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GELDERSHEIM: Wasserleitung für drei Asylunterkünfte

GELDERSHEIM

Wasserleitung für drei Asylunterkünfte

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    Archäologische Befunde: Auf der Bautrasse der Wasserleitung zur Asylbewerberunterkunft in den Conn-Barracks bei Geldersheim dokumentiert Archäologe Oliver Specht die Funde, die auf eine Siedlung der Metallzeit hinweisen.
    Archäologische Befunde: Auf der Bautrasse der Wasserleitung zur Asylbewerberunterkunft in den Conn-Barracks bei Geldersheim dokumentiert Archäologe Oliver Specht die Funde, die auf eine Siedlung der Metallzeit hinweisen.

    Lagerndes Baumaterial, Geräte und Rohre an der Zufahrt zur ehemaligen Conn-Kaserne verdeutlichen eine Baustelle. Die Rhön-Maintal-Gruppe (RMG) legt seit vergangener Woche die ein Kilometer lange Wasserleitung zum Kasernen-Gelände, nötig für drei ehemalige US-Gebäude. Dort sollen ab April Asylbewerber eine Gemeinschaftsunterkunft (GU) finden. Der Zeitplan bis dahin ist eng. Überraschend tauchten jetzt beim Baggern Bodenverfärbungen auf, die auf archäologische Befunde hin untersucht werden.

    Drei ehemalige Unterkunftsgebäude für amerikanische GIs am westlichen Rand der Conn-Barracks, nah am Eingang, haben die Regierung von Unterfranken als Mieter und die Bima als Eigentümer für Wohnraum ausgewählt. Etwa 200 Asylbewerber können in den drei Häusern – eines noch aus der Zeit der deutschen Wehrmacht – untergebracht werden. Allerdings muss dafür noch einiges getan werden (siehe untenstehenden Bericht). Unter anderem ist auch eine neue Wasserversorgung nötig.

    Die kaserneneigenen Brunnen und das Wasserwerk hatte die Eigentümerin Bima, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, bei der Übernahme von den Amerikanern aufgegeben, aus wirtschaftlichen und städtebaulichen Gründen, wie es hieß. Auf dem 203 Hektar großen Gelände soll mittelfristig ein Gewerbepark entstehen.

    Für Gewerbepark gerüstet

    Für dessen künftige Dimension sind die jetzt gewählten Rohre bereits ausgelegt mit einem Durchmesser von 20 Zentimetern. Die RMG zweigt die Leitung von ihrem Netz bei Geldersheim als neuen Strang zu den Conn-Barracks ab. Verlegt werden die Rohre 1,50 Meter tief in einem ein Meter breiten Graben.

    „Die Regierung hat angefragt, ob wir die Wasserversorgung übernehmen“, erklärt dazu RMG-Geschäftsführer Walter Weinig. Weil die drei aktuell benötigten Gebäude auf der Gemarkung Geldersheim liegen und diese zum RMG-Gebiet gehört, habe der Wasser-Zweckverband die Pflicht, für Trinkwasser zu sorgen.

    Man habe im Hinblick auf die spätere Nutzung gleich eine große Zuleitung gewählt. Eine Verkeimungsgefahr für das Wasser angesichts weniger Abnehmer sehe er nicht, da die Asylbewerber „gut Wasser verbrauchen“ würden und man auch ausreichend die Rohre spülen würde. Das Argument der drohenden Verkeimung im stehenden Wasser in den großen Rohren hatte die Bima benutzt, als sie die vorhandene Wasserleitung in den Conns als zu überdimensionert für die geringe Personenzahl der Asylbewerber ablehnte.

    Für den Leitungsbau in der Flur musste die RMG erst eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung für mögliche Feldhamstervorkommen erhalten. Ändern musste sie zudem die vorgesehene kürzere Trasse, weil mit einigen Grundstückseigentümern keine Einigung erzielt wurde, sagt Weinig. Die jetzige Fernleitung ist 1030 Meter lang und soll bis 20. März betriebsbereit sein.

    Soll – aber nach dem Abtrag von Mutterboden auf einem Teilstück der Trasse meldete in der vergangenen Woche ein Geldersheimer Bürger Bodenverfärbungen ans Landesamt für Denkmalpflege. An jener Stelle hat daher das Landratsamt die Bauarbeiten einstellen lassen.

    Hinweise auf eine Siedlung

    Die Baustelle konnte allerdings verlagert werden, so dass es nicht zu einer Verzögerung im Zeitplan kommt, erklärt Weinig. Ganz kurzfristig fand sich die Grabungsfirma Specht bereit, die Mittwoch bis Freitag Schürfungen durchführte, um „archäologisch relevante Befunde aufzunehmen“.

    Im vom Mutterboden abgetragenen Baustreifen weisen dunkle Kreise auf vier Pfostenlöcher in einer Grube hin, erläutert Archäologe Oliver Specht. Zwei solcher Gruben, wurden entdeckt, Hinweis auf Gebäude, auf eine Siedlung. Sie ist wohl in die Metallzeit zu datieren, wofür kleine Fundstücke, etwa ein Teil eines keramischen Gefäßes, sprechen.

    Ein Bodendenkmal sei an dieser Stelle nicht eingetragen gewesen, sagt dazu der RMG-Geschäftsführer. In der Nähe sind allerdings drei Fundstellen bekannt. „Die Gegend hier war reich an Siedlungen“, so Archäologe Specht. Nach der Dokumentation wird ein Archäologe baubegleitend weiter vor Ort sein, die Baggerarbeiten können weitergeführt werden. Als „Zustandsstörer“ muss die RMG die Kosten der Grabung übernehmen.

    Apropos Kosten: Bauherr des Wasserleitungsbaues ist die RMG, die auch die Kosten – geschätzt 420 000 Euro – übernimmt. Sie verlangt für die drei Conn-Gebäude einen Herstellungsbeitrag, „wie bei jedem anderen Privateigentümer auch“. Den Beitragsbescheid erhält der Eigentümer, also die Bima, die aber wiederum mit der Regierung von Unterfranken vertragliche Regelungen getroffen hat.

    Die Beitragssumme für die drei Gebäude deckt natürlich bei weitem nicht die Baukosten. Auch ein von der Regierung zugesagter Baukostenzuschuss – weil das Baudatum der Konversion voraus greift – reicht nicht aus. Daher werden die künftigen Grundstücke im Gewerbepark mit den restlichen Kosten belastet – zu den einheitlichen Sätzen im gesamten RMG-Versorgungsgebiet, erklärt Weinig.

    Langfristig gedacht

    Als gute, langfristige Investition bezeichnet er die Wasserleitung dennoch. Wenn von den 200 Hektar Kasernenfläche nur 70 verkauft würden, würde sich das rechnen. Ganz abgesehen, dass für die RMG die Wasserversorgung Pflicht sei. Und der Verkauf des Trinkwassers kommt auch hinzu.

    Innerhalb der Kaserne nutzt die RMG die vorhandene Wasserleitung zu den drei Gebäuden. Vom übrigen Leitungsnetz auf dem Gelände wird dieser Teil auf Weisung der Bima gekappt. Sie will eine Autarkstellung der Gemeinschaftsunterkunft.

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