinen Stadt“ Gerolzhofen genießt weit über die Rosenberg-Gemeinde hinaus große Anziehungskraft. Dank Waldi, seinen vielfältigen Beziehungen und seinen originellen Ideen, ist es zu einem Selbstläufer geworden.

    Waldi, der Ideen-Schmied

    Wer spazierte wohl als erster in der ganzen Gegend mit einem drahtlosen Mikrofon oder tragbaren Telefon übers Festgelände? Wer machte durch seine Kommentare das Rosenberg-Feuerwerk und auch die anschließende Verabschiedung des Oberfestdirektors in vielen Sprachen im Schein Tausender von Wunderkerzen als „Wooldemar Spöööörling“ oder „Wladimir Schpatzolowskaya“ zu einem höchst unterhaltsamen Spektakel? Wer verteilt jedes Jahr Unmengen von Knicklichtern und anderen Dingen an die schon wartende Jugend? Wer sorgt dafür, dass alljährlich Hunderte von Zuschauern beim Weinfestderby des SV Frankenwinheim gegen den FC Gerolzhofen den Sportplatz säumen, wie es sonst nur bei Entscheidungsspielen in der Region der Fall ist? Der Waldi natürlich.

    So wie von Anfang an mit zugkräftigen Kapellen wie den Aalbachtaler Musikanten „volle Pulle“ beim Frankenwinheimer Weinfest gepowert wurde, so will es der Waldi auch zum Abschluss noch einmal richtig krachen lassen. Dies besonders beim „Rosemountain-Firework“, Sie ahnen es schon, „the greatest firework of the world“, wo er schon jetzt verspricht, neben den berühmten japanischen Bomben „ein paar Blindgänger mit hoch zu schießen“. Da passt es, dass sich dank „seiner internationalen Kontakte“ eine 35 Mann starke Musikkapelle aus Kanada angekündigt hat, wenn er am Montag nochmals mit seinem Gefolge groß aufmarschiert.

    Als der Hut plötzlich weg war

    Nur, dass ihm 2008 der 150 Euro teuere weiße Panama-Hut im Trubel vom Kopf gestohlen wurde und der Dieb unerkannt in der Menge entkommen konnte, das hat Waldemar Sperling bis heute nicht ganz verschmerzt. Aber so kann die Weinfestleiter-Ikone mit Fug und Recht behaupten: „Was ich erlebt habe, erlebt keiner mehr“.

    Ja, Waldi, du bist und bleibst einmalig: In Frankenwinheim, in Bayern, in Deutschland und auf der ganzen Welt . . .

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