Als Katrin Riko die ver.di-Streikforderung für mehr Geld im Handel mit einem feurigen Zumba-Tanz unterstreicht und alle mitstreikenden Kolleginnen sofort mitmachen, ist Gewerkschaftssekretär Peter König begeistert. Dass eine echte Zumba-Tanzlehrerin unter den warnstreikenden Verkäuferinnen ist, hat er nicht gewusst. Der Auftritt erfreut auch Passanten, sie quittieren die Tanzeinlage mit viel Applaus.
Worum geht es? Ver,di fordert in dieser Tarifrunde für die Beschäftigten im bayerischen Einzelhandel die Erhöhung der Löhne und Gehälter um einen Euro je Stunde, ferner 100 Euro mehr im Monat für die Auszubildenden und schließlich, dass die Tarifverträge für allgemein verbindlich erklärt werden. Sie sollen also – wie 40 Jahre lang bis zum Jahr 2000 – auch wieder für die vielen Unternehmen gelten, die sich von der Tarifbindung verabschiedet haben.
Laut König sind unter den rund 70 H&M-Beschäftigten keine 20 Prozent Voll- und Teilbeschäftigte. Alle anderen seien „Flexi-Kräfte“, ein „H&M-Spezialität“, mit Verträgen von mindestens zehn Wochenstunden bis hin zur Vollzeit – je nach Bedarf. Die andere Flexi-Variante seien „Jahreszeitler“ mit einer Mindeststundenzahl pro Jahr gleichfalls Mehreinsatz, je nach Bedarf.
Andererseits sei H&M einer der letzten tarifgebundenen Schweinfurter Arbeitgeber im Handel mit Löhnen zwischen neun Euro für Ungelernte und 16 Euro. Die meisten Betriebe seien nicht mehr tarifgebunden, zahlten oft einfach nur den Mindestlohn, so König weiter. Damit im Handel wieder Qualität den Erfolg bestimmt und nicht das unterschiedliche Lohnniveau der Beschäftigten, müssten die Tarifverträge wieder für allgemein verbindlich erklärt werden. Das verhindere einen Verdrängungs- und Vernichtungswettbewerb der Einzelhändler auf dem Rücken der Beschäftigten.
Der Warnstreik am Freitag bei H&M in Schweinfurt war laut König der erste in Unterfranken. Am Samstag werde gleich noch ein ganztägiger Streiktag angehängt.