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HERLHEIM: War einst nicht Gerolzhofen, sondern Herlheim das Zentrum?

HERLHEIM

War einst nicht Gerolzhofen, sondern Herlheim das Zentrum?

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    Viel Wissenswertes über die Geschichte ihres Dorfes erfuhren die Herlheimer Senioren und alle Interessierten von Gerhard Wagner (links) aus Höchberg. Im Bild erklärt er eine Schrifttafel am Eingang zum Gasthaus zum Adler, auf der in lateinischer Sprache von der Neuerbauung der Schenke im Jahre 1682 berichtet wird.
    Viel Wissenswertes über die Geschichte ihres Dorfes erfuhren die Herlheimer Senioren und alle Interessierten von Gerhard Wagner (links) aus Höchberg. Im Bild erklärt er eine Schrifttafel am Eingang zum Gasthaus zum Adler, auf der in lateinischer Sprache von der Neuerbauung der Schenke im Jahre 1682 berichtet wird. Foto: FOTO Brigitte Pfister

    (pb) Walther von der Vogelweide, der bekannte mittelalterliche Minnesänger, hat nach den Recherchen von Gerhard Wagner (Höchberg) von König Friedrich II. ein Lehen in Herlheim erhalten, auf dem er 15 Jahre lang lebte und wo er auch um das Jahr 1230 starb.

    Bei seinen Nachforschungen über den Minnesänger beschäftigte sich Wagner auch intensiv mit der Vergangenheit Herlheims, die anders als die Geschichte der meisten fränkischen Dörfer ist. Bei einem Vortrag und Dorfrundgang mit dem Historiker erfuhren die Herlheimer Senioren und andere Interessierte viel Wissenswertes über die Geschichte ihres Heimatortes.

    Erstmals erwähnt wird Herlheim im 7. Jahrhundert in Verbindung mit einem großen Einzelhof, dem „Heim der Herilind“, einer fränkischen Edelfrau. Dieses 64 Hektar große Gut stand im Unterdorf, an der Stelle der heutigen Anwesens Herlindenstraße 61. Ende des 7. oder Anfang des 8. Jahrhunderts kam dieser Hof in den Besitz des fränkischen Königs und aus ihm wurde ein Königshof. Einem so genannten „Richter“, der im „Haus des Richters“, heute Gasthaus zum Adler, lebte, oblag die Verwaltung des Gutes.

    Mehrere Wirtschaftshöfe gehörten zum Königshof Herlheim. Dies waren ein Kornhof im Unterdorf (Herlindenstraße 61), einer für die Viehzucht (Schweighof) und einer für die Aufzucht der Kriegspferde (Herleshof). Weiter gab es einen Pflanzengarten und einen großen Forst. Sein Rest ist der heutige Hörnauwald.

    Neben den königlichen Gütern gab es auch neun freie Bauern, die alle im Besitz von 8 Huben (64 Hektar) Land waren, das sie, ebenso wie der Königshof, mit hörigem Gesinde bestellten. Ihre Gehöfte befanden sich auf beiden Seiten der heutigen Herlindenstraße. Diese breite Straße war damals etwa ab dem heutigen Gasthaus zum Adler ein Anger, auf dem zum Beispiel Soldaten kampieren konnten.

    Herlheim lag damals an der Grenze des Frankenreiches und hatte eine wichtige Funktion beim Schutz vor den Slawen.

    Mit der Ausdehnung der deutschen Herrschaft nach Osten wurde der Königshof Herlheim unwichtig und er wurde um das Jahr 1000 an den Bischof von Würzburg verschenkt. Trotzdem setzte der staufische König Konrad III. königliche Vögte in Herlheim ein. Einer von ihnen, übrigens der letzte königliche Vogt, war nach den Recherchen Gerhard Wagners der Minnesänger Walther von der Vogelweide. Dieser muss im „Haus des Richters“ gewohnt haben, so der Höchberger Geschichtsforscher. Der Bischofshof (Herlindenstraße 61) im Unterdorf diente der Versorgung der Vögte.

    Beim Dorfrundgang lernten die Senioren das frühere Aussehen ihres Dorfes kennen. Anders als andere fränkische Dörfer war Herlheim kein Haufendorf, sondern die Gehöfte lagen gleich ausgerichtet mit dem Giebel zur Straße links und rechts der heutigen Herlindenstraße, erklärte Gerhard Wagner. In Höhe der heutigen Kegelbahn beim Gasthaus zum Adler gab es ein Dorftor, das auch als Rathaus ausgebaut wurde. Nach dem Gasthaus verbreiterte sich die Fläche zwischen den Gehöften zum Straßenanger, der kurz vor dem Bischofshof endete. Es gab keine weiterführende Straße, im Osten des Dorfes war Sumpfgelände. Beim Gasthaus Gutbrod (Zum Adler) machte der Geschichtsforscher auf eine Tafel am Eingang aufmerksam. In lateinischer Sprache wird hier von der Neuerbauung einer Schenke im Jahre 1682 berichtet, die zum Kloster Ebrach gehörte. Hier stand ursprünglich das Haus der königlichen Richter, das auch ein Gerichtswirtshaus war. Im Verlauf der Herlindenstraße machte Wagner auf zwei Häuser aufmerksam, die er als alte Zehnthöfe aus dem 17. Jahrhundert einschätzt. Das Anwesen Herlindenstraße 61 war zur Zeit Walthers von der Vogelweide der Bischofshof, später Mönchshof. Hier lag das Wohnhaus nicht wie heute an der Straße, sondern weiter hinten in der Seitenstraße. Dieses Gut war kein Zehnthof und musste auch keine Abgaben zahlen. Seine Flurstücke lagen ursprünglich rund um den Hof. Im 13. Jahrhundert wurde das hörige Gesinde in die Freiheit entlassen und waren fortan Tagelöhner. Ihre Anwesen konzentrierten sich um den Mönchshof und beim Haus des Richters, was Wagner ebenso wie die neun Zehnthöfe auf einer Karte zeigte.

    Herlheim, nicht Gerolzhofen, war in früheren Zeiten das Zentrum zwischen Main und Steigerwald, war den Herlheimern am Ende des Nachmittags klar.

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