Sein Schlüsselerlebnis liegt Jahre zurück. Mit seiner damaligen Freundin reist der Schweinfurter Jan Kozlowski 2007 nach Kanada und nimmt – ungeplant – den West Coast Trail unter die Füße, einen der bekanntesten und anspruchsvollsten Trekkingwege. Die fünf Tage faszinieren ihn. Mittlerweile hat der heute 35-Jährige seinen Beruf an den Nagel gehängt. Er konzentriert sich aufs Fernwandern, hat das Projekt Trekking-Spirit (www.trekkingspiritproject.com) ins Leben gerufen, um Outdoorbegeisterte durch Bilder, Berichte an seinen Abenteuern und den Wanderreisen anderer teilhaben zu lassen. Sein ehrgeiziges Ziel: mindestens 50 solcher Wanderungen bis Ende 2018, diese dokumentieren und letztendlich auch Geld damit verdienen.
Eine Wanderung in Kanada war das Schlüsselerlebnis
Aufgewachsen ist Jan Kozlowski am Bergl, Albert-Schweitzer-Grundschule, Rathenau, FOS, Ausbildung zum Außen- und Großhandelskaufmann in Schweinfurt, BWL-Studium an der FH. Nichts aufregendes, ein bis 2006 „normaler Lebenslauf“. Es folgt die Kanada-Reise. „Ein inneres Erlebnis“, beschreibt er beim Gespräch mit der Redaktion den „Aha-Effekt“. Er muss aber erst Mal Geld verdienen, nimmt einen Job in Wiesbaden an, der so gar nichts mit seiner Ausbildung zu tun hat. Bei der Softwarefirma verdient er aber gut, der Job macht Spaß.
2011 muss er sich nach etlichen kleineren Touren unbezahlten Urlaub nehmen: Das Fernweh. Jan Kozlowski ist von Februar bis April auf verschiedenen Fernwanderwegen über 700 Kilometer alleine zu Fuß unterwegs. Er zögert seine nun reifende Entscheidung, diese Fernwanderlust zu professionalisieren, aber weiter hinaus. 2013 kündigt er den Job in Wiesbaden, entscheidet sich zu einer ersten Mammuttour, von Alaska nach Südamerika. Übernachtet wird in einem in Kanada gekauften Dodge Ram, „Sitze raus, Matratze rein“, das genügt ihm. Jan Kozlowski verkauft den Ram in Costa Rica. Es folgen Touren in Chile und Kolumbien.
Wenn innere Stimmen in die Wanderstiefel zwingen
Der Fernwanderer lebt vom „Angesparten“, heuert 2014, weil die Kasse leer ist, wieder bei der Softwarefirma an. Zwei Jahre später, im Juni 2016, kündigte er erneut und endgültig. „Eine innere Stimme“, sagt er und lacht dabei. Er weiß, dass ihm das Fernreisen, die Mehrtageswanderungen viel Spaß machen, er musste wieder los. Gerade in dieser hektischen Zeit dient das Wandern als idealer Ausgleich, es schenkt den Beinen Leichtigkeit, dem Kopf Klarheit und der Seele Abenteuerlust, sagt er. So ähnlich steht es auch auf der Homepage
In groben Zügen hat er ein Konzept für die Zukunft im Kopf. Über Touren berichten, die Texte vermarkten. Die erste Wandertour, die er beschreibt, ist der 210 Kilometer lange Kerry-Way in Irland. Nach dieser Wanderung ist er im Sarek Nationalpark Schweden und in Island unterwegs. Übernachtet wird in einem alten Post-Van. Es folgen Kambodscha und Vietnam und eine Wanderung in den Drakensbergen in Südafrika.
Zehn Berichte hat er mittlerweile veröffentlicht, auf seiner Homepage. Outdoor-Zeitschriften haben Interesse an seinen Reise-Texten, er führt Gespräche mit vermeintlichen Sponsoren, Outdoor-Ausrüstern, denkt über eine Buchveröffentlichung, Vorträge und neben Bild- auch Videoberichte nach.
Die neueste Tour ist der West-Highland-Way in Schottland
Für das Gespräch mit der Lokalredaktion ist der Globetrotter dankbar, weil ein Bericht „den Bekanntheitsgrad meines Projektes erhöht“. Er weiß, dass das Interesse an alternativen Urlaubsoptionen, Möglichkeiten zum Abschalten und/oder „einfach nur Abenteuerberichten eines Reiselustigen“ groß ist. Auch bei seinen Fernwanderungen reagierten „alle Leute, die man immer trifft, allesamt begeistert“, als sie von seinen Plänen mit 50 Wanderungen bis 2018 hörten. Am Tag nach dem Redaktionstermin Anfang April machte er sich nach Schottland auf, der West-Highland-Way steht im Programm, danach noch eine Tour im Lake District unserer Schweinfurter Partnerstadt Motherwell. Er erreicht die Insel mit einem alten Motorrad. Ein Abenteurer halt.
Die aktuelle Tour kann auf www.facebook.com/Trekkingspiritprojekt/ mitverfolgt werden. Wer über seine eigenen Touren auf TrekkingSpirit berichten will, meldet sich unter be@trekkingspiritproject.com