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GRAFENRHEINFELD: Warum Grafenrheinfeld nicht Fukushima ist

GRAFENRHEINFELD

Warum Grafenrheinfeld nicht Fukushima ist

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    Der einzige in Unterfranken betriebene Atommeiler in Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) hat ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den japanischen Unglücksreaktoren in Fukushima: Dort handelt es sich um Siedewasserreaktoren – in Grafenrheinfeld hingegen steht eine Druckwasseranlage.

    Die Unterscheidung in Kurzfassung: Im Siedewasserreaktor erhitzt die Energie aus der atomaren Kernspaltung das Wasser zu Dampf, der direkt auf die Turbinen geführt wird, die den Stromgenerator antreiben. Dadurch kommen auch die Anlagen, die Elektrizität erzeugen, in direktem Kontakt mit strahlendem Material. Dies ist der Grund, warum nicht nur der Druckbehälter mit den Brennstäben strahlungssicher abgeschirmt werden muss, sondern auch das Maschinenhaus.

    Der Druckwasserreaktor zeichnet sich durch einen zweiten Wasserkreislauf, den so genannten Sekundärkreislauf, aus. Im Primärkreislauf wird das Wasser durch die frei werdende Wärme der atomaren Kettenreaktion erhitzt und zu den – im Falle Grafenrheinfeld – insgesamt vier Dampferzeugern geführt. Dort trifft es auf den Sekundärkreislauf. Erst das Wasser in diesen separaten Rohren wird zu Dampf, der die Turbinen und den Generator antreibt, die somit nicht direkt mit kontaminiertem Wasser in Berührung kommt. Damit das fast 300 Grad heiße Wasser des Primärkreislaufes nicht selbst verdampfen kann, muss im Leitungssystem ein Druck von 157 bar gehalten werden. Diese Technik gibt dem Reaktor seinen Namen. Er gilt damit als sicherer als Siedewasserrektoren, allerdings ist sein Betrieb auch komplexer. Gemeinsam ist den Kraftwerkstypen, dass auch nach Unterbrechung der atomaren Kettenreaktion, die Brennstäbe weiterhin für eine lange Zeit abgekühlt werden müssen. Dass dies nicht gelungen ist, hat die Katastrophe in Fukushima ausgelöst.

    Für das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld weist Betreiber E.ON in verschiedenen Broschüren auf die Notfalleinrichtungen hin. Dazu zählen Not- und Nachkühlsysteme, die mehrfach vorhanden sind (Redundanzen), um auch den Ausfall einzelner Komponenten auszugleichen. Zu ihnen gehören parallel laufende Kühlmittelpumpen, Sicherheitsventile, Nachwärmekühler und Niederdruckvorratsbehälter. Für den Fall eines Stromausfalls ist demnach ein kraftwerksinternes Netz aufgebaut, an dem mehrere Stromaggregate und Batterien angeschlossen sind.

    In der jährlichen Revision wird das Kraftwerk heruntergefahren, um Teile zu überprüfen und auszutauschen. Dies ist für diesen Monat geplant, dann soll auch das bei einer Messung auffällige Rohr im Primärkreislauf ausgewechselt werden, das zuletzt für Schlagzeilen gesorgt hat. Zudem muss der Betreiber Auffälligkeiten an die Atomaufsicht im Bayerischen Innenministerium melden, die in bestimmte sicherheitsrelevante Kategorien der sogenannten INES-Skala eingeteilt werden.

    In der Geschichte des seit 1981 laufenden Kernkraftwerks Grafenrheinfeld hat es über 150 solcher Meldungen gegeben; eine davon erreichte die Stufe eins, der Rest die Stufe null. Zum Vergleich: Die Fukushima-Katastrophe hatte am Sonntagnachmittag auf der INES-Skala Stufe vier, die es in Deutschland bislang noch nicht gegeben hat. Tschernobyl erreichte die Höchststufe sieben, die eine schwerste Freisetzung von Radioaktivität mit Auswirkungen auf die Gesundheit und Umwelt in einem weiten Kreis beschreibt.

    Auch für Grafenrheinfeld gibt es Pläne für einen derartigen Notfall. Vor drei Jahren ist die jüngste Auflage eines Ratgebers von Kraftwerksbetreiber E.ON und der Regierung von Unterfranken an die Bevölkerung verteilt worden. An diese Empfehlungen sollen sich die Menschen bei einem atomaren Unfall halten, etwa wenn Jod-Tabletten an die Einwohner verteilt werden sollen.

    Darin ist auch die Evakuierung der Region um Schweinfurt geregelt. Dazu ist sie in Zonen eingeteilt: Die Kernzone hat einen Radius von zwei Kilometern um das Kraftwerk. In der Mittelzone beträgt die Reichweite zehn Kilometer von den nördlichen Stadtteilen Schweinfurts bis fast nach Bergtheim. Für die darin liegenden Gemeinden sind die Aufnahmeorte festgelegt: So werden zum Beispiel die Einwohner Grafenrheinfelds in den Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim gebracht, die aus Werneck nach Bad Kissingen. Die Mittelzone umfasst einen Radius von 25 Kilometern – von Haßfurt bis Bad Kissingen und Würzburg. Die Fernzone hat einen Durchmesser von 200 Kilometern. Je nach Art des Unfalls sollen die Zonen aktiviert werden. Wichtigster Hinweis für eine Evakuierung: „Bewahren Sie Ruhe!“

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