Das Amt versteht sich als Partner der Kinder, der Jugendlichen und der Eltern. Das Jugendamt ist als Partner – und nicht als Aufsichtsbehörde – anerkannt.
Die Eltern-Kind-Bindung wolle man nicht sprengen. Das Gegenteil ist Aufgabe der Jugendämter, so Amtsleiterin Maria Albert-Wirsching, mit der diese Zeitung im Rahmen der Serie über die Ämter im Rathaus sprach. Die Fachkräfte des Amtes haben den Auftrag, die Eltern und Erziehungsberechtigte bei der Erziehung, Betreuung und Bildung von Kindern und Jugendlichen zu unterstützten. Die Herausnahme eines Kindes aus der Familie sei das letzte Mittel.
„Wir stehen Kindern, Jugendlichen und Eltern kompetent und engagiert zur Seite“, sagt die Amtsleiterin, die fünf Säulen der Unterstützung nennt: Die Frühen Hilfen sollen für einen guten Start des Babys ins Familienleben sorgen. Mitarbeiterinnen informieren Familien mit Neugeborenen über Unterstützungs- und Beratungsmöglichkeiten der Jugendhilfe (z.B. die Schreibabyberatung der Erziehungsberatungsstelle im Zeughaus).
Dem Kleinkind werden Plätze in Krippen, Kindertagesstätten und bei Tagesmüttern vermittelt, – und „wir beraten und fördern die Träger von Kindertageseinrichtungen“. 2015 werden über 10 Millionen Euro für diese Aufgabe an die Einrichtungen fliesen. Das Stadtjugendamt ist auch für die bedarfsgerechte Planung von Kindertagesbetreuungsplätzen zuständig. Dabei werden die anerkannten Träger der freien Jugendhilfe beteiligt.
Ist ein Kind vielleicht in Gefahr, muss das Amt allen Hinweisen nachgehen
Weiter stehen die Fachkräfte den Eltern bei Erziehungsfragen zu Seite und vermitteln im Einzelfall Hilfen. An das Jugendamt kann sich jeder wenden, insbesondere Kinder und Jugendliche, wenn sie Probleme haben oder in Not sind. Die Jugendarbeit des Amtes fördert Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit und unterstützt Jugendliche, Talente und Fähigkeiten zu entfalten.
In puncto Kinderschutz muss das Amt allen Hinweisen nachgehen, wenn ein Kind in Gefahr sein könnte. Gesucht wird der Kontakt zur Familie, um Lösungen zu entwickeln. Dabei kann es zu Meinungsverschiedenheiten und zur Anrufung des Familiengerichtes kommen.
Das Jugendamt besteht aus zwei Teilen: dem Jugendhilfeausschuss und der Verwaltung. Der Ausschuss hat die Aufgabe, auf die Probleme junger Menschen und Familien zu reagieren, Anregungen und Vorschläge zur Weiterentwicklung aufzunehmen, sowie die örtlichen Jugendhilfeangebote zu fördern und zu planen. Ihm gehören Stadträte, in der Jugendhilfe erfahrene Bürger und Personen an, die von den anerkannten Trägern der freien Jugendhilfe und den Jugendverbänden vorgeschlagen werden.
Die Verwaltung bringt Vorschläge ein und setzt die Beschlüsse des Ausschusses um. Sie bietet Hilfen nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz an (etwa wirtschaftliche Hilfen wie den Unterhaltsvorschuss, oder die Übernahme von Elternbeiträgen in Kindertageseinrichtungen). In erster Linie sind im Jugendamt Sozialpädagogen, Psychologen und Erzieher beschäftigt.
Ein Amt, vier Sachgebiete
Unterteilt ist das Amt in vier Sachgebiete: die Verwaltung mit 14 Mitarbeitern; die Jugend- und Familienhilfe sowie die Jugendsozialarbeit mit 14 Sozialpädagogen; die Kommunale Jugendarbeit mit den offenen Kinder- und Jugendeinrichtungen, den Spielbussen, dem Jugendschutz, der Kindertagesbetreuung und –pflege mit insgesamt neun Sozialpädagogen, neun Erzieherinnen und drei Verwaltungskräften, sowie die Erziehungsberatungsstelle für Eltern und Jugend für Stadt und Landkreis Schweinfurt mit vier Psychologen und fünf Sozialpädagogen.
Mit dem Leitungspersonal kommt das Jugendamt auf 64 Beschäftigte.
Diese kümmern sich um die Frühen Hilfen, Kinderbetreuung, Spielplätze und Spielräume, Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit (Schillergrundschule), Jugendschutz, Hilfe für Jugendliche im Strafverfahren, den Bezirkssozialdienst, Hilfen zur Erziehung, Erziehungsberatung, Trennungs- und Scheidungsberatung, Pflegefamilien/Adoptionsvermittlung, Vormundschaften/Beistandschaften, und Jugendhilfeplanung.
Die Leiterin betont im Pressegespräch, dass die Stadt in der Kinder- und Jugendhilfe nicht nur ihren gesetzlichen Verpflichtungen nachkomme, sondern „mehr“ leiste. Dazu gehört der Willkommensbrief des Oberbürgermeisters, der die Eltern jedes Neugeboren über zustehende und mögliche Hilfen informiert. Sieben Elternbriefe folgen während des ersten Lebensjahres. Entwicklung, Ernährung, Gesundheit oder Erziehung werden thematisiert. Vermittelt werden an junge Familien Familienhebammen. Vielfältig sind die Hilfen, wenn es in späteren Jahren um die Kinderbetreuung geht.
Den Rahmen der Berichterstattung würde eine Aufzählung der Freizeitangebote der Kommunalen Jugendarbeit sprengen. Hier nur einige: das Café Morrison am Bergl, der Jugendtreff Deutschhof, die Jugendbegegnungsstätte Euerbacher Straße und das Jugendhaus Franz-Schubert-Straße. Speziell an Kinder richtet sich der Kindertreff „Die Scheibe“ am Bergl und der Kindertreff am Deutschhof. Klein- bis Grundschulkinder sowie deren Familien finden im „FiZ“ im Haus der Familie (Zeughaus) eine Heimat.
Eine neue Herausforderung für die Fachkräfte stellt die stetig steigende Zahl der unbegleiteten Minderjährigen und deren Unterbringung und Betreuung dar.
Der Jahresetat des Amtes beläuft sich auf 21 Millionen Euro. Vom Land und vom Bund erhält die Stadt sieben Millionen; den Löwenanteil trägt sie selbst. Aktuell steht in der Jugendpolitik ein Ausbau der Familienstützpunkte in den Stadtteilen an. Näher bei den Familien zu sein, ist wichtig für die Akzeptanz. Mit dem Bezug des Hauses der Familie (Zeughaus) habe die Stadt ein klares Signal gesetzt, wie wichtig ihr diese Aufgabe sei, freut sich Maria Albert-Wirsching.