Dass man sich mit einer Handvoll Gummibärchen gegen die Unruhe in einem voll besetzen Festzelt durchsetzen und sich so Gehör verschaffen kann, das stellte Festrednerin Anne Hartmann beim Unterfränkischen Bauerntag unter Beweis. Zu einer Stunde Politik nach vielen Stunden modernster Agrartechnologie hatten der Bayerische Bauernverband und die Jungbauernschaft im Bezirk Unterfranken im Rahmen des Fendt- und Saaten-Union-Feldtages auf dem Gut Wadenbrunn bei Kolitzheim (wir berichteten) eingeladen.
Anne Hartmann war bis April Bundesvorsitzende der Deutschen Landjugend. Sie engagierte sich dabei neben ihrem Studium der Agrarwissenschaften und der Arbeit auf dem elterlichen Ackerbaubetrieb in Diersbüttel am Rande der Lüneburger Heide für ihren Berufsstand. Mittlerweile gehört die 25-Jährige dem Vorstand der Junglandwirte in Niedersachsen an.
Mit Mut in die Zukunft
Ihr Hauptanliegen ist es, Kolleginnen und Kollegen Zuversicht im Hinblick auf den eigenen Berufsweg zu vermitteln. So sprach die 25-jährige aktive Landwirtin dann auch im Festzelt auf dem Hofgut Wadenbrunn zum Thema „Landwirtschaft 2020 – Mit Mut in die Zukunft“.
Doch um zum Anfang zurückzukommen: Was haben fünf verschieden farbige Gummibärchen mit der Zukunft der Landwirtschaft zu tun? Die aufgehängten Bilder der „fünf mitgebrachten Freunde“ nutzte Anne Hartmann, um vier davon verschwinden zu lassen und damit zu zeigen, dass seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute 1 300 000 Berufskollegen dem Strukturwandel zum Opfer gefallen sind. Sie haben aufgegeben oder sind Kooperationen mit anderen Landwirten eingegangen.
Viele haben aufgegeben
Der verbleibende Gummibär stehe für die noch knapp 350 000 praktizierenden landwirtschaftlichen Betriebe. „Das ist unsere Zukunft“, so die Rednerin, um an die Adresse des bäuerlichen Nachwuchses nachzuschieben: „Sie haben die Möglichkeit, sich zu entfalten und zu entwickeln und dem schönsten Beruf der Welt nachzugehen, dem des Landwirts.“ Überhaupt habe alles, was man auf dem Feldtag sehen konnte, mit Zukunft zu tun.
Der Wandel sei gigantisch, die Entwicklung rasend schnell. Nach Aussage von Anne Hartmann hätten Landwirte aber eine große Zukunft, wenn sie drei Dinge verinnerlichen würden: Mut, Offenheit und Antriebskraft. Dieser Beruf biete so viele Perspektiven, das sei einzigartig, betonte sie.
Es bedürfe angesichts der großen Umwälzungen und Herausforderungen und einer langfristigen Strategie aber gerade Landwirte, die sich in die Politik einmischen. Die Mutmacherin: „Wir müssen begreifen, dass wir es sind, die etwas verändern können. Wir müssen selbst den Arsch hochkriegen und sagen, ich möchte etwas verändern. Wir dürfen nicht nur darauf hoffen, dass jemand kommt und für uns den Mund aufmacht. Das ist unsere Zukunft!“
In die politische Kerbe hatte eingangs auch der Präsident des BBV-Bezirksverbandes, Bernhard Weiler, geschlagen, indem er erklärte: „Es kann ohne Staat ihm Moment nicht gehen. Deshalb werden wir um jeden Euro als Ausgleichszahlung in Brüssel seitens des Bayerischen Bauernverbands kämpfen. Wir werden es aber nicht zulassen, dass wir für jeden Euro Rechenschaft ablegen müssen.“
Nahrungs- und Energiehunger
Mut machte den Landwirten auch der Geschäftsführer des AGCO-Konzerns, zu dem die Firma Fendt gehört. Peter-Josef Pfaffen unterstrich, dass sich die Weltbevölkerung in den nächsten 50 Jahren verdoppeln werde und ernährt werden müsse. Dies sei eine große Chance, weshalb man keine Angst vor der Zukunft haben sollte. Auch der Energiehunger werde zunehmend von der Landwirtschaft gestillt.
Weitere Grußworte bei dem vom Musikverein Kolitzheim umrahmten Bauerntag sprachen im Beisein unter anderem von Innen-Staatssekretär Gerhard Eck, MdB Paul Lehrieder, MdL Otto Hünnerkopf und Kitzingens Landrätin Tamara Bischof der Hausherr, Paul Graf von Schönborn, und Kolitzheims dritter Bürgermeister Alfred Bumm. Das Schlusswort hatte der Direktor des BBV-Bezirksverbandes, Wilhelm Böhner.
„Troglauer Buam“ heizten ein
Mit einem Jungbauernduell sowie der Landjugendparty der Bayerischen Jungbauernschaft ging der Feldtag in Wadenbrunn zu Ende. Für tolle Stimmung unter den zahlreichen Besuchern aus dem gesamten Bundesgebiet sorgten zum Ausklang wie vor zwei Jahren erneut als Zugpferd die „Troglauer Buam“. Viele Feldtag-Besucher waren zu diesem Zweck gleich in Wadenbrunn geblieben, aber auch viele Troglauer-Fans kamen am Abend aus der Region dazu. „Insgesamt war die Veranstaltung ein voller Erfolg und eine tolle Gelegenheit für gute Gespräche unter jungen Landwirten und der Branche nahestehenden Personen“, so Marcus Rothbart, der Landesgeschäftsführer der Bayerischen Jungbauernschaft.