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Sömmersdorf: Warum "Alice Fantasieland" so gut ins "Wurzelwerk" passt

Sömmersdorf

Warum "Alice Fantasieland" so gut ins "Wurzelwerk" passt

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    Die deutsch-russische Kinder- und Jugendtheatergruppe "Skomorochi" aus Erlangen begeisterte beim 3. Volkstheaterfestival in Sömmersdorf mit "Alice Fantasieland"
    Die deutsch-russische Kinder- und Jugendtheatergruppe "Skomorochi" aus Erlangen begeisterte beim 3. Volkstheaterfestival in Sömmersdorf mit "Alice Fantasieland" Foto: Daniela Schneider

    Die deutsche Sprache ist bunt und vielfältig - das zeigte die 3. Auflage des Volkstheaterfestivals "Wurzelwerk", das am Wochenende in Sömmersdorf mit vielen Höhepunkten und Aktionen über die Bühnen ging. Mit eindrucksvollen Inszenierungen begeisterten die verschiedenen Amateurtheater, darunter auch das deutsch-russische Kinder- und Jugendtheater "Skomorochi" mit einer zauberhaften Adaption von Lewis Carolls Klassiker "Alice im Wunderland".

    "Alice im Wunderland" ist zigfach auf Bühnen gespielt und doch immer wieder anders. Bestes Beispiel: die Aufführung beim Volkstheaterfestival in Sömmersdorf. Dort brachte die Kinder- und Jugendtheatergruppe "Skomorochi" aus Erlangen mit "Alice Fantasieland" eine eigenproduzierte Adaption auf die Bühne der Robert-Seemann-Halle, die einfach "zauberhaft" war, wie es ein Besucher abschließend sicherlich im Sinne der vielen begeistert Applaudierenden auf den Punkt brachte.

    Wunderbar eigenwillig, ein bisschen schrill und fast absurd entfaltete sich die schnelle Handlung mit vielen Szenenwechseln. Gemeinsam mit ihrer 17-köpfigen Darstellerriege begab sich Regisseurin Swetlana Villemsoo auf eine experimentelle Fantasiereise, ohne natürlich auf Lewis Carolls wesentlichen Elemente – von Grinsekatze über den verrückten Hutmacher bis hin zur "köpfwütigen" Königin – zu verzichten. Das Besondere: Alle Darsteller im Alter von fünf bis fünfzehn Jahren beherrschen die russische Sprache. Ein Teil der kleinen Schauspieler wurde in  Deutschland geboren, andere sind erst seit kurzem hier, gemeinsam ist allen die familiäre Migrationserfahrung.

    Beitrag zum Dialog der Kulturen

    Zum Festival wurde "Skomorochi" eingeladen, weil die junge Theatergruppe mit ihrer opulenten Eigenproduktion die vielfältigen Möglichkeiten der deutschen Sprachgestaltung aufzeigt und auf erfrischende Weise zum Dialog der Kulturen beiträgt. Die Kinder und Jugendlichen, wie Swetlana Villemsoo im anschließenden Podiumsgespräch erklärt, proben in der Theaterschule das Stück erst auf Russisch, dann auf Deutsch. In Sömmersdorf gibt es die deutsche Variante, auch wenn zum Ende ein flotter russischer Popsong die gut einstündige Inszenierung beschließt. Toll gemacht: parallel zur Aufführung beleuchten Filmsequenzen das Bühnengeschehen immer wieder aus anderen Perspektiven.

    In der Theaterschule im deutsch-russischen Kulturverein Brücken e.V. lernen die Kinder und Jugendlichen die Grundlagen des Theaterspiels, die deutliche Bühnenrede und die Bühnenbewegung, das Improvisieren und die Präsenz vor Publikum. Das stärkt das Selbstbewusstsein, die Persönlichkeit: Die Kinder lernen fürs Leben, für die Schule, den Beruf. Doch auch sprachlich betrachtet, erklärt die Theaterpädagogin, sei das Theaterspielen nicht zu unterschätzen. Ausdruck und Sprachkompetenz werden gefördert - das wird ganz deutlich, wenn man sich den Textumfang anschaut, den "Alice" für ihre Rolle lernen musste. Gewöhnlich wird einmal die Woche geprobt, ein paar Wochen vor der jeweiligen Premiere verstärkt die Regisseurin die Probenintensität.

    Tolle Kostüme, wunderbare Masken, schöne Requisiten

    Die Produktion ist ein Gesamtkunstwerk und besticht neben der spielfreudigen Dramaturgie durch tolle Kostüme, wunderbare Masken, schöne Requisiten und einem grandiosen, von Hundertwasser inspiriertem Bühnenbild. Viele der kleinen Theaterschauspieler sind nämlich auch in der vereinseigenen Kunstwerkstatt von Nadiya Pankova aktiv und gestalten unter ihrer Anleitung alles selbst und mit viel Liebe zum Detail. Ein schöner Nebeneffekt dieser Kreativität: Die jungen Schauspieler wissen ganz genau, wieviel Aufwand und Arbeit hinter der Fertigung jeder Requisite steht und gehen sehr sorgfältig mit der liebevoll gestalteten Bühnenausstattung um, wie die Künstlerin erläutert.

    Ein paar Anregungen aus dem abschließenden Podiumsgespräch nimmt die Regisseurin gerne mit: Birgit Timm von der Arbeitsgemeinschaft Mundart-Theater-Franken rät zu einer etwas langsameren Bühnensprache,  eine Zuschauerin wünscht sich mehr russische Textbeiträge, ein anderer eine ruhigere Umbauphase und eine kleine Schauspielerin möchte gerne mal wieder nach Sömmersdorf kommen.

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