Die knapp 160 Bischwinder Katholiken werden noch eine ganze Zeit lang ausharren müssen, ehe sie wieder in ihre Kirche St. Wendelin gehen können. Seit Anfang des Monats ist das Gotteshaus gesperrt, weil die dünne Putzschicht von der Decke fällt.
Ein Statiker und das Bischöfliche Bauamt haben zur Sperrung geraten. Ob die Pfarrkirche tatsächlich statisch aus den Fugen geraten ist, kann noch nicht gesagt werden. Möglich ist auch dass es sich um einen handwerklichen Fehler beim Auftragen des Deckenputzes bei der jüngsten Renovierung gehandelt hat, teilt Pfarrer Günter Höfler auf Nachfrage mit. Die neu aufgetragene Farbe könnte sich nicht mit dem Untergrund verbunden haben. Im Gegensatz zu statischen Verwerfungen wäre das trotzdem das geringere Übel.
Bei der Kirchenschließung handelt es sich lediglich um einen Vorsichtsmaßnahme. „Die dünne Putzschicht erschlägt niemanden, wenn sie herabfällt. Unangenehm werden würde es allerdings, wenn das Material in die Augen kommt“, berichtet Pfarrer Höfler.
Ursache für das Abbröckeln des Putzes könnte auch der heiße Sommer gewesen sein. Denn die ersten Teile fielen von der Decke in der Nähe des Fensters, das im Sommer immer geöffnet war.
Was nun genau renoviert werden muss und wer das bezahlt, ist jetzt zu klären. Natürlich ist erst einmal die Kirchengemeinde an der Reihe. Aber Bürgermeister Lothar Zachmann von der Gemeinde Dingolshausen hat bereits Unterstützung zugesagt und natürlich werde man sich auch an die Bischöfliche Finanzkammer wenden. Erst wenn die genauen Schadensursachen bekannt sind, kann entschieden werden, ob eine zeitnahe Sanierung möglich ist. Zeitnah heißt 2019.
Zusätzlich erschwerend kommt dazu, dass Pfarrer Günter Höfler voraussichtlich ab Mitte November keine Kirchenverwaltung mehr zur Seite stehen wird. Denn für die Kirchenverwaltungswahl am 18. November haben sich zu wenige Kandidaten aufstellen lassen, so dass die Wahl verschoben werden musste.
Die Bischwinder haben zwar den Vorteil, dass sie noch die Kappel etwas außerhalb des Ortes als zweite Kirche haben. Allerdings werden Gottesdienste dort nur noch im November sein. Über den Winter bis zum Mai wird die Kappel geschlossen sein, weil Zugang und Zufahrt bei Eis und Schnee zu gefährlich sind. Als Ausweichorte für die Gottesdienstbesucher denkt Pfarrer Höfler an Vögnitz oder Dingolshausen.
Zur Geschichte der nun gesperrten Pfarrkirche: Im Jahre 1301 schenkte Wolfram von Scherenberg seine Kirche zu Bischwind dem Kloster und dem Gotteshaus Ebrach. Das ist die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche im Ort. Ein weiterer Kirchenbau steht 1450 in den Bischwinder Annalen. Um 1590 wird erneut von einem Neubau einer Kirche berichtet, da das alte Gotteshaus baufällig geworden war. 1820/21 schließlich entstand die heutige Pfarrkirche, die St. Wendelin geweiht ist. Dabei blieb der Echter-Turm der Vorgängerkirche erhalten.
Der Hochaltar stammt aus Kloster Oberzell. Der Tabernakel wurde neu geschaffen vom Donnersdorfer Bildhauer Joseph Halbig. Anstelle des fehlenden Altarbildes wurde die Figur des Kirchenpatrons in den Altaraufbau gestellt. Die beiden Seitenaltäre sind aus der Deutschhauskirche zu Würzburg, vom damaligen bayerischen König den Bischwindern geschenkt. Kirchweihe war am 24. Oktober 1822.
1898 bis 1901 musste die Kirche durch den Anbau eines Chores und einer neuen Sakristei erweitert werden, da jetzt auch die Gläubigen aus Vögnitz, Hundelshausen und Altmannsdorf nach Bischwind zum Gottesdienst kamen.